0457 - Satans bester Freund
ausgelotet hatte. Es mußte noch Dutzende, vielleicht Hunderte fremder Völker und Zivilisationen geben. Bislang hatte die Zamorra-Crew nur einen winzigen Bruchteil davon kennengelernt und erlebt. Es war, als würde jemand zur Erde kommen, einen Flecken Land betreten und sagen: Das ist charakteristisch für diese Welt, und da der Flecken Land von Wasser umgeben ist, ist diese Welt nicht größer als diese Insel, auf der ich stehe.
Ash’Cant mochte riesig sein.
Und jetzt war Rob Tendyke hier.
Weshalb?
Er versuchte sich zu erinnern, worauf er sich konzentriert hatte, und im nächsten Moment erkannte er den Transportfehler, der bei ihm lag. Er hatte nicht an Château Montagne gedacht. Demzufolge hatte er dort auch nicht ankommen können.
Seine Gedanken hatten gleichermaßen seinem Sohn Julian als auch Sid Amos gegolten.
Tendyke pfiff durch die Zähne.
Julian und Amos! Zwei verschiedene Zielbegriffe. Der eine irgendwo im Universum, der andere in der Hölle. Unter normalen Umständen hätte überhaupt kein Transport stattfinden dürfen, weil die Zielvorstellungen zu sehr divergierten.
Trotzdem war Tendyke versetzt worden. Nach Ash’Cant. Das bedeutete, daß sie beide hier waren.
Und zwar ganz in der Nähe, denn die mentale Reichweite der Transmitterblumen war begrenzt. Wer von irgendwo zur Erde wollte, mußte das schon präzisieren, weil es auf der Erde mehrere Blumenkolonien gab und sie nicht alle gleichzeitg den Reisenden empfangen konnten.
Da es feststand, daß es in anderen-Welten diese Blumen auch gab, war zu folgern, daß es pro Dimension, ähnlich wie auf der Erde, nicht nur eine Pflanzengruppe gab. So war es bestimmt auch auf Ash’Cant. Hier gab es garantiert nicht nur diese eine Kolonie von Regenbogenblumen.
Also mußten Julian und Sid Amos sich in der Nähe befinden.
Es war genau die Zusammenstellung, die Tendyke immer hatte verhindern wollen!
***
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden befanden Zamorra und Nicole sich in Ted Ewigks Villa. Carlotta hatte den Mann ins Bett gebracht und so weit wie möglich ausgezogen. Viel zu schleppen hatte sie dabei nicht gehabt. Ted war nicht nur kräftemäßig geschwächt, sondern er hatte auch in den Tagen seit der Verwundung erheblich an Gewicht verloren.
Jetzt, wo er in seinem Schlafzimmer lag, sah er fast wieder genauso schlecht aus wie vor ein paar Stunden im Krankenhaus.
Carlotta verstand Zamorras unausgesprochene Frage. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe diesmal keinen Arzt alarmiert, sondern nur euch. Ich glaube auch nicht, daß man Ted nach seinem hitzköpfigen Abgang dort noch einmal aufnimmt. Selbst wenn man ihnen unterlassene Hilfeleistung vorwerfen würde… ich würde Ted auch nicht mehr nehmen. Ein Patient, der wider besseres Wissen Hilfe strikt ablehnt und die Ärzte und das Pflegepersonal beschimpft… nein, danke. Wer läßt sich das gefallen?«
»Er braucht einen Privatarzt, der sich um ihn kümmert«, sagte Zamorra.
»Er braucht eine Tracht Prügel, damit er wieder zu Verstand kommt«, behauptete Nicole.
Zamorra wies auf den Reglosen. »Bitte«, sagte er. »Bedien dich. Er wehrt sich bestimmt nicht. Tob dich aus.«
»Fängst du jetzt auch an zu spinnen?« erkundigte Nicole sich stirnrunzelnd.
»Du sprachst von Prügeln«, sagte Zamorra. »Ich habe das Gefühl, daß dir Don Cristofero zu sehr aufs Gemüt schlägt.«
Er ließ sich auf der Bettkante nieder und berührte Teds Stirn, tastete nach seinem Puls, und dann griff er nach dem rechten Arm seines Freundes. Er hob ihn hoch, bewegte ihn. Ted reagierte nicht. Auch nicht, als Zamorra die Stelle berührte, an der früher die Wunde gewesen war.
Zamorra überwand sich und kniff in die Stelle.
Er hatte damit gerechnet, daß Ted spätestens jetzt senkrecht im Bett stehen würde. Aber er lag nach wie vor reglos da. Deutliches Zeichen, daß es die Wunde einfach nicht mehr gab, daß Teds Reflexe aber ebenfalls völlig blockiert waren.
»Kannst du feststellen, ob er etwas denkt?« fragte Zamorra.
»Er ist abgeschirmt. Hast du das vergessen?« gab Nicole zurück. »Ich kann nur sein Gehirnstrommuster fühlen. Aber ich kann es nicht einmal vergleichen, weil ich keinen sicheren Eindruck von früher habe. Wenn es sich verändert haben sollte, entzieht sich das meinem Feststellungs-Vermögen.«
»Was passiert jetzt?« fragte Carlotta.
»Schert euch zum Teufel und schickt mir den schwarzen Gnom her. Nur er kann mir wirklich helfen«, sagte Ted Ewigk.
***
Stygia, die versucht
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