0458 - Der Schrecken hinter der Wand
mich nicht an, oder es ergeht Ihm schlecht!«
Ted Ewigk lachte.
»Seid friedlich, Señor«, verlangte er. »Es kann euch sonst teuer zu stehen kommen!«
»Mich?« schrie Cristofero erzürnt. »Ihn kommt’s teuer zu stehen, nicht mich! Dieser Büttel wagt es wahrhaftig…«
»Ruhe«, sagte Zamorra. Er sah, daß zwei andere Zollbeamte ihre Dienstwaffen gezogen hatten und auf Don Cristofero anlegten. »Waffe fallenlassen, oder wir schießen!« schrie einer von ihnen. Kein Wunder, war doch ihr Kollege unmittelbar bedroht durch eine blanke Klinge, und die Art, wie der Mann aus der Vergangenheit sie blitzschnell eingesetzt hatte, bewies allen Zuschauern, daß er damit verdammt gut umgehen konnte.
Zamorra packte mit beiden Händen zu und bog den Arm des Grande nach unten, so daß der Zollbeamte nicht mehr unmittelbar bedroht wurde. Hinter ihnen starrten andere Fluggäste neugierig oder auch bestürzt herüber und beobachteten die Szene.
»Warten Sie, Gentlemen«, bat Zamorra. »Ich werde jetzt in meine Innentasche greifen. Schießen Sie nicht, es ist keine Waffe.«
Auf Don Cristoferos Stirn war eine Zornesader angeschwollen. Daß ausgerechnet ein englischer Zöllner etwas von ihm wollte, regte ihn gewaltig auf.
Zamorra ahnte, daß die Situation jeden Moment außer Kontrolle geraten konnte. Zum Teufel, warum war keiner der Druiden erreichbar gewesen? Per zeitlosem Sprung wäre es doch viel einfacher gewesen, ans Ziel zu gelangen! Es hätte diese Schwierigkeiten erst gar nicht gegeben…
Zamorra holte ein flaches Etui aus der Innentasche seiner leichten Anzugjacke. Er klappte es auf und hielt es den Beamten entgegen. Es war der Sonderausweis, den er vor langer Zeit einmal vom britischen Innenminister persönlich ausgestellt bekommen hatte und der ihm Hoheitsrechte verlieh. Er hatte einem hohen Tier der Politik einen großen Gefallen getan und war, um ungehindert ermitteln und handeln zu können, mit diesem Ausweis ausgestattet worden. Zu seiner Verblüffung war kein Gültigkeitsende vermerkt worden; der Ausweis war also immer noch zu benutzen, und er war auch nie zurückgefordert worden.
»Stecken Sie die Waffen ein, Gentlemen, und machen Sie keine Staatsaktion daraus. Diese Leute gehören zu meinen Mitarbeitern, ich übernehme die Verantwortung für Sie. Wir sind im Einsatz. Können wir jetzt gehen?«
Ihm war gar nicht wohl bei der Sache. Es war das erste Mal, daß er diesen Sonderausweis einsetzte, um persönlichen Ärger abzuwenden. Er hatte ihn auch früher schon hin und wieder einsetzen müssen, aber dann nicht aus rein privaten Gründen, wie dieser einer war. Aber er mußte verhindern, daß Don Cristofero ausflippte. Und der würde ausflippen, wenn er noch ein paar Minuten länger mit den Beamten zu tun hatte.
Jemand sah sich den Ausweis sehr genau an und notierte die Daten. »Sie können gehen«, schnarrte er dann verdrossen.
»Steckt Euren Degen wieder ein, verdammt!« zischte Zamorra dem Mann aus der Vergangenheit zu, nahm ihn beim Arm und zog ihn mit sich. Die anderen folgten ihnen.
Zamorra wußte, daß es Ärger geben würde. Man würde nachforschen, welcher Art Einsatz das war, bei dem Zamorras Ausweis benutzt worden war. Zamorra hatte aber kein gesteigertes Interesse daran, wegen Amtsmißbrauch zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er bedeutete Nicole, ein wenig auf den Don und den Gnom aufzupassen, Ted, nach dem Mercedes Ausschau zu halten, und suchte selbst eine Telefonzelle auf, um ein klärendes Gespräch zu führen.
Der Mann, der ihm seinerzeit den Ausweis ausgestellt hatte, war längst nicht mehr im Amt. Aber Zamorra kannte jemanden, der im Oberhaus des britischen Parlaments saß. Lord Bryont Saris. Der Schotte war sein Freund, hatte ihn irgendwann einmal sogar in seinen Clan adoptiert.
Zamorra bekam den Lord tatsächlich an den Apparat und schilderte ihm die prekäre Situation.
Lord Saris lachte leise.
»Sachen machst du, mein Lieber«, brummte er. »Du bist ganz schön verrückt, weißt du das? Aber ich werde das hinbiegen. Du kannst dich darauf verlassen, daß es keine negativen Folgen für dich haben wird.«
Zamorra lächelte, obgleich Lord Saris das natürlich nicht sehen konnte. Es war gut, Freunde zu haben, auf die man sich verlassen konnte.
Er kehrte zu den anderen zurück. Ted Ewigk hatte unterdessen den Mercedes entdeckt. Der weiße 560 SEL parkte unweit des Taxistandes. Ein junger Mann im dunkelblauen Anzug stieg aus und händigte Zamorra den Fahrzeugschlüssel aus. »Alles in
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