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0458 - Der Schrecken hinter der Wand

0458 - Der Schrecken hinter der Wand

Titel: 0458 - Der Schrecken hinter der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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konnten, welche Nachbarn es in welcher Entfernung gab; währenddessen telefonierte Zamorra. Zunächst wechselte er ein paar Worte mit dem benachbarten Earl of Pembroke, der ihm begeistert mitteilte, daß sein Gespenster-Asyl mittlerweile wieder Zuwachs bekommen hatte, weil mal wieder in irgend einem nordenglischen Spukschloß ein paar Geister exorziert worden waren. Die neuen Besitzer sperrten sich gegen die Tradition, daß jedes englische Schloß, das etwas auf sich hielt, doch mindestens einen echten kettenrasselnden oder mit dem Kopf unter dem Arm durch die Kellergewölbe schleichenden Geist aufweisen sollte. »Die Sitten verfallen immer mehr, mein lieber Zamorra«, beklagte der Earl sich, der selbst unter seinesgleichen als recht verschroben galt. »Niemand zeigt mehr ein Herz für die ruhelosen Seelen. Entweder werden sie für den billigen Massentourismus ausgenutzt, oder man jagt sie mit Schimpf und Schande von ihren angestammten Plätzen. Dabei wissen diese ach so geschäftstüchtigen modernen Leute gar nicht, ob sie nicht eines Tages selbst als Gespenst regelmäßig spuken werden.«
    »Sagen Sie, haben Sie zufällig auch ein paar zauberkundige Geister in Ihrer Obhut, Sir?« erkundigte Zamorra sich.
    »Aber sicher, denke ich«, erwiderte der Earl. »Warum fragen Sie?«
    »Vorübergehend ziehen neue Nachbarn ins Cottage«, erklärte Zamorra. »Besuch aus der Vergangenheit. Einer davon ist ein Zauberer, der aber meist ein wenig Pech hat. Er könnte ein paar Nachhilfestunden gebrauchen, damit die beiden bald wieder zurück in ihre Zeit kommen.«
    »Ich werde fragen, ob jemand von meinen lieben Gästen sich dazu bereiterklärt, diese Nachhilfe abzuhalten«, versprach der Earl.
    Als nächsten holte sich Zamorra noch einmal Lord Saris an den Apparat. Der versicherte ihm, daß er die Angelegenheit mit dem Sonderausweis geregelt habe und daß Zamorra in dieser Hinsicht nichts mehr zu befürchten habe. »Aber es hat mich eine Menge Schweiß gekostet. Wenn du dich mal wieder auf Llewellyn-Castle sehen läßt, wirst du ein hübsches Fäßchen Whisky mitbringen müssen, um meine Substanzverluste auszugleichen. Irgendein Scherzbold hatte nämlich bereits das Innenministerium mobil gemacht, und es hätte nicht viel gefehlt, daß man dich zur Fahndung ausgeschrieben hätte.«
    Zamorra seufzte. »Ich danke dir, alter Freund«, sagte er. »Und die Forderung nach dem Whiskyfaß werde ich an den Auslöser dieses Chaos’ weitergeben. Mal sehen, was Don Cristofero sich einfallen läßt.«
    »Den Gentleman möchte ich doch liebend gerne einmal kennenlernen«, sagte Sir Bryont. »Vielleicht kennt man sich von früher her.«
    »Das liegt über 300 Jahre zurück.«
    »Na und, Zamorra? Ein paar Erinnerungen an mein voriges Leben sind durchaus noch vorhanden!«
    Zamorra nickte. »Richtig«, gestand er. Er erinnerte sich an die Erbfolge. Jeder Träger dieser Erbfolge, unwichtig, ob er der erst- oder letztgeborene Sohn war, lebte auf den Tag genau ein Jahr länger als sein Vorgänger. Neun Monate vor seinem Tod hatte er einen Sohn zu zeugen. Tod und Geburt mußten auf ein Datum fallen - man munkelte, daß es auf ein paar Tage Unterschied nicht ankam -, und das Geistbewußtsein, die Seele oder wie man es auch immer nennen mochte, ging vom dahinscheidenden alten Leben auf das frisch in die Welt gekommene neue Leben über. Der Geist blieb, nur der Körper wechselte.
    Das ging schon seit vielen Jahrtausenden so. Der Silbermond-Druide Gryf ap Llandrysgryf, der seit wenigstens 8000 Jahren auf der Erde wandelte, hatte noch einen der ersten Vertreter in der Kette der Erbfolge erlebt. Vorwürfe, daß es auf der britischen Insel vor 8000 Jahren noch keine burgenbauenden Zivilisationen gegeben habe, ließen sowohl Gryf als auch Lord Saris kalt. »Der Llewellyn-Clan hat sich noch nie von der modernen Geschichtsschreibung diktieren lassen, damals nicht existent gewesen sein«, pflegte Lord Saris darauf zu antworten. »Die Herren Archäologen und Historiker müssen dann eben ein wenig tiefer graben als bisher, aber wer akzeptiert schon gern, daß er einem Jahrtausend-Irrtum unterlegen ist? Ein gewisser Erich von Däniken wird ja hauptsächlich deshalb so angefeindet, weil nicht sein darf, was die etablierten Wissenschaftler mit ihrem akademischen Brett vorm Kopf selbstherrlich und fantasielos als unmöglich erklären, weniger, weil es vielleicht tatsächlich nur Hirngespinste wären. Aber ehe man zugeben muß, sich selbst geirrt zu haben und daraufhin

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