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0459 - Die Herrin der Drachen

0459 - Die Herrin der Drachen

Titel: 0459 - Die Herrin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jörg-A.
    »Ja«, sagte Zamorra. »Ungewöhnliche Dinge erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Was glaubst du wohl, weshalb wir so inkognito durch das Moor irrten, ohne der Überwachung anzuzeigen, wohin wir uns gewandt haben?«
    Jörg-A schluckte hörbar. »Was bedeutet das? Einen Aufstand? Gebieter, wollt Ihr mich da etwa hineinziehen? Bedenkt, daß ich immer treu gedient und geopfert habe, und daß…«
    »Du fliegst«, sagte Zamorra ruhig und legte ihm die Hand auf die Schultern. »Du folgst einem Befehl des Großen. Mehr verlangt niemand von dir. Alles andere überlaß getrost uns.«
    »Ja, Gebieter«, murmelte der Mann im dunklen Overall. »Wir werden in elf Minuten den anderen Dimensionsriß erreichen.«
    »Sehr gut«, lobte Zamorra.
    Sich selbst nannte er einen Wahnsinnigen. Das Spiel war schon zur Hälfte aufgeflogen. Jede weitere Minute, die verstrich, konnte das Ende bringen.
    Und die Drachenschuppe für Sara Moons Radikalkur an Ted Ewigk war noch nicht in Sicht! Statt dessen steckten sie zwar nicht mehr im Moor, aber bis zum Hals in Schwierigkeiten!
    ***
    Sie starrten sich an.
    Julian Peters, der Junge, der über unglaubliche, ultimative Macht verfügte, fühlte sich in diesem Moment hilflos. »Ich liebe dich, Angelique«, hatte er gesagt. Und nun wußte er nicht, was sich daraus entwickeln würde.
    Zum ersten Mal gab es etwas, worauf er keinen Einfluß hatte. Er konnte nur hoffen, daß Angelique seine Liebe erwiderte. Aber er konnte diese Liebe nicht erzwingen.
    »Du bist verrückt, Julian«, erwiderte sie schließlich atemlos. »Du bist völlig verrückt! Du - mich lieben?«
    »Du glaubst mir schon wieder nicht.« Es war keine Frage und keine Behauptung.
    Er erhob sich wieder und ging langsam zur Tür. Seine Schultern hingen etwas. Mit gesenktem Kopf setzte er einen Fuß vor den anderen.
    Da schnellte hinter ihm auch Angelique hoch, war mit ein paar Schritten bei ihm und faßte seinen Arm, riß ihn herum. Ihre Blicke kreuzten sich.
    »Du spielst mit mir«, schrie sie atemlos. »So, wie du mit der Macht in der Hölle gespielt hast und dieses Spiels schließlich überdrüssig wurdest! Wann wirst du meiner überdrüssig sein?«
    »Nein«, keuchte er.
    »Nein, Angelique, das ist nicht wahr! Diesen Vergleich darfst du nicht ziehen. Das ist nicht fair. Es tut weh…«
    Und er sank in sich zusammen, hockte sich auf den Boden, lehnte sich an die Zimmerwand. »Angelique, das ist nicht fair. Du siehst es falsch. Ich… ich liebe dich. Was muß ich noch sagen?«
    Sie starrte ihn an.
    »Bist du sicher, daß du meinst, was du sagst?« fragte sie leise. »Liebe - was ist das für ein Wort? Vor allem für dich, den Oberteufel? Wie kannst du von Liebe reden? Was ist Liebe für die Hölle? Meinst du vielleicht eher, daß du eigentlich nur mit mir ins Bett willst?«
    Er raffte sich wieder auf.
    »Liebe«, sagte er. »Was ist das? Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie vorher erlebt. Ich kann nur glauben, daß es das ist, was ich spüre. Verdammt, warum kannst du mir das nicht glauben?« Er schrie die letzten Worte.
    »Ich möchte dir ja glauben, Julian, aber…«
    »Was aber?«
    Sie schüttelte nur den Kopf. Und dann fiel sie ihm plötzlich in die Arme.
    »Hilf mir, Julian«, flüsterte sie. »Hilf mir, zu verstehen. Ich weiß, daß du nicht der bist, für den die anderen dich halten. Wenn ich doch nur sicher sein könnte…«
    »Ich kann dir diese Sicherheit geben«, sagte er ruhig.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an, nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. »Wie?«
    »Vertrau mir«, sagte er.
    »Ja…«
    »Komm mit mir. Lerne mich kennen. An einem neutralen Ort. Dort, wo uns niemand kennt. Wo wir nicht in irgendwelche Zwänge eingebunden sind. Wo du nicht den Ritualen deines Lebens und den Erwartungshaltungen deiner Umgebung unterworfen bist, sondern so sein kannst, wie du wirklich bist, weil du so sein möchtest. Da, wo ich nicht den Ritualen meines Lebens und den Erwartungshaltungen meiner Umgebung unterworfen bin, sondern so sein kann, wie ich wirklich bin, weil ich so sein möchte.«
    Sie löste sich aus seinen Armen.
    »Wie stellst du dir das vor, Julian?«
    Er lächelte. »Wenn wir uns vertrauen, wird es gehen. Wir werden an einem Ort leben, an dem wir uns ungestört kennenlernen können. Wir werden dort leben, solange wir es wollen.«
    »Wer garantiert mir, daß das keine Falle ist? Daß du… ach, ich rede Unsinn. Wenn du mir Böses wolltest, hättest du das längst tun können.« Sie senkte den Kopf.

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