Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
schließlich ist das die Voraussetzung für die Abfassung eines Testaments. Wäre er betrunken gewesen, oder hätte er unter dem Einfluß eines Rauschgiftes gestanden, wäre es mir aufgefallen. Nein, Mr. Shunkers war völlig normal. Und ich schrieb nach seinen Angaben das Testament.«
    »Wer befand sich mit Ihnen im selben Raum?«
    »Niemand außer Mr. Shunkers.«
    »Woher kannten Sie Mr. Shunkers?«
    »Er wies sich durch seine Identitätskarte aus. Ich hatte keine Zweifel, daß es sein freier Wille war, ein neues Testament zu verfassen. Ich sah keinen Grund, nicht seinem Wunsche entsprechend zu verfahren.«
    »Es ist so, wie ich Ihnen sagte«, bemerkte Stiller leise, »jeder kann rechtsgültig sein Testament ändern, sooft er will, solange er bei vollem Verstand ist.«
    »Ich leistete meine Beglaubigungsunterschrift«, fuhr der Anwalt fort, »kassierte und wurde von den Burschen wieder nach Hause gebracht.«
    »Wann und warum lieferten Sie das Testament an Mr. Stiller?«
    »Wann? Sofort. Und warum? Weil es dem -Willen meines Klienten entsprach. Ich glaube, Mr. Stiller hat alle Geschäfte mit Mr. Shunkers geregelt.«
    »In dem Testament heißt es, daß Sie, Mr. Pamplon, die Werbeagentur vertreten bei der Testamentseröffnung.«
    »Ja.«
    »Welche Adresse hat die Agentur?«
    »Ich weiß nichts weiter als… ja, nicht einmal den Namen kenne ich«, murmelte Pamplon.
    »Wie wollen Sie eine Firma vertreten, deren Adresse, deren Telefonnummer Sie nicht einmal kennen?« fragte Phil.
    »Ich… die Auftraggeber wollen mich anrufen. Sie wollen mir mitteilen«, Pamplon schluckte, als müsse er einen Strick hinunterwürgen, »Sie wollen mir mitteilen, wo ich Ihnen das Geld übergeben soll.«
    »Finden Sie es nicht interessant, daß die Werbemanager sich bereits als Erben fühlten, obgleich Mr. Shunkers noch lebte?«
    ***
    Der Fabrikbesitzer riß seine Hände vors Gesicht und wich vor mir wie vor einer Feuersäule zurück.
    Bloom sprang hinzu und fing den Mann auf, führte ihn durch die offene Tür in den Salon und setzte ihn in den Sessel, der einen Blick in den Park erlaubte. Shunkers schluchzte wie ein bestraftes Kind. Ich biß mir vor Wut auf die Unterlippe. Spielte der Mann den Irren, oder hatten die Gangster ihn tatsächlich so geschockt, daß er selbst seine alte Umgebung vergessen hatte?
    Ich blieb einige Minuten in der Bibliothek stehen und sah, daß Bloom den Fabrikbesitzer zu beruhigen versuchte.
    »Hallo, Mr. Duckles«, sagte Bloom endlich, »mein Patient hat sich wieder beruhigt. Aber er weigert sich, weitere Antworten zu geben. Ich halte es für richtig, daß wir die Hausbesichtigung abbr echen.«
    Bloom kam auf mich zu und fuhr leise fort:
    »Im Ernst, Mr. Cotton, wir müssen abbrechen, sonst erleidet Shunkers einen Nervenzusammenbruch. Sie sehen doch selbst, daß er nicht einmal seine Villa erkennt. Ich habe es Ihnen ja gleich gesagt. Es ist noch zu früh. Ansatzpunkte des Erinnerns sind zwar da. Aber sie werden immer wieder verdrängt, überlagert von Ereignissen, die für uns noch im dunkeln liegen. Erst wenn wir herausfinden, was sich ereignet hat, werden wir weiterkommen.«
    »Wie gedenken Sie es herauszufinden?« fragte ich ungeduldig.
    Der Psychiater zuckte die Achseln. Leute von seinem Fach hatten unwahrscheinlich viel Zeit. Für Sie gab es keine zwingenden Gründe, die außergewöhnliche Maßnahmen rechtfertigten.
    »Gut, ich füge mich«, sagte ich.
    Wenige Minuten später verließen wir die Prachtvilla. Ich trottete zu Fuß zurück.
    Als ich den Schlüssel in den Dienstboteneingang steckte, hörte ich im Haus die Telefonglocke rasseln. Mit Windeseile jagte ich in die Diele. Aber der Apparat befand sich im Gästezimmer.
    Als ich den Hörer von der Gabel nahm, hielt ich die Sprechmuschel zu, um wenigstens einige Minuten zu verschnaufen. Der Anrufer brauchte nicht zu ahnen, daß ich gerast war, um nicht ein Rendezvous zu verpassen.
    Ich hörte das rauhe Husten einer Männerkehle.
    »Hallo, hier Duckles«, meldete ich mich.
    »Hat verdammt lange gedauert«, entgegnete ein Mann. Die Stimme kam mir bekannt vor. Aber ich war sicher, daß ich sie noch nicht durchs Telefon gehört hatte.
    »Hallo, wer ist da?« fragte ich.
    »Na, Duckles, hast du es dir überlegt? Wirst du unterschreiben?« knurrte der andere.
    »Ich denke nicht daran, euch das Geld in den Rachen zu werfen«, erwiderte ich.
    »Denk an Shunkers!« krähte der andere. /
    »Gerade deswegen werde ich euch ein Schnippchen schlagen«, konterte

Weitere Kostenlose Bücher