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0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
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oder war alles nur Theaterspiel? Wollte sie bei mir Eindruck schinden und war im Innersten vollkommen unbeteiligt?
    Sie nahm das Gals zur Hand und führte es zum Mund. Ich fürchtete, daß sie sich verschlucken würde. Aber sie hatte sich wieder soweit in der Gewalt, daß sie einige Schlucke hinunterbrachte.
    Ich stellte das Glas hin und nahm Messer und Gabel zur Hand, als hätte ich einige Stunden Zeit Und könnte endlich in Ruhe speisen.
    Amalie folgte meinem Beispiel. Sie aß tatsächlich. Aber ich sah, daß sie am kleinsten Bissen würgte, um ihn zu schlucken. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. So gut kann man nicht schauspielern.
    »Nur keine Tränen«, murmelte ich, »das Steak schmeckt ausgezeichnet. Über alles andere solltest du dir nach Möglichkeit keine Gedanken machen. Aber vergiß eines nicht: Wenn es dir ernst ist, die Burschen ans Messer zu liefern, geh zur Polizei und sage dort, wo sich das Hauptquartier der Gangster befindet.«
    Das Steak bestand aus sieben oder acht mundgerechten Happen. Die Burschen waren sehr rücksichtsvoll. Als ich den achten in den Mund gesteckt hatte, flüsterte' Amalie:
    »Um Gottes willen. Sie kommen.«
    ***
    Ich sah nicht einmal auf, als eine Visitenkarte neben meinen Teller fiel. Ohne überrascht zu sein, las ich den Text: »Werbeagentur Brewers, N. Y. 25, Postfach 709.«
    »Was soll das?« fragte ich und hob langsam den Kopf. Der Dicke stand rechts und der Hagere links von mir.
    »Mach keinen Ärger, Duckles«, knurrte der Hagere, »du weißt genau, was gespielt wird. Steh auf und komm mit. Wenn du irgendeine verdächtige Bewegung machen solltest, bist du eine Leiche.«
    »Darf ich die Gentlemen bitten, Platz zu nehmen«, erwiderte ich freundlich und deutete auf die zwei leeren Stühle. »Ich bin überzeugt, daß wir uns hier ausgezeichnet unterhalten können.«
    »Ich zähle bis drei«, sagte der Hagere, »wenn du dich dann nicht erhoben hast, jage ich dir ein Messer zwischen die Rippen.«
    Langsam erhob ich mich, wischte mir den Mund mit der Serviette ab und legte sie neben den Teller.
    »Es ist bereits bezahlt«, sagte der Dicke, »marschiert los. Ihr braucht nicht auf den Kellner zu warten.«
    Er tippte Amalie auf die Schulter, die wie gebannt auf dem Stuhl hockte.
    »Los, komm. Täubchen, du könntest satt sein. Es ist nicht gut, wenn du hier sitzen bleibst. Sonst kommt jemand auf den Gedanken, dich auszufragen.«
    Als Amalie keine Anstalten machte, aufzustehen, faßte er sie unter die Achseln und zog sie in die Höhe.
    Das Girl schüttelte den Dicken ab und ging mit sicheren Schritten vor uns her auf den Nebeneingang zu.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich es nicht für möglich gehalten, daß ein Millionär am hellichten Tag in New York aus einem Restaurant entführt wurde. Aber hier war der Beweis. Das Opfer konnte sich selbstverständlich wehren, riskierte dabei aber, niedergeschossen zu werden. Um sein Leben zu retten, würde deshalb jeder mitgehen, ohne zu überlegen, daß er sich dabei den Burschen auslieferte.
    Als ich auf den Nebenausgang zuging, sah ich für den Bruchteil einer Sekunde zur Seite. Ich blickte Phil in die Augen. Mein Freund wußte genau, wie die weitere Maschinerie mit der Präzision eines Uhrwerks ab rollen sollte. Ich hatte es ihm haarklein dargelegt. Myrna in der Zentrale hatte es auf Tonband genommen und Phil vorgespielt. Deshalb verließ ich völlig sorglos Fisher’s Restaurant.
    Es dauerte genau dreißig Sekunden, bis wir draußen auf dem Gehweg standen. Der Hagere stieß mir einen harten Gegenstand seitlich in die Rippen.
    »Eine falsche Bewegung, Duckles, dann ist es vorbei. Du hast unsere Geduld verflucht lange strapaziert.«
    Der Dicke sorgte dafür, daß Amalie zuerst in den Wagen stieg. Sie nahm den Beifahrersitz ein. Für den Dicken, den Hageren und für mich war die Fondbank des bleigrauen Thunderbird breit genug.
    Die Burschen hatten mich liebevoll in die Mitte genommen. Auch der Bullige scheute sich jetzt nicht mehr, mir seine Pistole zu zeigen. Die Mündung war auf meine Halsgegend gerichtet.
    Wir saßen kaum, als der Mann hinter dem Stuer den Motor startete und mit einem Satz losschoß.
    Die Burschen waren nicht auffallend gesprächig. Deshalb begann ich die Unterhaltung:
    »Und was versprecht ihr euch von diesem Abendausflug?«
    »Eine ganze Menge«, erwiderte der' Hagere, »wir werden dir Geschäftsmanieren beibringen, Duckles. Sonst wirstj du als Erbe der Beach-Werke nicht alt. Es ist unklug von dir, gegen den Strom

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