046 - Die Menschenfressende Bestie
sich dem Kollegen Andrews vorgestellt. Der Neue
war ein freundlicher, eleganter Mann. Ein Mann, der rasch Sympathien gewann.
Andrews mußte sich eingestehen, daß auch er Brent mochte -und doch
war er mißtrauisch. Er sah alles durch eine gefärbte Brille. Daß er nicht vorsichtig
genug sein konnte, bewies das Auftauchen von Dr. Fedderson. Der Arzt hatte mit
seinen Vermutungen zwar nicht ganz richtig gelegen - aber auch nicht völlig
falsch.
Fedderson hatte angefangen, sich Gedanken über eventuelle
Hintergründe zu machen. Ihm genügte es nicht, nach einem angeblich
überdimensionalen Skorpion zu suchen. Der Doc war der Meinung gewesen, daß
irgendjemand mit voller Absicht diesen Skorpion eingesetzt hatte.
Ein böses Grinsen verzerrte den Gesichtsausdruck Andrews.
Fedderson wäre beinahe zu einer großen Gefahr geworden. Und
dennoch hatte er sich auf der falschen Spur bewegt. Ganz andere Wege ging
Sheriff Hornfield. Andrews hatte soviel Überblick, daß er sicher sein konnte,
Hornfield würde sich konsequent auf die Suche nach dem Skorpion machen, der
inzwischen zum Schrecken der kleinen Wüstenstadt geworden war.
Ein tiefer Seufzer kam aus Andrews Kehle.
Es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn endlich einmal einer auf die
Idee gekommen wäre, sich ernsthaft Gedanken über den Professor zu machen. Er
hatte damit gerechnet, daß man zwei Tage, nachdem man Johnston vermißte,
unruhig werden würde, Die Suche hätte beginnen müssen. Als Motiv wäre ohne
weiteres eine Entführung des Professors in Frage gekommen. Das war eine
logische Erklärung, wenn man bedachte, daß Johnston mit ungewöhnlichen Dingen
experimentierte und ein Wissenschaftler war, für den sich auch das Ausland
interessierte.
Aber Johnston selbst verhinderte ein solches Vorgehen, indem er
sich auf rätselhafte, mysteriöse Weise immer wieder meldete.
»Er ist hier im Haus«, kam es wispernd im Selbstgespräch über die
Lippen des bleichen Assistenten. Lee Andrews hatte sich während der letzten
Tage nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich verändert. Er versuchte zwar
die Sorgen und Probleme, die ihn beschäftigten, zu verbergen. Aber so einfach
war das nicht.
»Ich muß ihn finden.«
Er leckte sich über die trockenen, zitternden Lippen. Die
Ungewißheit zehrte an seinen Nerven.
Er zuckte zusammen, als sich von hinten plötzlich eine Hand auf
seine Schultern legte.
Lee Andrews wirbelte mit einem leisen Aufschrei herum.
●
Larry Brent war selbst erstaunt über die Reaktion des Assistenten.
Andrews sprang vom Stuhl auf und war in der ersten Sekunde wie
benommen.
»Mann«, kam es dann über seine Lippen, »was haben Sie mich er schreckt!«
X-RAY-3 entschuldigte sich.
»Das tut mir leid. Ich hatte dreimal angeklopft. Aber niemand hat
mir Antwort gegeben. Da ich durch den Türspalt Lichtschein sah, war ich
irritiert. Ich bin eingetreten, weil ich die Tür nicht verschlossen fand. Und
offenbar in Gedanken versunken habe ich Sie hier vorgefunden. Ich dachte schon,
es wäre etwas passiert.«
Lee Andrews war so erschrocken und aufgebracht, daß er heftig reagierte.
»Was sollte denn schon passiert sein, Mr. Brent?«
Larry zuckte die Achseln. »Das Institut ist groß. Und hier wird
nicht gerade mit harmlosen Mittelchen experimentiert. Sie saßen so ruhig und
reglos vor dem Tisch, daß ich förmlich erschrocken bin.«
Andrews Spannung legte sich. »Schon gut«, murmelte er. »Aber Sie
haben mich ganz schön durcheinandergebracht. Was kann ich für Sie tun, Mr.
Brent?«
»Ich wollte Sie eigentlich einladen, mit mir den Abend zu
verbringen«, meinte X-RAY-3. »Ich bin neu hier. Die Abteilung, in der ich
augenblicklich zu tun habe, ist der Ihren - das heißt - der von Professor
Johnston angeschlossen: Sie sind ein Mitarbeiter, der jahrelang in dieser
Abteilung zu tun hatte. Sie kennen die Dinge hier aus dem Effeff.
Ich wollte, daß Sie mich ein wenig in die Materie einführen, ohne
daß es dabei trocken zugeht. Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich hätte Sie gern zu einem Drink eingeladen, Mr. Andrews.«
Larry sprach ruhig und gelassen, auf die ihm eigene charmante Art.
Sein Vorschlag hatte Hand und Fuß - und das war auch der Eindruck,
den er erwecken wollte. Aufgrund der Unterlagen, die er im Flugzeug von New
York nach Los Angeles studierte, hatte er einen genauen Einblick in die Dinge
genommen, wie sie sich bisher darstellten. Demnach konnte man Lee Andrews nicht
so ohne weiteres als Nebenperson abschieben.
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