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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gegen meine Tür hämmerte. Er hätte läuten können, war aber sicher, daß sein Trommeln besser zu hören war.
    Ich eilte in die Diele und öffnete rasch. »Hör auf, die Tür kaputtzuschlagen!«
    »Tony! Dem Himmel sei Dank, daß du zu Hause bist, mein Sohn!«
    »Du arbeitest doch nicht neuerdings für ein Abbruchunternehmen?« fragte ich und gab die Tür frei.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Pater Severin und stampfte in mein Haus, als wollte er es stürmen. Seit kurzem durfte ich den Gottesmann, der meine Silberkugeln seit Jahren weihte, duzen.
    »Ist wieder ein Wesen aus dem Reich der grünen Schatten bei dir aufgetaucht?« fragte ich den schlagkräftigsten Priester, den ich kannte. Ich spielte damit auf einen Fall an, der uns in diese andere Dimension führte. [2]
    »Nein, aber du wirst dringend in Spanien gebraucht! Die Maschine steht schon fast auf der Startbahn!«
    »Worum geht es?« wollte ich wissen.
    »Das erzähle ich dir im Flugzeug.«
    »Na schön.« Ich hinterließ für Vicky Bonney und Mr. Silver eine Nachricht, damit sie wußten, wo ich war, wenn sie nach Hause kamen, steckte die Waffen ein, die ich mitnehmen wollte, und verließ mit dem Mann in der Soutane das Haus.
    Als wir den Flugplatz erreichten, wurde der Flug nach Barcelona zum letztenmal aufgerufen. Wir schafften es gerade noch, in die Maschine zu kommen.
    Meine Güte, war das eine Hetzjagd, aber sobald wir in der Luft waren, hatten wir Zeit, uns zu sammeln. Ich löste den Gurt und wandte mich dem Priester zu.
    »Jetzt fliege ich mit dir doch tatsächlich nach Spanien. Einfach so… Ich muß bescheuert sein. Du hast noch nicht einmal die geringste Andeutung gemacht.«
    Der Pfarrer grinste breit. »Aber da wir gute Freunde sind, hast du mir blind vertraut und nicht erst viele dumme Fragen gestellt.«
    Ich hob abwehrend die Hand. »Moment, ich stelle niemals dumme Fragen.«
    Pater Severin wiegte den Kopf, schaute pfiffig drein, sagte aber nichts dagegen.
    Er war ein ganz und gar seltsamer Mensch. Wenn er die Soutane nicht getragen hätte, hätte man ihn für einen Catcher halten können.
    Er war vierschrötig und hatte den breitesten Mund, den ein Mensch überhaupt haben kann. In seinem Gesicht war eine gewissen Ähnlichkeit mit einem Pferd festzustellen. Das ist nicht beleidigend gemeint, sondern eine reine Feststellung, die den Tatsachen entspricht. Pater Severin wußte selbst von dieser Ähnlichkeit, ja er war es sogar, der mich vor Jahren darauf hingewiesen hatte.
    Für seine Schäfchen ging er durch das glühendste Höllenfeuer, wenn es sein mußte. Dafür verlangte er aber auch, daß sie für ihn da waren, wenn er sie brauchte.
    Und Sünder, die nicht bereuen wollten, was sie getan hatten, behandelte er in seinen Privaträumen auf seine ganz spezielle Art.
    Man sagte ihm überaus »schlagkräftige« Argumente nach, mit denen er bisher noch jedermann überzeugt und auf den rechten Weg gebracht hatte.
    Ich war stolz darauf, diesen großartigen einmaligen Menschen zu meinen Freunden zählen zu dürfen. Wie er zu kämpfen verstand, war sagenhaft.
    Er war ein Mann, der das Herz auf dem rechten Fleck hatte, den man einfach schätzen und lieben mußte. Seine Ehrlichkeit und seine Geradlinigkeit waren vorbildlich, und seine Unerschrockenheit sollte seinen Gegnern eine Warnung sein. Seine Durchschlagskraft rang mir immer wieder Bewunderung ab, und wie er seinen Hirtenstab handhabte, das machte ihm keiner nach.
    Armdick war der Stab, aus hartem Holz und fast zwei Meter lang.
    Meist stützte er sich nur darauf, aber wenn er ihn umfunktionierte, mußte man sich vor Pater Severin sehr in acht nehmen.
    »Würdest du nun endlich die Güte haben und mir verraten, worum es überhaupt geht? Und wieso in Spanien?«
    Pater Severin erzählte mir von einem kleinen Dorf vor den Toren von Barcelona und von seinem Glaubensbruder Don Pedro.
    »Er wird dir gefallen«, sagte Pater Severin. »Pater Pedro ist ein wunderbarer Mensch.«
    »Ist er so ein Raufbold wie du?« fragte ich grinsend.
    Mein Freund blickte sich schnell um. »Nicht so laut! Was sollen sich denn die Leute von mir denken? Willst du mich in Verlegenheit bringen?«
    »Nichts liegt mir ferner als das«, antwortete ich, und seit mich Pater Severin von zu Hause fortgeholt hatte, dachte ich zum erstenmal wieder an mein Problem, an diese vermeintliche Wesensänderung, die mit mir vorging.
    Im Moment konnte ich nichts davon feststellen. Hatte ich mir nur etwas eingebildet? War ich okay? Hatte mir

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