046 - Xendarro, der Vampir
blutjunge, schöne Mädchen ausgeliefert gewesen.
Aber besser war es, noch zu warten, sich zu bezähmen und sich dem Opfer zu nähern, wenn es völlig ahnungslos war, vielleicht sogar schlief…
Als er den Nachtisch servierte, sagte Paco Santana, er könne zu Bett gehen, sie würden ihn nicht mehr benötigen.
»Die paar Drinks, die wir noch zwitschern, kann ich zur Not auch selbst eingießen«, sagte der Fernsehstar.
»Dann darf ich Ihnen beiden eine gute Nacht wünschen«, sagte Juan Guevara.
Er deutete eine leichte Verneigung an, aber der Blick, den er Isabel Cruz aus seinen blutunterlaufenen Augen zuwarf, sagte mehr als diese Geste.
Es durchlief sie eiskalt, als der Vampir sie anschaute, und sie beschloß, darauf zu drängen, daß Paco diesen Mann entließ. Nicht heute, nicht morgen. So etwas konnte sie erst verlangen, wenn Paco Wachs in ihren Händen war. Bis dahin mußte sie sich wohl oder übel mit Guevara abfinden.
Der bleiche Verwalter zog sich zurück, und Isabel brauchte eine Weile, bis sie wieder in Stimmung kam. Von nun an steuerte sie unbeirrt auf ihr Ziel los.
Alles, was sie machte oder sagte, sollte Paco für ihre unübersehbaren Reize noch empfänglicher machen. Sie bereitete den Untergang seines Junggesellenlebens raffiniert vor. Es kam einer Gehirnwäsche sehr nahe, was sie mit ihm anstellte.
Er durchschaute die fein gesponnenen Tricks nicht, die sich wie unsichtbare Netze um ihn legten. Er genoß es, wie ihn Isabel umgarnte.
Sie war das erste Mädchen, das ihm schon in diesem Stadium unter die Haut ging. Er spürte die Widerhaken, mit denen sie sich in ihm festkrallte, doch es machte ihm nichts aus.
Er begriff, daß es ungemein schwierig werden würde, Isabel wieder loszuwerden, aber wollte er sich von ihr trennen? Hatte er nicht nach jahrelangem Suchen endlich die Richtige gefunden? Die Frau fürs Leben…?
Nach dem Essen legte Santana eine Schallplatte auf, die zu seiner großartigen Stimmung paßte. Sie waren beide etwas ernster geworden, und sie wußten, welchen Wunsch sie einander bald erfüllen würden.
Sie tranken und tanzten, und sie hatten das Gefühl, auf Wolken zu schweben. Santana küßte sie, und sie erwiderte diesen Kuß mit der gleichen Leidenschaft.
Seine Hände streichelten ihren Körper und Isabel atmete ebenso heftig wie er.
»Gehen wir nach oben?« keuchte er an ihrem Ohr.
»Kannst du noch fünf Minuten warten? Ich möchte duschen.«
»Okay.«
Santana beschrieb ihr den Weg zu seinem Schlafgemach. Er hätte sie gern begleitet, aber das wollte sie nicht. Sie sagte, er solle sich noch einen Drink nehmen und das Glas langsam leeren, und wenn sich kein Tropfen Tequila mehr darin befände, könne er kommen.
Er würde sich daran halten.
Sie verließ den Salon und stieg die breite Steintreppe hinauf.
Juan Guevara hörte ihre Schritte, und wieder einmal glitt seine Zunge rasch über die spröden Lippen. Ein tödliches Feuer brannte in seinen blutunterlaufenen Augen.
Bald, dachte er aufgeregt. Bald ist es soweit…
Isabel Cruz betrat das Zimmer, in dem sie mit Paco Santana die Nacht verbringen würde. Der Raum wurde von einem riesigen Baldachinbett beherrscht, in dem vier Personen bequem Platz gehabt hätten.
Dort, sagte sich das schöne Mädchen, und ein kleines Lächeln umspielte ihren Mund, wird sich deine Zukunft entscheiden…
Eine Tapetentür führte in ein hell gefliestes Bad mit allen Schikanen. Es war alles da, was Isabel brauchte. Sogar der weiche, flauschige Damenbademantel und die Kunststoffduschhaube fehlten nicht.
Paco Santana war für einen Damenbesuch bestens ausgerüstet. In Zukunft sollten aber keine anderen Mädchen mehr diese Dinge verwenden. Isabel betrachtete sie jetzt schon als ihr Eigentum.
Sie war nicht eifersüchtig auf die Frauen, die vor ihr hier gewesen waren. Was vor ihrer Zeit gewesen war, ging sie nichts an, von nun an aber würde Paco Santana nur noch mit einer Frau zusammen sein. Mit ihr.
Sie entkleidete sich rasch.
Splitternackt trat sie vor den großen Wandspiegel und betrachtete sich wohlgefällig darin. Paco hatte sich nicht zu beklagen. Er bekam etwas Besonderes.
Warum sollte er nach Schlechterem greifen, wenn das Bessere in Zukunft immer in seiner Nähe sein würde?
Das blonde Mädchen hatte plötzlich den Eindruck, nicht allein zu sein. Sie dachte unwillkürlich an Juan Guevara, doch im Spiegel, durch den sie den ganzen Raum überblickte, entdeckte sie ihn nicht.
Natürlich nicht!
Denn Vampire haben kein
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