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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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attraktiven Person, die soviel Persönlichkeit ausstrahlte, eine weiße, also eine abtrünnige Hexe vor uns?
    Sie bot uns mit einer eleganten Handbewegung Platz an. Pater Severin setzte sich und lehnte seinen Kampfstock neben sich an die Wand.
    Auch Marra, die anmutige Astrologin, nahm Platz und schlug die Beine übereinander. All das machte sie sehr gekonnt. Jede Bewegung schien einstudiert zu sein und auf eine größtmögliche Wirkung abzuzielen. Ich hatte noch keine Frau gesehen, die ihr Haar so großartig und lässig zurückwarf.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten?« fragte Marra.
    »Danke, nein«, sagte ich.
    »Für mich auch nichts«, brummte Pater Severin.
    Er war zwar Priester, und der Zölibat war für ihn ein ehernes Gesetz, das er niemals verletzen würde, aber er war auch ein Mann, und er hatte Augen.
    Und was diese Augen sahen, mußte auch ihm gefallen. Ich glaubte zu erkennen, daß ihm die Astrologin sympathisch war. Da war ein Ausdruck in seinem Gesicht, den es vorhin, als er über die Astrologen wetterte, noch nicht gegeben hatte.
    Madame Marra legte die schlanken Hände auf die Schenkel. Sie trug ein violettes Kleid mit einem – es sei mir erlaubt, das zu erwähnen – sehenswerten Ausschnitt.
    Ich hatte Mühe, zu verhindern, daß sich meine Augen daran festsaugten.
    »Nun«, sagte Madame Marra und richtete ihren offenen Blick auf mich. »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich lächelte. »Es ist nicht ganz einfach, das zu erklären.«
    »Versuchen Sie es…«
    Ich sagte, ich müßte zunächst voraussetzen, daß sie als Astrologin an übersinnliche Kräfte und Phänomene sowie an Geister und Dämonen glaube.
    Ich hörte keinen Widerspruch von ihrer Seite. »Wir sind nicht die einzigen Wesen auf dieser Welt«, sagte Marra. »Ich bin davon überzeugt, daß es außer dieser noch viele andere Welten gibt, sichtbare und unsichtbare, und das Gegenstück zum Guten ist das Böse. Mir ist bekannt, daß es eine weiße und eine schwarze Magie gibt…«
    »Zu welcher tendieren Sie?« warf ich ein.
    »Zur weißen«, antwortete Marra, ohne nachzudenken, aber damit hatte sie noch nicht zugegeben, daß sie eine Frau mit übersinnlichen Kräften war, die von der schwarzen auf die weiße Seite wechselte.
    Würde sie es uns überhaupt gestehen?
    »Ich jage seit Jahren Geister und Dämonen«, erzählte ich der Astrologin.
    »Man nennt mich in den Kreisen meiner Feinde den Dämonenhasser, und ich stehe zu diesem Namen.«
    »Jeder Mensch, der an das Gute glaubt, muß die Dämonen, die nur leben, um Böses zu tun, hassen, Señor Ballard.«
    »Freut mich, daß wir in diesem Punkt übereinstimmen«, sagte ich lächelnd. »Ich hoffe, das wird auch noch in weiteren Punkten der Fall sein.«
    Ich sprach über meinen Job und erwähnte, daß Pater Severin die Silberkugeln weihte, mit denen meine Freunde und ich die Waffen luden.
    Marra musterte den Mann in der schwarzen Soutane mit einem freundlichen Blick. »Wie mir scheint, beschränken Sie sich nicht nur darauf, Silberkugeln zu weihen, Pater Severin.«
    »Nein, wenn ich kann, greife ich auch aktiv in das Geschehen ein«, antwortete der Priester.
    »Es ist begrüßenswert, daß die Hölle einen so mutigen Gegner hat«, bemerkte Madame Marra, und ich glaubte zu wissen, daß sie mit diesen Worten das Herz meines Freundes gewonnen hatte.
    Ich lenkte das Gespräch auf meine Freunde, erzählte von Mr. Silver, dem Ex-Dämon, und von Roxane, der Hexe aus dem Jenseits.
    Auch Oda, die weiße Hexe, die mit Lance Selby, dem Parapsychologen, befreundet war, erwähnte ich, um Marras Vertrauen zu gewinnen.
    Während ich redete, beobachtete ich die Astrologin sehr genau, doch sie verzog keine Miene. Ernst und schweigsam hörte sie mir zu. Es war ihr nicht anzusehen, ob sie das, was ich sagte, interessierte oder gar bewegte.
    Sie schien eine Maske aufgesetzt zu haben, eine schöne, aber unnahbare Maske.
    Nachdem ich über Roxane und Oda gesprochen hatte, tat ich den nächsten Schritt: Ich erwähnte zum erstenmal Magos Namen.
    Spätestens jetzt erwartete ich mir ein leichtes Zusammenzucken, ein kurzes Flattern der Lider, doch nichts dergleichen passierte.
    Merkwürdig, dachte ich. Sehr merkwürdig. »Haben Sie schon mal von Mago gehört?« fragte ich die Astrologin direkt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Señor Ballard, der Name sagt mir überhaupt nichts.«
    Das konnte nicht stimmen. Wenn sie eine abtrünnige Hexe war, mußte sie Mago kennen, oft schon von ihm gehört haben, ihn fürchten.
    »Mago

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