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046 - Xendarro, der Vampir

046 - Xendarro, der Vampir

Titel: 046 - Xendarro, der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Besinnungslosigkeit zu betrinken.
    Er war Schneider und fand mit seinem Verdienst sein Auskommen. Er hatte keine Frau, die ihm Sorgen machte und keine Kinder, die ihn ärgerten.
    Es war einfach der Alkohol, der ihm manchmal zu gut schmeckte, und es hatte den Anschein, als hätte er heute nacht zudem noch Halluzinationen.
    »Hast du wieder getrunken, Cipriano?« fragte Pater Pedro streng.
    Valdenebro riß die Augen auf. »Keinen Tropfen, Pater! Ich schwöre es bei meinem Augenlicht! Meinen letzten Rausch hatte ich vor zwei Wochen! Seither nichts mehr.«
    »Was ist passiert?« wollte der Priester wissen. Er forderte Valdenebro auf, Platz zu nehmen.
    Der Mann ließ sich ächzend auf einen Stuhl fallen. Er blickte ängstlich zu den Fenstern. »Sind wir hier sicher?«
    »Niemand wird es wagen, gewaltsam in das Pfarrhaus einzudringen«, sagte der Pfarrer.
    Valdenebro klemmte die Hände zwischen seine Knie und schüttelte immer wieder den Kopf. »Don Pedro, Sie sind ein Mann Gottes, Sie kennen das Gute – aber kennen Sie auch das Böse?«
    Ich habe es heute nacht kennengelernt, dachte der Pfarrer.
    »Leider können wir die Existenz des Bösen nicht leugnen«, sagte er. »Was führt diese Höllenwesen hierher?« fragte Valdenebro mit bebender Stimme. »Was suchen sie in Granadell? Unser winziges Dorf sollte für sie doch viel zu uninteressant sein.«
    »Von wem sprichst du?« fragte der Priester beunruhigt. Er setzte sich ebenfalls. Spie die Hölle auf einmal schwarze Wesen aus, die das kleine Dorf heimsuchen sollten?
    Cipriano Valdenebro fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar. Seine Augen glänzten wie im Fieber. Er sah den Pfarrer an und blickte gleichzeitig durch ihn durch.
    »Ich war zu Hause, Don Pedro, habe gearbeitet«, begann er umständlich. »Miguel Garcia hat bei mir einen Anzug bestellt, den er übermorgen tragen möchte. Sein Schwager hat ihn nach Barcelona eingeladen, und Miguel möchte Eindruck machen.«
    »Kleider machen Leute.«
    »So ist es nun mal auf der Welt, Don Pedro«, sagte der Schneider.
    »Um den Anzug rechtzeitig liefern zu können, mußte ich mich ranhalten. Noch einmal möchte ich betonen, daß ich keinen Tropfen getrunken habe.«
    »Na schön«, sagte der Priester. »Du warst zu Hause, warst nüchtern und hast gearbeitet.«
    »Ja, so war es«, bestätigte Valdenebro und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht. »Ich machte nur eine kurze Pause, um mir in der Küche ein Stück Knoblauchwurst zu holen. Und da sah ich sie…!«
    Der Schneider brach ab und legte die Hände auf sein Gesicht. Pater Pedro sah, wie die Finger des Mannes zuckten. Valdenebro atmete die Luft immer wieder scharf ein.
    »Ich dachte«, fuhr er nach einer Weile fort, »ich hätte den Verstand verloren. Ich glaubte tatsächlich, verrückt geworden zu sein, denn was ich sah, darf es eigentlich nicht geben.«
    Der Priester schwieg. Es waren keine Zwischenfragen nötig; Cipriano würde von selbst weitererzählen.
    »Mir kam vor, als würden sie jemanden suchen«, sagte Valdenebro, »und als sie auf mein Haus zukamen, rannte ich durch die Hintertür, aber dort waren auch welche. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn ich im Haus geblieben wäre. Als ich floh, fühlten sie sich vielleicht herausgefordert, jedenfalls wollten sie mich packen. Ich ergriff in heller Panik die Flucht…«
    Er schilderte die Einzelheiten seiner überstürzten Flucht und regte sich dabei so auf, daß er krebsrot wurde.
    »Ich nehme an, du hältst deine Verfolger für keine Menschen«, sagte Pater Pedro, als Valdenebro endlich schwieg.
    Der Schneider lachte schrill. »Menschen! Mein Gott! Nein, das sind keine Menschen, Pater! Das sind Ungeheuer! Höllenwesen! Ich weiß nicht, was sie in unserem friedlichen Dorf suchen, aber ich bin davon überzeugt, daß sie jedem den Tod bringen, den sie erwischen.«
    »Würdest du diese Wesen beschreiben, Cipriano?«
    »Sie sind von gedrungener Gestalt, haben eine grün glänzende Haut und stumpfe Hörner auf ihrem kahlen Kopf, und in ihren Mäulern tragen sie gelbe Rattenzähne. Ich habe soviel Scheußlichkeit noch nie gesehen.«
    »Wie viele waren es?«
    »Ich zählte fünf, aber es können auch mehr sein.«
    »Und sie durchstreifen in diesen Augenblicken unser Dorf.«
    »Weil sie jemanden suchen«, sagte Cipriano Valdenebro.
    »Dich.«
    »Ja, mich jetzt auch, aber sie suchen auch noch jemand anders. Schließlich können sie unmöglich meinetwegen nach Granadell gekommen sein.«
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