046 - Xendarro, der Vampir
darüber sprach er nicht, denn er wollte in seinem Dorf keine Panik auslösen.
Er erwähnte Xendarro, den Vampir, nicht, und auch nicht die schrecklichen Ungeheuer, die Cipriano Valdenebro, den Schneider, verfolgt hatten.
Er begab sich nicht direkt in das Pfarrhaus, sondern schaute noch bei den Salgueros vorbei. Im Bäckerladen war schon Hochbetrieb.
Der Pfarrer störte Manuel Salguero nicht, sondern suchte Fena und Carmen Salguero auf.
»Guten Morgen, Pater Pedro«, sagte Fena.
Der Priester gab den Gruß zurück und fragte sie und ihre Tochter, wie die Nacht gewesen wäre.
»Ruhig«, sagte Fena.
»Ihr wurdet nicht mehr belästigt?«
»Nein«, sagte Carmen. »Wenn Sie uns nicht geholfen hätten, wäre ich heute schon… Ich kann es gar nicht aussprechen.«
Der Pfarrer lächelte. »Ich weiß, ich verlange viel von dir, Carmen, aber versuche, das furchtbare Erlebnis zu vergessen.«
Das schöne Mädchen nickte. »Lassen Sie mir ein wenig Zeit.«
Pater Pedro hatte nicht die Absicht, sein Dorf in Angst und Schrecken zu versetzen, aber einigen mutigen Männern würde er sagen, daß sie die Augen offenhalten sollten.
Männern, von denen er wußte, daß er sich auf ihre Verschwiegenheit verlassen konnte. Vor allem nachts sollen sie über Granadell wachen und ihn sofort holen, wenn irgend etwas ihren Verdacht erregte.
Der Priester wollte die Männer seines Vertrauens anrufen und einzeln zu sich ins Pfarrhaus bestellen, wo ein ungestörtes Gespräch unter vier Augen möglich war.
Vielleicht hatten die Ungeheuer, die den Schneider verfolgten, und der hungrige Blutsauger das Dorf bereits verlassen und würden es nie mehr heimsuchen, dann brauchte sich hier niemand mehr Sorgen zu machen.
Sollten sich die schwarzen Wesen aber noch einmal ein Stelldichein in Granadell geben, dann würde Pater Pedro alles daransetzen, um sein Dorf mit Hilfe jener mutigen Männer von der Bedrohung zu säubern.
Als er sich von Fena und Carmen Salguero verabschiedete, sagte das Mädchen: »Wir sehen uns in Kürze, Pater.«
»So?« Der Priester hob die rechte Augenbraue.
»Ich beliefere Sie doch ab heute mit Brot und Gebäck.«
»Ach ja.«
Pater Pedro wußte schon, bei wem er den Überschuß loswerden konnte. Es gab zwei bettelarme Familien im Dorf, die vor Glück jauchzen würden, wenn er sie von nun an regelmäßig mit Köstlichkeiten aus Salgueros Bäckerei versorgte.
Auf dem Weg zum Pfarrhaus sagte er sich, daß es sich lohne, den Menschen zu helfen. Das bewies ihm ihre Dankbarkeit, und er war sicher, daß er sie mit seiner Hilfsbereitschaft noch mehr als bisher an die Kirche band.
Um dieses Ziel zu erreichen, war er bereit, jedes Opfer zu bringen, denn er wollte ein guter Hirte sein.
***
Cipriano Valdenebro machte ein bißchen Ordnung in seinem Haus und setzte sich dann an die elektrische Nähmaschine, um die Arbeit an Miguel Garcias Anzug wiederaufzunehmen.
Immer wieder dachte er an die Ängste, die er in der Nacht ausgestanden hatte. Schaudernd überlegte er, wie es ihm wohl ergangen wäre, wenn er die Kirche nicht erreicht hätte.
Was hätten die Ungeheuer mit ihren Peitschen gemacht? Ihn in Stücke geschlagen? Unwillkürlich begann der Schneider zu schwitzen, und ihm war nicht geheuer, wenn er an die kommende Nacht dachte.
Würden diese schrecklichen Monster dann wieder in Granadell erscheinen? Valdenebro fragte sich, wie er sich vor diesen Bestien schützen sollte.
Er nahm sich vor, Pater Pedro danach zu fragen. Vielleicht hätten ihn die Höllenkreaturen in Ruhe gelassen, wenn er in seinem Haus geblieben wäre.
Immer noch glaubte er, daß sie in das Dorf gekommen waren, weil sie jemanden suchten. Ihn bestimmt nicht. Auf ihn wurden sie erst aufmerksam, als er durch die Hintertür stürzte.
Da erwachte ihr Jagdtrieb. Möglicherweise fühlten sie sich von ihm auch herausgefordert. Egal, was für einen Grund sie gehabt hatten, ihn anzugreifen, er hoffte inständig, daß ihm so etwas nie wieder passierte.
Es war grauenvoll gewesen…
Laut ratterte die Nähmaschine, und Cipriano Valdenebro war bestrebt, diese schrecklichen Gedanken zu verdrängen. Er arbeitete schnell und zwang sich auf diese Weise zu größerer Konzentration.
Heute sollte Miguel Garcia zur letzten Anprobe erscheinen, und wenn er sich dann zu seinem Schwager nach Barcelona begab, würde er einen Anzug tragen, der ihm wie angegossen paßte.
»Dein Schwager wird denken, du wärst Millionär«, sagte Valdenebro und lächelte versonnen.
Der sonnige
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