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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Woche.«
    »Das mußt du ihr selbst sagen.«
    Bill hörte die zweite Hälfte des Satzes nicht mehr, denn wir hatten das Büro bereits verlassen.
    Es schüttete.
    ***
    Hinzu kam der Wind, der die Wassermassen schräg durch die Stadt peitschte und an den Zweigen der Bäume rüttelte. Bill hatte seinen Wagen etwas entfernt geparkt. Wir waren fast naß, als wir den Porsche erreichten und uns zusammenfalten mußten, um in den engen Wagen zu klettern.
    »Meine Güte«, stöhnte ich. »Die Karre ist ja eng wie eine Sardinenbüchse.«
    »Hör auf zu meckern, Alter. Du bist doch nur neidisch, daß du nicht so einen Wagen fährst.«
    »Das nicht.«
    Wir reihten uns in den fließenden Verkehr ein. Der Professor wohnte im vornehmen Mayfair, wo die Häuser noch groß, alt und solide sind. Oft liegen sie eingeschlossen von großen Parks. Auch das Haus des Professors lag etwas versetzt in einer kleinen Seitenstraße, wo das Laub eine glatte Schicht bildete. Das Grundstück war nicht von einer Mauer umgeben. Wir konnten von der Straße in die Auffahrt rollen. Auf dem Asphalt lag das Laub. Schon bald klebte es an unseren Reifen. Bill bremste vorsichtig ab und stellte den Wagen neben einen Honda Prelude. Aus dem Haus trat eine Frau.
    Sie trug einen hellen Regenmantel. Ihr Haar schützte ein knallrotes Kopftuch.
    Nur kurz warf sie uns einen Blick zu, als wir ausstiegen. Dann stieg sie in den Honda und dampfte ab.
    Der Professor wohnte in dem viereckigen, mit Stuck und Mauervorsprüngen beladenen Kasten nicht allein. Auf dem Klingelbrett - es bestand aus Messing und schimmerte dunkel - lasen wir noch drei andere Namen. Der Professor wohnte zwischen den beiden in der ersten Etage.
    Das Haus war alt, die Tür ebenfalls, und sie schloß nicht mehr richtig. Bill hatte es mit seinen Argusaugen entdeckt. Er drückte sie auf. Ein halbdunkler, sehr breiter Flur gähnte uns entgegen. Im Hintergrund sahen wir eine ebenfalls breite Treppe aus Stein oder Marmor, der ein wenig glänzte, weil mattes Licht durch die Butzenscheiben eines höherliegenden Flurfensters fiel.
    In normaler Schrittfolge gingen wir die Treppe hoch. Bill hatte die Führung übernommen, ich hielt mich hinter ihm und stoppte in der ersten Etage vor einer sehr breiten, sogar zweiflügeligen Tür mit einem Glaseinsatz in der oberen Hälfte.
    Auch der Klingelknopf leuchtete messingfarben. Ich vergrub ihn unter meinem Daumen und hörte im Innern der Wohnung die Glocke anschlagen. Mehr aber nicht.
    Bill hob die Schultern. »Keine Schritte, keine Stimmen, der Professor scheint nicht da zu sein.«
    »Leider.«
    »Was jetzt? Sollen wir warten?«
    Ich schaute auf meine Uhr. »Irgendwie habe ich das Gefühl, rasch nach Wales kommen zu müssen. Da hält die Warterei hier nur auf.«
    Bill verzog den Mund. »Meiner Ansicht nach ist es wichtig, mit van Dyken zu sprechen.«
    Ich klingelte noch einmal. Abermals vernahmen wir keine Reaktion. Es blieb in der Wohnung still.
    Wir hatten keine rechtlich Handhabe, die Tür zu öffnen. Als eine Etage tiefer die Haustür aufging, wandten wir uns ab.
    »Vielleicht ist er das«, meinte Bill. »Laß uns mal warten.«
    Er war es nicht. Dafür kam eine Frau, die fast so breit wie groß war, einen Topfhut trug und uns anschaute, als wollte sie uns im nächsten Augenblick fressen. »Wollen Sie zum Professor?« fragte sie.
    Bill setzte sein bekanntberüchtigtes Lächeln auf. »Wenn Sie nichts dagegen haben…«
    »Habe ich aber.«
    »Und weshalb?«
    »Der Professor ist nicht da«, erklärte die Frau lakonisch.
    »Aber Sie dürfen in die Wohnung und haben sogar einen Schlüssel.« Sie hielt ihn bereits in der Hand.
    »Natürlich. Ich bin seine Zugehfrau und komme jeden Morgen, um aufzuräumen. Jetzt lassen Sie mich vorbei und meine Arbeit tun.«
    Wir hoben die Schultern. Da war nichts zu machen. Die Frau konnte uns den Zutritt zu der Wohnung verbieten. Da sie zwei Taschen trug, ließ sie die Tür offen. Sie betrat einen nicht sehr langen, dafür breiten Flur, wandte sich nach links, stellte die Taschen ab und blieb vor einer Einbauschranktür stehen.
    Wir schauten in die Wohnung hinein. Der Geruch von kaltem Pfeifentabak strömte uns entgegen.
    »Einen Durchsuchungsbefehl müßte man haben«, stöhnte Bill Conolly neben mir.
    »Was hoffst du zu finden?«
    »Weiß ich auch nicht. Mir ist der Professor irgendwie suspekt.«
    »Sie sind ja immer noch da«, beschwerte sich die Putzfrau. »Da Sie schon mal an der Tür stehen, könnten Sie die auch schließen. Aber

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