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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Richtung Wohnzimmer, um einen scheuen Blick durch die offenstehende Tür zu werfen.
    Sohn und Frau hörten ihn nicht. Sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Das kleine Monstrum hatte den Platz auf der Couch eingenommen, die sonst dem Hausherrn zustand. Er saß so, daß Edna ihn umarmen konnte, und sie hatte auch ihre Arme um diesen mageren Körper mit der glatten Haut gelegt. Der Kopf des Monsters lag schief und ruhte auf Ednas Schulter.
    Sie sang leise die Kinderlieder. Manche Strophen summte sie nur.
    Gordon zog sich wieder zurück. So etwas konnte kein Mensch ansehen, und er erst recht nicht.
    Er ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank, die untere Hälfte hatte er mit den Bierflaschen gefüllt. Zwei nahm er aus dem Fach.
    Als er die Küche verließ, sang die Frau noch immer. Zwischendurch sagte sie ein paar Worte, die Gordon nicht begriff. Erst auf der Treppe fiel ihm ein, was sie bedeuteten.
    »Bald sind wir allein«, hatte seine Frau gesagt.
    Allein…
    Gordon Seymour überlegte. Verdammt, das konnte nur bedeuten, daß sich die beiden seiner entledigen wollten. Sie würden ihn töten, einfach aus der Welt schaffen. Für ein Monster wie Ronny war das bestimmt kein Problem.
    Gordon hatte plötzlich Angst.
    Sollte er fliehen, die Wohnung einfach mitten in der Nacht verlassen? Das wäre eine Lösung gewesen, aber keine, mit der er hätte glücklich sein können.
    So einfach wollte er es den beiden nicht machen. Er mußte zumindest mit seiner Frau noch einmal reden. Möglicherweise nahm sie Vernunft an und ließ von diesem Monstrum ab.
    Über seine folgende Reaktion wunderte er sich selbst. Sehr vorsichtig stellte er die beiden Bierflaschen auf die Treppe und ging den Weg auf leisen Sohlen zurück.
    In der Küche zog er die Schublade neben dem Kühlschrank auf. Dort befand sich genau das, was er suchte.
    Die Messer!
    Keine Besteckmesser, dafür die langen, scharfen Stahlklingen, für die man viel Geld bezahlen mußte. Edna hatte nichts ausgegeben. Die Messer hatte sie in einem Preisausschreiben gewonnen.
    Er suchte sich eine lange Klinge aus, die am Griff breiter war und vorn spitz zulief. Ja, die war genau richtig für ihn. Über seine Lippen zuckte ein kaltes Lächeln, als er das Messer in der Hand wog.
    Er behielt es und machte sich auf den Rückweg. Die beiden Bierflaschen nahm er an sich und schlich die Treppe wieder hinauf.
    Niemand störte ihn. Er konnte unbehelligt sein Zimmer betreten. Dort nahm er auf der Bettkante Platz und verbarg das Messer unter seinem Kopfkissen. Sollte jemand etwas von ihm wollen - egal, wer es war - würde sich dieser jemand verdammt wundern.
    Seymour öffnete die erste Flasche, setzte sie an und trank einen großen Schluck. Er reichte nicht aus, um das trockene Gefühl aus seiner Kehle verschwinden zu lassen, also nahm er den zweiten Schluck, und als er die Flasche absetzte, war sie über die Hälfte hinaus leergetrunken.
    Seymour ließ sich zurückfallen. Die angebrochene Flasche hatte er neben das Bett gestellt. Seine linke Hand kroch unter das Kopfkissen, wo er nach dem Messer tastete. Als sich die Finger um den Griff schlossen, war er beruhigter.
    Er lag im Gästezimmer. Die Tür hatte er nicht ganz geschlossen. Der Spalt zeichnete sich grau ab.
    Von unten hörte er nichts. Anscheinend wollte seine Frau nicht mehr singen. Es konnte auch sein, daß sie und das Monster sich schlafen legten.
    Ob die anderen Pfadfinder auch zu ihren Eltern zurückgekehrt waren, wußte Seymour nicht. Er hatte sich mit ihnen in Verbindung setzen wollen, aber seine Frau hatte abgelehnt.
    Um des lieben Friedens willen hatte er sich ihren Wünschen gefügt. Im Liegen trank er die erste Flasche aus und öffnete kurz danach die zweite. Schaum quoll aus der Öffnung, als er die Flasche abstellte.
    Allmählich spürte er die Müdigkeit, die durch seinen Körper zog. Er warf noch einen letzten Blick auf die Uhr und stellte fest, daß Mitternacht schon vorüber war.
    Nein, das ist kein Leben, dachte Gordon. Das ist wirklich kein Leben, zum Teufel. So kann es doch nicht weitergehen. Ich werde verrückt, ich werde wahnsinnig, das ist…
    Seine Gedanken wurden von der Müdigkeit überschattet. Sie war wie ein großes Tuch, das alles beschattete. Er merkte nicht mehr, daß ihm die Augen zufielen. Die Bierflasche hatte er neben das Bett gestellt. Er würde sie am frühen Morgen leeren.
    Die Zeit verrann.
    In Minuten kann viel passieren, in Stunden noch mehr. Als Gordon Seymour urplötzlich

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