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0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker!

Titel: 0460 - Gestehen Sie den Mord, Phil Decker! Kostenlos Bücher Online Lesen
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er zu dem Klubhaus schlenderte, pfiff er ein Lied vor sich hin.
    Er pfiff es auch noch, als er eine Amityville-Nummer wählte. Erst als ihm das Rufzeichen aus dem Hörer entgegenklang, unterbrach er das Pfeifen.
    »Ja?« klang es ihm aus dem Hörer entgegen.
    Ohne ein Wort zu sagen, legte er den Hörer zurück. Gespannt verfolgte er den Lauf des Sekundenzeigers auf seiner Uhr.
    Nach genau 5 Sekunden wählte er erneut die gleiche Nummer. Pedantisch achtete er darauf, daß die letzte der gewählten Ziffern akkurat 60 Sekunden nach dem ersten Anruf auflaufen mußte.
    Und dann klang ihm aus dem Hörer das eintönige Piepen des Besetztzeichens entgegen.
    ***
    Marco Vincelli, bisheriger Privatsekretär von Aldo Lorentio, stand vor der Leiche. Er war nicht erschüttert. Aber er war zutiefst bewegt. Nicht aus Trauer. Eher aus Wut. Doch auch die Wut wich schnell einem anderen Gefühl.
    Vincelli sah, daß ihm hier eine einmalige Chance winkte. Er kannte die Organisation lange genug. Sie funktionierte reibungslos, solange alles genau nach dem Plan ging. Der Tod Lorentios hatte nicht im Plan gestanden.
    »Kennen Sie diesen Mann?« fragte der G-man Dick Elmerson.
    Und ob ich den kenne, dachte Marco Vincelli.
    »Nein, Sir«, sagte er fest und laut.
    Seine Gedanken gingen schon wieder weiter. Die Napoli war offenbar in Babylon eingelaufen. Der Telefonanruf vorhin konnte nichts anderes bedeuten. Zu dumm. Ausgerechnet in diesem‘Moment hatte die Polizei an seiner Tür geschellt, um ihn zur Identifizierung abzuholen. Aber im Moment des Klingeins an der Tür war er noch so schlau gewesen, das Telefonkabel aus der Wandbuchse zu ziehen. Unvorstellbar, wenn das FBI einen der stummen Anrufe miterlebt hätte.
    »Kennen Sie diesen Mann wirklich nicht?« Hart schnitt die Stimme des Washingtoner G-man in die Gedanken des Privatsekretärs.
    »Nein, Sir, ich kenne ihn nicht!« sagte Vincelli. Er wußte, daß er mit dieser Lüge im Moment noch nichts riskierte. Die spiegelnde Glatze entstellte Lorentio derartig, daß man selbst von seinem engsten Mitarbeiter kein sofortiges Wiedererkennen verlangen konnte.
    Wer mag das nur getan haben? fragte sich Vincelli. Doch er hielt sich nicht mit der Frage auf. Etwas anderes war wichtiger. Noch in dieser Nacht mußte er auf die Napoli kommen. Morgen konnte es zu spät sein.
    Erst mal untertauchen. Und dann nicht das tun, was Lorentio vorgehabt hatte. Nicht die ganze riesige Rauschgiftmenge mit einem Schlag auf den Markt werfen. Langsam verkaufen. Ganz langsam. Erst anheizen, dann steigen die Preise.
    Lorentios Plan war auch nicht schlecht gewesen: eine Rauschgiftschwemme herbeizuführen. Ganz plötzlich. Zu niedrigen Preisen. Die Endverbraucher ein paar Wochen in einem Paradies leben zu lassen. Und dann die Ware rigoros wieder verknappen, verteuern. Für die Organisation war dieser Weg sicher richtig. Sie konnte dann immer wieder für Nachschub sorgen.
    Aber ich bin jetzt Einzelgänger, dachte Vincelli.
    »Kommen Sie mit nach nebenan!« forderte der G-man. Er führte Vincelli in einen Nebenraum des Polizeigebäudes von Amityville. Einen Moment standen die beiden Männer dort stumm nebeneinander.
    Dann klopfte es leise an die Tür.
    Dick Elmerson gab Vincelli mit dem Kopfnicken ein eindeutiges Zeichen.
    Vincelli überlegte sich, ob es angebracht wäre, gegen dieses Hin und Her zu protestieren. Er ließ es jedoch.
    »Kennen Sie diesen Mann?« fragte die Stimme des Beamten.
    »Ich habe Ihnen doch schon zweimal gesagt, daß…«
    »Schauen Sie ihn noch einmal an!« forderte der G-man ruhig.
    Vincelli zuckte mit den Schultern und folgte der Anweisung. Erschrocken, entsetzt - er glaubte die Rolle gut zu spielen -wich er einen Schritt zurück.
    »Das ist - ist… Nein!« Vincellis Darbietung wirkte uneingeschränkt überzeugend. So sehr, daß Dick Elmerson zu ihm eilte und ihn stützte.
    »Kennen Sie ihn?« fragte Elmerson sehr schonend.
    Marco Vincelli brach in heiße Tränen aus. Mühsam mußte er sich erst wieder sammeln, ehe er die Antwort gab.
    »Das ist Aldo Lorentio…«
    Elmerson wollte eine Zusatzfrage stellen. Doch Vincelli spielte seine Rolle bis zum Höhepunkt durch.
    »Wer war denn der andere, Officer?«
    »Welcher andere?« fragte Elmerson erstaunt. Dann verstand er die Frage.
    Mit zwei Schritten ging er zum Kopf des toten Lorentio und nahm die jetzt nur lose aufgelegte Perücke weg.
    »Allmächtiger…« stammelte der Privatsekretär. Mit einer bühnenreifen Geste ließ er seine Knie weich werden.

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