0461 - Der Druide und die Echse
warf Carlotta einen Blick zu, den man durchaus als scheu bezeichnen konnte - für Gryf, den Schürzenjäger, recht ungewöhnlich. Aber ihm war wohl klar, wie sehr Carlotta an Ted Ewigk hing.
»Er stirbt«, sagte der Druide leise. »Beeilen wir uns, Freunde.«
»Du hast leicht reden«, gab Zamorra zurück. »Ist dir klar, daß wir in die Echsenwelt müssen?«
»Ja«, sagte Gryf. »Und ich habe auch schon einen Plan, wie wir dorthin kommen. Es kostet nur ein paar -zigtausend Lire.«
Zamorra hob erneut die Brauen. »Was hast du vor?«
»Wir nehmen ein Hotelzimmer«, sagte er. »Genauer eine Suite. Im Hotel Villa Doria Pamphili.«
Zamorra schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Darauf hätten wir auch selbst kommen können«, stieß er hervor.
***
Reek Norr betrat den Versuchsraum des Forschungszentrums. Er hatte damit gerechnet, mindestens einen Kälte-Priester hier vorzufinden. Daß sie gleich zu viert auftraten und sich wichtig machten, konnte ihn daher nur wenig überraschen. Aber alle vier zeigten ihm deutlich, daß sie von seinem Auftauchen nicht gerade begeistert waren.
Das Kälte-Tor flimmerte immer noch. Ein eisiger, unangenehmer Hauch ging von ihm aus. Nach wie vor wurde es mit Energie versorgt, um es offen zu halten und damit einen Weg in die andere Welt zu ermöglichen. Norr, der sich in die Technik ein wenig eingearbeitet hatte, um wenigstens die Grundzüge verstehen zu können, warf dne Instumenten einen prüfenden Blick zu und erschrak über die gewaltigen Mengen an Energie, die hier verpulvert wurden.
Er konnte die Kälte-Priester gut verstehen, die energisch forderten, die Maschinen sofort abzuschalten. Energie und Masse waren nur zwei unterschiedliche Zustandsformen derselben Sache, und der Verlust an Masse konnte die Entropie weiter erhöhen und den Untergang der Echsenwelt damit weiter beschleunigen.
In dem Priester, der die Abschaltung am energischsten forderte, erkannte Reek Norr denjenigen wieder, der vorhin vergeblich versucht hatte, über das Sicht-Sprechgerät mit ihm zu reden.
Norr lauschte.
»Wenn wir jetzt einfach abschalten, werden wir zu Verrätern an Shiarrek und Tecko, die dann keine Chance mehr haben, jemals zu uns zurückzukommen!« schrie der Versuchsleiter erregt. »Ich weigere mich, dieses Todesurteil für zwei Angehörige unseres ohnehin schon dezimierten Volkes auszusprechen, solange ich nicht absolut sicher bin, daß es für sie keine Hilfe mehr gibt!«
»Ihre Loyalität in allen Ehren, Chonnek, aber Sie sollten auch nicht vergessen, daß mit jeder Minute, die das Tor länger offengehalten wird, gigantische Energiemengen abfließen, und daß der Versuch ein Fehlschlag war, werden Sie doch wohl nicht leugnen können!« Auffordernd sah er dabei Reek Norr an und erwartete wohl, daß der ihm zustimmte. Immerhin war bekannt, daß Norr zwar den Priestern der Kälte ablehnend gegenüber stand, aber an den Fakten auch nicht vorbeiging, wenn sie gegen seine eigenen Hoffnungen und Erwartungen sprachen.
»Wir können nicht von einem Fehlschlag reden, solange wir nicht sicher sein können, was wirklich geschehen ist! Der seltsame Lichteffekt ist zugegebenermaßen noch nie beobachtet worden, aber wir haben auch noch keine Erfahrungen mit dieser Art, ein Tor in eine andere Welt zu öffnen! Und deshalb…«
»Wollen Sie wirklich den Untergang unserer Welt beschleunigen?« schrie der Priester den Versuchsleiter beschwörend an. »Wollen Sie wirklich das Wohl einzelner über das Wohl vieler stellen?«
Das sind ja ganz neue Töne von dir und deinesgleichen, dachte Norr sarkastisch. Er trat langsam auf die Sauroiden zu, die sich wie Kampfhähne gegenüberstanden und so aussahen, als wollten sie sich gegenseitig im nächsten Moment Zahnreihen und Krallen in die Schuppenhaut schlagen.
»Stellen Sie fest, wohin die Energie abfließt«, sagte Norr. »Vielleicht bleibt sie ja systemintern in unserer Welt und wird umgewandelt. Können Sie das, Chonnek?«
»Ich… ich bin mir nicht sicher…«
»Arbeiten Sie dran«, empfahl Norr. »Vielleicht können die Priester der Kälte ihrerseits versuchen, ihre Para-Kräfte mal für einen nützlichen Zweck zu verwenden und mit mentalen Kräften einen Blick hinter das Kälte-Tor zu werfen. Dann läßt sich vielleicht herausstellen, ob es noch Lebenszeichen von unseren beiden Freiwilligen gibt.«
»Norr, Sie…«, keuchte der Priester, der vorhin so laut das Abschalten gefordert hatte. »So - Sie wagen es, uns Befehle zu erteilen?«
Reek
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