0461 - Ein Killer läßt die Wallstreet wackeln
irgendeiner Bar sitzen und fuhr nach Hause.«
»In welcher Bar?«
»In irgendeiner!« bellte er mich an. »Ich sagte schon, daß ich betrunken war. Ich kann mich nicht erinnern, wo wir schließlich strandeten.«
»Wo kann ich Ihre Geschäftspartner sprechen?«
Wütend wie ein Tier in der Falle starrte er mich an, Öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus. Ein oder zwei Minuten lang herrschte Schweigen. Alice Deville brach es.
»Du solltest einen Anwalt nehmen, Jonny«, sagte sie völlig ruhig. »Ich werde mit Daddy sprechen.« Sie musterte mich kühl. »Etwas dagegen einzuwenden, G-man?«
Ich schüttelte den Kopf. »Selbstverständlich nicht.«
Ein Telefon stand auf einem Tisch vor dem großen Fenster. Sie hob den Hörer ab, wählte eine Nummer und sagte: »Verbinden Sie mich mit Mr. Ragley.« Nach einer kurzen Vermittlungspause fuhr sie fort: »Hallo, Daddy! Hier ist Alice. Ich spreche aus Jonnys Wohnung. Stell dir vor: Als ich herkam, traf ich Jonny in der Gesellschaft eines G-man, der Jonny ernsthaft in Verdacht zu haben scheint, einen Mord begangen zu haben. — Nein, Daddy, das ist kein schlechter Witz, sondern eine Tatsache. Ich bitte dich, komme sofort her! Jonny stottert irgendwelches Zeug zusammen, und es sieht so aus, als würde der G-man ihm in den nächsten fünf Minuten Handschellen anlegen. — Was sagst du? Der G-man könnte das nicht? Daddy, dieser G-man sieht so aus, als könnte er es. Also, komm bitte sofort!«
Sie legte auf. »Ich zehn Minuten ist er hier. — Wollen Sie mit der Fortsetzung des Verhörs so lange warten, Mr. G-man?«
»Wenn Mr. Hover mir vorher meine Fragen nicht beantwortet, bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Unsinn!« rief Hover. »Ich habe nichts zu verbergen.«
»In Ordnung! Dann sagen Sie mir, ob Sie eine Waffe besitzen.«
»Ja«, antwortete er wütend. »Eine Derring-Pistole. Und ich besitze auch die Erlaubnis, sie zu tragen.«
»Welches Kaliber?«
»Keine Ahnung. Ich habe mich nie dafür interessiert. Ich beschaffte mir Erlaubnis und Kanone vor drei Jahren. Damals hatte ich mit dar Löschung von südamerikanischen Früchten im Hafen zu tun. Ich mußte während der Nacht…«
»Schon gut! Kann ich die Pistole sehen?«
»Kommen Sie mit in mein Arbeitszimmer!«
Er ging an mir vorbei zu der Wand, die der Bar gegenüberlag. Wieder drückte er auf einen verborgen angebrachten Knopf. Ein Bücherregal, das bis zur Decke reichte, glitt mit den unteren zwei Dritteln zur Seite und gab den Eingang zum Arbeitsraum frei. Das Zimmer enthielt einen Schreibtisch, einen Aktenschrank und einen kleinen Tresor.
Hover zog eine Schublade des Schreibtisches auf. In seinem Gesicht zeichnete sich Bestürzung ab. Hastig öffnete er die anderen Fächer, fuhr mit der Hand darin herum. Als er die Suche aufgab, war er aschfahl im Gesicht. »Sie ist nicht da«, stammelte er.
Ich schlenderte zum Schreibtisch. »Lassen Sie mich mal sehen«, bat ich. Alice Deville stand im Türrahmen und beobachtete jede Handlung mit gespannter Aufmerksamkeit.
Wie ich vermutete, fand sich eine Metalleiste mit einem halben Dutzend Knöpfen an der Innenseite des Schreibtisches. »Sie haben eine Schwäche für Knöpfe, Hover. Was setzen Sie mit diesen Knöpfen in Tätigkeit?«
Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Das ist doch nebensächlich. Glauben Sie mir, daß ich nicht weiß, wo meine Pistole hingeraten ist! Irgendwer muß sie…«
Ich drückte auf einen der Knöpfe. Die Eingangstür schloß sich. Genauer gesagt, das Bücherregal schob sie wieder vor die Öffnung. Der zweite Knopf schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Als ich den dritten Knopf niederdrückte, schob sich das Mittelteil des Schreibtisches nach hinten weg. Von unten hob sich eine Holzplatte, auf der eine Schreibmaschine stand. »Wie praktisch das ist«, lobte ich. »Darf ich die Maschine einmal ausprobieren? Bitte, geben Sie mir einen Bogen Papier.«
»Bedienen Sie sich!« Er zeigte auf eine geöffnete Schublade. Auf dem Briefpapier waren Hovers Name, Adresse und Telefonnummer aufgedruckt. Ich spannte den Bogen ein, schlug sämtliche großen und kleinen Buchstaben an. Und zum Schluß schrieb ich das Wort Dollar.
Hover sah mit steigender Ungeduld zu. »Was soll das alles?«
Ich faltete das Papier zusammen und steckte es in die Tasche. Im gleichen Augenblick glitt das Bücherregal zur Seite. Ein großer schlanker Mann betrat Hovers Arbeitsraum. Er mochte ungefähr fünfzig Jahre alt sein. Sein glattes silbergraues Haar
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