0462 - Die Rache des Schlangendämons
Norr. »Sie hat die Schlage doch ausgespien!«
»Bist du deshalb ein blinder, leichtgläubiger Narr, weil dir etwas an dieser Frau liegt?« fragte Zamorra hart. »Hast du vergessen, daß auch Shiarrek seine Schlange ausspie, praktisch dir vor die Füße, und trotzdem ein Feind blieb? Hast du vergessen, daß dies bereits Carras zweite Kobra ist? Wie viele stecken noch in ihrem Leib? Frag sie, ob sie sich selbst in eine Korbra verwandeln kann!«
»Du bist verrückt, Zamorra!« stieß Norr entgeistert hervor. »Du redest im Wahn!«
»Zamorra hat recht«, sagte Nicole leise. »Ich glaube nicht, daß man Carra noch helfen kann. Nimm dich vor ihr in acht! Sie ist für dich eine tödliche Gefahr! Sie ist nicht mehr die Frau, die du liebtest.«
»Liebe…«, murmelte Norr. »Nein, ich glaube, das war es nie. Aber es ist Freundschaft. Nicole, lassen Menschen ihre Freunde im Stich? Oder versuchen sie, ihnen zu helfen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln?«
»Wir haben Ssacahs Macht kennengelernt«, sagte Zamorra. »Leider. Finde dich damit ab, daß es vorbei ist. So, wie sie eben mit der Messingschlange Nicole angegriffen hat, so wird sie auch dich angreifen!«
Carra Shakk sagte etwas, das Zamorra und Nicole nicht verstanden. Reek Norr übersetzte.
»Sie fordert, ich solle seine Fesseln lösen. Die Schlange habe sie verlassen, ihr Geist sei wieder frei…«
»Und das glaubst du?« keuchte Nicole entsetzt. »Reek, willst du Selbstmord begehen? Willst du auch ein untoter, willenloser Sklave Ssacahs werden? Halte dich von ihr fern, wenn du überleben willst! Und das willst du doch, oder?«
»Wer will das nicht?« fragte er leise zurück.
Wieder verlangte Carra in der Echsensprache, von ihren Fesseln befreit zu werden. Aber Reek Norr zögerte jetzt. Das rettete ihm das Leben. Denn plötzlich öffnete die Sauroidin den Mund, und zwei Kobras hintereinander schnellten daraus hervor, um wie in panischer Furcht die Flucht zu ergreifen!
Zweimal jagten grelleuchtende Strahlen aus Nicoles Waffe. Zweimal trafen diese blendend hellen Laserblitze ihre Ziele und verwandelten Messing-Kobras in Dampf, der sich erkaltend als schimmernde Metallschicht in der nächsten Umgebung niederschlug.
Langsam steckte Nicole die Waffe wieder ein.
»Jetzt«, sagte sie leise. »Jetzt bin ich eher bereit zu glauben, daß es vorbei ist.«
***
Merlin schlief.
Er bekam nichts davon mit, was sich in seiner Umgebung abspielte. Auch nicht, daß eine Messingschlange durch die Tür in seinen Ruheraum glitt.
Geräuschlos kroch die unheimliche Kreatur auf Merlins Lager zu. Sich emporzuwinden, bereitete ihr keine Schwierigkeiten. Dann befand sie sich neben ihm auf dem Lager.
In einer anderen Dimension erteilte Sahri der Schlange über die mentale Brücke den Befehl, zuzubeißen und die Aktion zum erfolgreichen Ende zu bringen. Gleich würde auch der mächtige, unbesiegbare Merlin, der Erzfeind der Dunkelmächte, zu Ssacahs Dienern gehören!
***
»Was ist das für ein Plan?« fragte die Fürstin der Finsternis.
Mansur Panshurab verneigte sich unterwürfig. »Verzeih, edle Herrin, wenn ich euch mit dem belästige, was ich plante und durchführte, doch es mag dir helfen und dir zu Ruhm und Ansehen gereichen.«
»Hör auf, wie die Katze um den heißen Brei herumzuschleichen«, fuhr Stygia ihn ungeduldig an.
»Herrin, bist du daran interessiert, Merlin zu deinen Untertanen zu zählen?«
Da wurde sie hellhörig. »Merlin?« echote sie, und abermals hielt es sie nicht mehr auf dem Knochenthron. Sie sprang auf, und diesmal kam sie die Stufen herunter und blieb dicht vor Panshurab, dem Schlangenbeschwörer, stehen. »Was willst du damit sagen? Du kannst nicht den Merlin meinen…«
»Ich meine den Merlin, der von Caermardhin aus die Interessen des Wächters der Schickalswaage vertritt…«
»Du bist wahnsinnig«, sagte Stygia. »Merlin wird niemals einem anderen untertan sein als dem Wächter! Auf diesen Unsinn falle ich nicht herein. Denk dir etwas Besseres aus, oder du wirst diesen Saal nicht mehr lebend verlassen!«
Ihre Augen versprühten schwarze Blitze, und ihre Rückenschwingen bewegten sich so heftig, daß sie Schwierigkeiten hatte, nicht vom Boden abzuheben. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, öffneten und schlossen sich abwechselnd. Panshurab konnte seinen Blick kaum noch von ihren Brüsten wenden, die dicht vor ihm bebten, als Stygia in heftiger Erregung tief ein- und ausatmete.
»Herrin…«
Sie versetzte ihm einen Hieb und
Weitere Kostenlose Bücher