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0462 - Wo der Orlock haust

0462 - Wo der Orlock haust

Titel: 0462 - Wo der Orlock haust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dunkle und helle Figuren auf das Holz der alten Möbel. Sie gaben dem Zimmer einen gemütlichen Schein, und als Arbeitsraum konnte man praktisch keinen besseren bekommen.
    Das hatte auch Kenneth Dalton gedacht, Chef der Ausbildungsstätte. Ihm gefiel besonders der kleine Erkeranbau. Wenn er in ihm stand, hatte er jedesmal das Gefühl, in der Luft zu schweben. Durch die bis zum Boden reichenden Scheiben schaute er über das Dorf hinweg weit in die Landschaft hinein.
    Er war froh, daß er seine Tochter auch untergebracht hatte. Nach dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren hatte sich einiges verändert.
    Zum Glück war das Angebot der Firma OMEGA gerade rechtzeitig gekommen. Im Haus besaßen er und seine Tochter Alexandra einen kleinen Wohntrakt. Kenneth Dalton gehörte zu den Menschen, deren Tag mehr als zwölf Stunden Arbeitszeit umfaßte. Am Abend hockte er auch noch in seinem Zimmer und brütete über neue Pläne nach.
    Er war ein großer Mann. Der dichte Bart ließ ihn fast wie einen Bär aussehen. Er wucherte um den Mund herum und wuchs ebenfalls auf der Oberlippe. Kenneth Dalton trug am liebsten Cordhosen und bequeme, weit geschnittene Hausjacken sowie dünne Pullover.
    Krawatten band er nur zu offiziellen Anlässen um.
    Hin und wieder hatte er seinen Platz hinter dem wuchtigen Schreibtisch verlassen, war in den Erker getreten und hatte durch das Fenster ins Tal hinabgeschaut. Das große Feuer war gut zu sehen gewesen. Auch Dalton kannte den Brauch, ihm gefiel es allerdings nicht, daß sich ausgerechnet seine Tochter unter die Dorfjugend gemischt hatte. Alexandra war ein hübsches Mädchen, die den Burschen da unten die Köpfe verdrehte. Aber er konnte sie nicht halten. Sie war volljährig. Was sollte er da noch alles sagen oder ändern?
    Auch als es klopfte, war er in seinen Gedanken bei seiner Tochter.
    Das »Come in« klang ziemlich unwirsch, und seine Stirn umwölkte sich, als er Miß Hastings, die Gouvernante, erkannte, die sein Arbeitszimmer betrat.
    Die Frau war an die 40, ziemlich mager, immer sehr schick gekleidet, und das kurzgeschnittene Haar hatte sie aschgrau färben lassen. Da sie außerdem graue Kleider bevorzugte, lockerte sie die eintönige Farbgebung durch entsprechende Accessoires auf. An diesem Abend war es ein mit hellen Perlen besetzter breiter, roter Gürtel, der ihre Taille umspannte und die Frau noch schlanker erscheinen ließ.
    Als sie eintrat, nahm sie die Brille mit dem weißen Gestell ab und ließ sie an einem Band um den Hals baumeln.
    Dalton war aufgestanden. »Miß Hastings?«
    »Ich möchte Sie sprechen, vorausgesetzt, ich störe nicht.«
    »Nein, auf keinen Fall.« Dalton deutete zum Kamin. Dort standen zwei bequeme Sessel im schrägen Winkel zum Feuer. Man konnte durch eine Glasscheibe in die Flammen schauen und deren zuckendes Spiel beobachten. Auf Dalton erzielte dieses Spiel stets eine beruhigende Wirkung.
    Auch wenn sich Miß Hastings apart kleidete und frisierte, eine Schönheit wurde sie nicht. Ihr Gesicht war einfach zu hart, zudem standen die Augenbrauen über den dunklen Pupillen ziemlich eng beisammen, so daß ihr Gesicht stets einen sehr strengen Ausdruck bekam.
    Dalton hatte sich noch nicht gesetzt. »Darf ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?«
    »Einen Cognac vielleicht.«
    »Gern.«
    Er kehrte mit zwei Schwenkern zurück. Einen drückte er der Frau zwischen die Finger. Sie nickte ihm zu und lächelte. »Wundern Sie sich, weshalb ich Sie zu dieser späten Stunde noch aufsuche?«
    »Nein, nicht wegen der Zeit.«
    »Es ist dringend.«
    »Bitte, reden Sie.«
    Sie nahm einen Schluck und sagte: »Es geht um die Stimmen, die ich wieder gehört habe, Mr. Dalton. Sie sind da.«
    Kenneth lächelte spöttisch. »Haben Sie nicht gestern von einer Stimme gesprochen?«
    »Das meine ich auch noch. Ich bin ein wenig nervös, entschuldigen Sie. Wie gesagt, ich habe die Stimme gehört. Sie fuhr wie ein Windhauch durch die Gänge, und sie berichtete mir von schrecklichen Taten, die derjenige vorhat…«
    »Hören Sie doch auf, Miß Hastings…«
    »Nein, Mr. Dalton. Die Stimme war da. Sie sprach von Mord. Sie will sich die Mädchen holen.«
    »Die Stimme, wie?«
    »Der Killer.«
    »Den Sie nicht gesehen haben.«
    »Aber gespürt.«
    Dalton winkte ab. »Meine liebe Miß Hastings. Was meinen Sie, was ich alles spüre. Kommen Sie mir bitte nicht mit solchen Vermutungen. Sie steigern sich da in Dinge hinein, an die Sie selbst nachher noch glauben.«
    »Ich habe die Stimme gehört.«
    »Na

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