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0462 - Wo der Orlock haust

0462 - Wo der Orlock haust

Titel: 0462 - Wo der Orlock haust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Er schüttelte den Kopf. »Ich kann selbst nicht sagen, wie das passieren konnte, aber es ist nun mal geschehen.«
    »Hat es stark geblutet?« fragte Suko.
    »Ja, wieso?«
    Mein Freund lächelte. »Ich wollte mich nur erkundigen, ob das Blut auch auf den Orlock gelaufen ist.«
    »Sogar gespritzt. Die Figur war fast fertig. Ich habe sie dann abgewischt. Oder hast du etwas davon gesehen, Robby?«
    »Nein. Nur später, da bin ich…«
    »Was bist du?«
    Wir erklärten es dem Schreiner, der uns anstarrte, als hätten wir ihn aufgefordert, freiwillig einen Arm in die laufende Kreissäge zu halten. »Das kann doch nicht wahr sein.«
    »Leider ist es wahr.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mein Blut soll…«
    »Ich weiß ja nicht, ob es Ihr Blut war. Das müßte eine Untersuchung ergeben.«
    Er holte tief Luft und nahm einen Schluck Mineralwasser.
    »Komisch war mir schon«, gab er zu, als er die Flasche wieder abstellte.
    »Wieso?«
    Er hob die Schultern. »Nun ja, ich habe ja immer in den letzten Jahren den Orlock geschnitzt. Da war nichts weiter bei. Aber diesmal hatte ich den Eindruck, als wollte mich jemand warnen.«
    »Wer denn?«
    Woody lachte verlegen. »Mein Gewissen. Das hört sich komisch an, aber es stimmt. Jedenfalls habe ich das so gesehen. Sie werden bestimmt darüber lachen.«
    »Auf keinen Fall«, erwiderte ich schnell. »Was ich Sie fragen wollte: Wissen Sie noch etwas über den Orlock?«
    »Er war scharf auf junge Mädchen, so erzählt es die Legende.«
    »Mir geht es eigentlich um das Ende des Orlocks.«
    »Das habe ich doch nicht miterlebt.«
    »Klar, aber Sie kennen die Geschichte.«
    Er winkte mit der nicht verletzten Hand ab. »Die kennt eigentlich jeder hier im Dorf. Man hat ihn gefangen. Es waren Fischer gewesen. Sie warfen Netze, dann packten sie ihn und warfen ihn in eine Gruft, die sie extra gebaut haben. Das war ein richtiges kleines Mausoleum. Es stand sogar außerhalb des Schlosses.«
    »Ist das Grab inzwischen wieder geöffnet worden?« fragte ich.
    Woody lachte. »Um Himmels willen, nein. Wer macht denn so etwas? Kein vernünftiger Mensch.« Er nahm wieder einen Schluck.
    »Wie ich die Sache sehe, ist der Orlock längst vermodert. Verfault, nur mehr Knochen und Staub. Außerdem wurde das Mausoleum zwar nicht gerade zerstört, aber es hat in den letzten Jahren doch einiges abbekommen. Da geht auch keiner mehr hin. Das Ding ist ziemlich baufällig. Zumindest die Reste, die noch stehengeblieben sind.«
    »Seinen Tod zu feiern, ist praktisch bei Ihnen im Ort ein Brauch geworden?«
    »Genau. Zwar ein wenig pervers, aber so etwas gibt es eben. Wären sie drei Jahre früher erschienen, hätten sie noch die alte Hetty sprechen können. Sie hat als Kind den Orlock noch gekannt und sich vor ihm versteckt. Leider ist sie gestorben. Sie war die älteste Person hier in Trevose. Wissen Sie, hier ist ja nichts los. Hin und wieder mal ein Feuerwehrfest, das ist auch alles. So hat man sich dann den Todestag des Orlocks als Festtag ausgesucht.«
    »Weshalb sind gerade die Kinder daran beteiligt?«
    »Eigentlich ist das blöd. Aber man hat die Kinder immer mit dem Orlock in Angst versetzt. Wenn die Tage kürzer wurden und die Kleinen nicht in die Wohnungen und Häuser wollten, haben deren Eltern stets mit dem Orlock gedroht. Das war der Schwarze Mann hier in Trevose. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    »Danke, das reicht uns auch.«
    Woody hatte trotzdem noch eine Frage. »Was wollen Sie eigentlich hier?« fragte er. »Sind Sie wegen des Orlock gekommen?«
    »Nein, wir wollten in die Schule.«
    »Ach, auf das Schloß.«
    »Genau.«
    »Dazu haben wir keine Beziehungen. Das Schloß und seine Bewohner sowie das Dorf sind zwei verschiedene Welten.« Er lachte rauh. »Ist eigentlich komisch, daß sie dort oben meist junge Mädchen ausbilden, wo der Orlock so scharf auf sie gewesen ist.«
    Wir sahen das Gespräch als beendet an, bevor es noch in eine Richtung lief, die mir gar nicht gefiel. Suko stand schon an der Tür.
    Gemeinsam verabschiedeten wir uns von dem Schreiner.
    Robby verließ mit uns die Werkstatt. »Kann ich jetzt nach Hause gehen?«
    »Natürlich.«
    »Gut.« Er lief davon.
    Wir blieben stehen und schauten zum Schloß. »Es ist noch nicht spät«, sagte Suko. »Ich wäre dafür, daß wir dem Laden mal einen Besuch abstatten.«
    »Vielleicht können wir dort sogar übernachten«, fügte ich noch hintergründig lächelnd hinzu…
    ***
    Im Kamin flackerte das Feuer. Die tanzenden Flammen malten

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