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0462 - Wo der Orlock haust

0462 - Wo der Orlock haust

Titel: 0462 - Wo der Orlock haust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hoch. Dazu trug sie eine weiche Lederhose. »Irgendwie hängt es mit dem Orlock zusammen, diesem widerlichen Typen.«
    »Er ist tot!«
    Alexandra hob die Schultern. »Das habe ich auch gehört. Man spricht auch oben in der Schule von ihm. Trotzdem verspüre ich irgendwie Angst davor. Kannst du das verstehen?«
    »Nein.«
    »Mir gefällt auch der Brauch nicht. Er ist mir einfach zu brutal.«
    »Das sind die alten Bräuche oft. Du kommst aus der Stadt, du siehst das anders. Und was in der Schule vor sich geht…« Mara hob die Schultern. »Meine Güte, ihr habt doch nichts damit zu tun.«
    »Das sagst du so. Schließlich hat der Orlock dort oben einmal gehaust.«
    »Ja, vor fast hundert Jahren. Aber jetzt gibt es ihn nicht mehr. Er ist nur eine böse Erinnerung, die zudem in dieser bestimmten Nacht im Oktober ausgelöscht wird.«
    Alexandra schüttelte den Kopf. Dabei fiel das blonde Haar bis auf die Schulter zurück. »In der letzten Zeit habe ich das Gefühl, als wäre er gar nicht tot.«
    Mara fing an zu lachen. »Du spinnst«, sagte sie noch immer lachend. »Du spinnst wirklich.«
    »Kann sein, aber ich bleibe dabei. Mir ist es in der Nacht vorgekommen, als hätte ich Schritte gehört. Keine normalen, sondern schleichend, manchmal auch tappend. Dann vernahm ich auch ein komisches Kichern. Es klang so unheimlich. Später hatte ich auch das Gefühl, als würde mich der Orlock beobachten. Ich fand keine ruhige Minute mehr in meinem Zimmer. Es war nicht auszuhalten.«
    »Und was sagen die anderen dazu?«
    »Nichts, Mara. Mit denen habe ich darüber nicht gesprochen. Ich bin umgekehrt auch nicht angesprochen worden, wenn du verstehst. Jedenfalls macht mir der Orlock Angst.«
    »Die bald vorüber sein wird«, erwiderte Mara voller Überzeugung. »Du mußt nur zusehen, wie die Puppe verbrannt wird. Dann fühlst du dich erlöst. Wir alle fühlen uns erlöst. Es ist so, als wäre ein Fluch von uns genommen worden.«
    »Mag sein, ich denke da anders.«
    »Ach sei nicht so. Reiß dich doch etwas zusammen, Alexandra. Du bist ja schlimmer als die Kinder.«
    »Das kann sein.«
    »Orlock, jetzt geht es dir an den Kragen!« Eine helle Jungenstimme übertönte selbst das Knistern des Feuers und das Fauchen der Flammen. Robby hatte die Worte ausgestoßen. Ihm war in diesem Jahr die Aufgabe zugefallen, die Puppe zu vernichten. Er durfte die Schnitte führen und war anschließend der erste, der mithalf, den Orlock den Flammen zu übergeben. Er tanzte vor dem Pfahl und hielt sein Messer bereits in der Hand. Der Widerschein des Feuers warf rötliche Reflexe auf die Klinge und huschte auch durch das Gesicht des Jungen.
    Es war kein normales Messer oder kein normaler Dolch. Dieses Werkzeug benutzten Schnitzer, wenn sie etwas aus dem rohen Holz schaffen wollten.
    Die Puppe hing in der Fesselung. Die übrigen Kinder zogen den Kreis jetzt enger. Die Jugendlichen hielten sich zurück. Sie kannten das Spiel. Auch Kirk war vor Jahren einmal derjenige gewesen, der dem Orlock den Garaus gemacht hatte.
    Jetzt war Robby an der Reihe. Er schaute sich noch einmal um, sah das Nicken seiner Freunde und setzte sich in Bewegung. Mit langen, auch schleichenden Schritten stieg er den flachen Hügel hoch und blieb dicht vor der Puppe stehen.
    Hinter ihm sangen die Zurückgebliebenen das Lied vom bösen Orlock. Ihre Stimmen klangen jetzt noch schriller. Sie wollten ihn endlich sterben sehen.
    Robby stand dicht vor der Puppe. Er war kleiner als sie und mußte den Kopf schon zurücklegen, um ihr ins Gesicht schauen zu können. Ein hölzernes, maskenhaftes Gesicht mit strohblonden Haaren auf dem Kopf. Obwohl es im Widerschein des Feuers an manchen Stellen so aussah, als würde es anfangen zu zucken und zu leben.
    Robby zögerte.
    Weshalb verließ ihn plötzlich der Mut? Warum hatte er denn solche Angst davor, den letzten Schritt zu tun? All die Jahre zuvor war es gutgegangen, da hatte er immer zuschauen können und sich darauf gefreut, selbst die Regie zu übernehmen.
    Böse schaute ihn die Fratze an.
    »Du lebst nicht!« flüsterte er. »Nein, du lebst nicht. Du bist tot. Wir haben dich aus einem Baumstamm geschnitzt. Es gibt keinen Orlock mehr, das weiß ich.«
    Er redete sich Mut zu, nickte einige Male und hörte in seinem Rücken die ungeduldige Stimme des Jungen, der im nächsten Jahr die Aufgabe übernehmen würde.
    »Traust du dich nicht, Robby?«
    »Doch.«
    »Dann mal los. Schneid dem Orlock die Wange auf. So hat er es doch immer gemacht!«
    »Ja,

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