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0463 - Der Leopardenmann

0463 - Der Leopardenmann

Titel: 0463 - Der Leopardenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gefängnisleitung noch nicht mitgeteilt, daß ich mich in ein paar Minuten unten im Lokal mit MacRough treffe?« fauchte sie ihn an. »Gehen Sie mir aus dem Weg!«
    Zu Ihrer Verblüffung machte er ihr sofort Platz. Sie nahm an, daß er einen weiteren lautstarken öffentlichen Auftritt vermeiden wollte. Tiffany ging zum Lift und ließ die Kabine kommen. Leise summend glitt die Schiebetür auf.
    Tiffany ertappte sich beim Schnuppern! Roch es in der Liftkabine nach Leopard?
    Nein.
    Kopfschüttelnd, aber dennoch irgendwie erleichtert, trat sie ein und drückte auf den Erdgeschoßknopf. »Tif, du machst dich selbst verrückt! Das wird allmählich zu einer Phobie…«
    Daß oben Desoto, der Aufpasser, mit einem Zweitschlüssel ihre Zimmertür öffnete und sich häuslich einrichtete, nachdem er über sein Walkie-Talkie den Kollegen von Tiffanys Aufbruch Bescheid gegeben hatte, ahnte sie nicht.
    Falls der Fremde aus dem weinroten Chrysler tatsächlich über die Feuerleiter kam, wollte Desoto ihm direkt im richtigen Zimmer einen heißen Empfang bereiten. Daß Tiffany dabei nicht anwesend war, konnte ihm nur recht sein.
    ***
    Der Chrysler stand. Zamorra stieg aus. Er hängte sich das Amulett nicht wieder mittels der Halskette vor die Brust, sondern ließ es in der Seitentasche seines weißen Anzugsakkos verschwinden. Da hatte er es schneller griffbereit und konnte es auch schneller wieder fortstecken, wenn er es vor den Blicken seiner Mitmenschen verbergen wollte. Unter dem Hemd befestigt, hätte er es zwar mit Hilfe des Rufes blitzschnell in der Hand gehabt, aber das Wiederverstauen war dann doch recht umständlich. Und es offen über dem Hemd zu tragen, war ihm ob der Größe dieses »Schmuckstücks« doch etwas zu affig.
    Nicole war ebenfalls aus dem Wagen gekommen, trat zu Zamorra und umarmte ihn, um ihn zu küssen. »Paß auf dich auf, chéri«, flüsterte sie ihm zu. »Ich habe plötzlich so ein merkwürdiges Gefühl.«
    Zamorra löste sich aus ihrer Umarmung und klopfte auf seine Tasche. »Am Flughafen hat das Amulett mich auf eine schwarzmagische Kraftquelle aufmerksam gemacht, warum sollte es mich nicht hier auch rechtzeitig warnen? Außerdem: Unkraut vergeht nicht, wie du weißt. Und du wirst ja wohl auf mich aufpassen.«
    »Du glaubst nicht, wie schnell ich mit dem Fluchtwagen da sein kann«, versicherte sie. Bis zur Kreuzung waren es von dem einzigen freien Parkplatz, den sie in der Seitenstraße entdeckt hatten, nur ein paar Meter. Und von dort bis zum Hotel höchstens dreißig. Das ließ sich in schnellem Tempo überwinden.
    Zamorra setzte sich in Bewegung. Daß er als Fußgänger zum Hoteleingang kam, würde auch in einem Land, wo man selbst zum Zigarettenholen das Auto benutzte, niemanden wundern, weil sich nur zwei Häuser weiter ein Vergnügungszentrum befand. Von dort hätte Zamorra gekommen sein können.
    Nicole sah ihm nach. Sie wollte ihm etwas Vorsprung geben und sich dann selbst an der Kreuzung postieren, um wenigstens sehen zu können, was vor dem Hotel geschah. Wenn Zamorra es schaffte, ihr ein Zeichen zu geben, würde sie die paar Schritte zum Wagen zurücklaufen und blitzschnell vor Ort sein können.
    In seiner Vorsichtsmaßnahme, sich nicht mit dem »Verfolgerfahrzeug« direkt vor dem Hotel zu zeigen und auch Nicole als Rückendeckung hinter sich zu lassen, sah sie keinen Sinn. Aber Zamorra mußte wissen, was er tat. Alt genug dazu war er ja inzwischen.
    Aber in Nicole wurde das eigenartige Gefühl, das sie warnte, immer stärker.
    Unwillkürlich schnupperte sie, als der leichte Wind kurzzeitig einen intensiven Geruch an sie herantrug. Verflixt, woher kenne ich denn den Gestank? fragte sie sich.
    Roch das nicht nach Raubtierkäfig?
    Unwillkürlich wirbelte sie herum, die Hand an der Waffe in ihrer Kostümjackentasche. Hin und wieder hörte man von Raubtieren, Gift- und Riesenschlagen und anderem garstigen Getier, das sich spleenige Zeitgenossen als Schoßtierchen hielten, bis diese Biester ihnen ausrückten und als gefährlicher Bürgerschreck durch Straßen oder Kanalisation geisterten, bis es der Polizei gelang, sie einzufangen oder abzuschießen.
    Aber Nicole konnte keine frei herumstreunende Raubkatze in ihrer Nähe erkennen, so aufmerksam sie auch lauschte und spähte.
    »Muß mich wohl bei der Bestimmung der Duftnote geirrt haben«, murmelte sie. Der kurze, intensive Raubtiergeruch kehrte auch mit dem nächsten Windhauch nicht wieder. Himmel, und jetzt hatte sie darüber ganz versäumt,

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