0463 - Der Leopardenmann
aufmerksam geworden waren. Jetzt interessierten sie sich für das, was sich hier abspielte.
Der Sicherheitsmann zeigte keine Verlegenheit. »Bitte, erregen Sie kein Aufsehen, Miß Rion. Damit erschweren Sie mir nur die Arbeit, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Mit wem telefonieren Sie?«
»In fünf Minuten mit der Polizei, die Sie daran hindern soll, mich weiter zu bespitzeln und zu belästigen!« rief sie und schmetterte die Zimmertür wieder zu. Wütend ging sie zum Telefon zurück. Okay, man versuchte sie vor dem unheimlichen Mörder zu schützen, aber wer ihr Telefonpartner war, ging doch nun wirklich niemanden etwas an!
»Na, endlich, Tif«, hörte sie MacRoughs vertraute Stimme, als sie sich kurz wieder meldete. »Was war denn da los? Mit wem haben Sie so laut gestritten?«
»Mit einem Gorilla von der TI-Security, der wissen wollte, mit wem ich rede.«
»Warum haben Sie es ihm nicht gesagt?«
»Hören Sie, Mac«, stieß sie hervor. »Hat man Ihnen gesagt, daß ich wieder im Lande bin? Hat man Ihnen gesagt, daß ich hier wie eine Gefangene abgeschirmt werde?«
»Man hat. Aber Sie sollten sich nicht als Gefangene sehen. Solange die Sicherheitsabteilung davon ausgehen muß, daß Sie bedroht werden, wird man tun, was man für erforderlich hält.«
»Auch das Bespitzeln meiner Telefonate? Ist Ihnen klar, Mac, daß Sie in Ihrem Büro auch überwacht werden? Ich hab's gerade herausgefunden…«
»Ich weiß von der Überwachung, Tif. Sehen Sie's nicht so eng. Denken Sie daran, daß auch der auf Sie angesetzte Killer Ihre Telefonate abhören kann. Wenn wir wissen, mit wem Sie reden, kann die Sicherheitsabteilung Querverbindungen knüpfen und dem Killer auf die Spur kommen. Leider können wir uns nicht in die Hotel-Telefonanlage direkt einschalten und haben auch keine Genehmigung, abzufragen. Aber das müßten Sie mit Shackleton abklären. Der ist für die Details zuständig.«
Sie atmete tief durch. »Sagen Sie mir, welche Funktion er innehat!«
»Nicht am Telefon. Wissen Sie was? Ihr Hotel hat ein gemütliches Restaurant. Ich hätte ohnehin schon längst Feierabend, wenn die Besprechung mit Riker und Shackleton mich nicht aufgehalten hätte. Ich komme 'rüber, und wir essen zusammen, ja?«
»Ich würde ein neutraleres Restaurant vorziehen, irgendwo in der downtown .«
»Geht nicht«, sagte MacRough. »Ich bin in einer halben Stunde oder etwas später bei Ihnen. Teilen Sie's Ihrem Aufpasser bitte mit, damit er nicht sofort auf mich schießt, falls er mein Gesicht nicht kennt. Ich möchte nämlich nicht unbedingt mit dem Sichtausweis der TI am Revers durch die Öffentlichkeit pilgern. Bis dann, Tif.«
Ehe sie noch etwas sagen konnte, hatte er bereits aufgelegt.
Tiffany schmetterte den Hörer auf die Gabel und ließ sich dann in einen Sessel fallen.
Mac war also eingeweiht! Er stand auf deren Seite! Er machte dieses verflixte Spiel mit, das sie nicht durchschaute. Was sollte das alles? Sie hatte doch nur einen Vertrag abgeschlossen, und sie war zufällig in diese Mordgeschichte geraten, bei der sie dem aufrechtgehenden Leoparden begegnet war!
Seit wann waren Leoparden in der Lage, Telefonverbindungen abzuhören?
Und selbst wenn man berücksichtigte, daß ein paar Leute vom Sicherheitsdienst zu viele James Bond- und A-Team-Filme gesehen hatten, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß jemand auf die Idee kam, nach all den bisher abgelaufenen Maßnahmen Tiffany Rogers ausgerechnet hier zu suchen! Wer sollte sie hier finden? Sie hieß doch jetzt Tanja Rion!
Und dann schlug sie sich vor den Kopf.
Wenn Mac eingeweiht war, warum hatte er sie dann am Telefon, das möglicherweise abgehört wurde, mehrfach nicht Tanja, sondern Tif genannt? So dumm und leichtsinnig konnte er doch überhaupt nicht sein!
Sie schüttelte den Kopf. Jetzt begriff sie überhaupt nichts mehr.
***
»Okay, MacRough«, sagte Shackleton. »Falls wirklich noch jemand hinter ihr her ist und sie nicht Gespenster gesehen hat, dann wird er vielleicht jetzt anbeißen. Der Köder war deutlich genug. Und mit diesem faulen Zauber betreffs des angeblichen Leopardenmenschen…«
»Hören Sie endlich mit ›Zauber‹ auf«, fuhr MacRough ihn an. »Mir gefällt dieses Spiel nicht.«
»Es ist kein Spiel, MacRough«, erwiderte Shackleton sanft. »Das sollten Sie sich verinnerlichen. Es ist wirklich kein Spiel. Wenn wir bei Projekt 8 tatsächlich einen Gegenspieler im Feld haben, der uns zu blockieren oder kaltzustellen versucht, dann
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