0463 - Der Leopardenmann
ist. Also laß es bleiben, Freund. Dann ersparen wir alle drei uns viel Ärger.«
Zamorra seufzte. »So blöd wie ihr zwei möchte ich auch mal sein, aber nicht länger als eine Sekunde, damit ich Fehler noch wieder korrigieren kann.«
»Die Sekunde kann dafür schon zu lange sein. Was ist nun, Kamerad?«
»Ich nehme jetzt die Hand aus der Tasche«, kündigte Zamorra an, dem die Pistolenmündung in seinem Nacken gar nicht gefiel.
Dann griff der andere in Zamorras Tasche und bekam das Amulett zwischen die Finger. Gleichzeitig schwand der Druck in Zamorras Nacken. »He«, sagte der TI-Mann überrascht. »Der hat ja gar keine Kanone. Der blufft ja!«
Da kippte Zamorra schon zur Seite weg, drehte dabei einen Fuß nach schräg hinten und hakte ihn als Hebel in der Kniekehle des Überraschten an. Der knickte ein, vergaß zu schießen, und ehe er begriff, wie ihm geschah, war Zamorra schon mit einer schnellen Drehung hinter ihm, packte ihn am Arm und hebelte ihn herum. Die Hand mit der Waffe kantete gegen das Anmeldungspult und öffnete sich. Zamorra benutzte den Mann als lebenden Schutzschild gegen seinen Kollegen.
»Siehst du, mein Freund«, sagte er. »Wenn dein Kollege jetzt schießt, geht die Kugel nicht durch dich hindurch. Ich bin also in Sicherheit. Ihr seid beide wirklich ziemlich dämlich.«
Dann versetzte er seinem Mann einen kräftigen Stoß und ließ ihn los. Der Typ ruderte auf seinen Kollegen zu. Der war immerhin so schlau, ihn nicht aufzufangen, sondern ließ ihn eiskalt stürzen und behielt damit die Hände frei. Er richtete seine Waffe schon wieder auf Zamorra.
Der war zur Seite getreten, fort von der Pistole, die auf der polierten Teakholzplatte lag.
»Ich will euch wirklich nichts tun, sondern nur reden«, sagte er.
Sein Ex-Hintermann richtete sich stöhnend auf und hielt sich das Gesicht. Er war im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nase gefallen.
»Tut mir leid«, versicherte Zamorra. »Aber mit etwas mehr Höflichkeit wäre das alles nicht nötig gewesen. Meinen Namen kennt ihr. Ruft Riker an, wenn ihr mir so nicht glaubt. Er kennt mich. Es muß doch wirklich nicht sein, daß wir uns gegenseitig halb umbringen, oder?«
Da änderte sich die Situation schlagartig.
Durch die Glastür stürmten vier uniformierte Polizisten herein, die Schußwaffen im Beidhandanschlag. Und die Waffen waren auf Zamorra gerichtet.
Der nannte den Clerk in seinen Gedanken einen heimtückischen Verräter. Vom Nebenraum aus mußte er telefonisch die Polizei alarmiert haben. Und zu wessen Gunsten er dabei seine Aussage machte, war völlig klar.
***
Als Nicole zwei Polizeiwagen mit blinkenden Rotlichtern, aber ohne Sirene am Hotel vorfahren sah, begriff sie, daß etwas schiefgelaufen war. Sie spurtete zurück zum Wagen, startete ihn und rollte dann auf das Hotel zu.
Aus nächster Nähe sah sie, daß die Polizisten Professor Zamorra abführten. Er trug zwar keine Handschellen, aber das Bild war unmißverständlich: sie hatten ihn verhaftet. Diesmal hatten sie wohl keine Befürchtung, internationale Verwicklungen heraufzubeschwören.
Nicole murmelte einen recht undamenhaften Fluch, mindestens hundert Silben lang, den sie von Don Cristofero gelernt hatte. Dann fuhr sie in geringem Abstand hinter dem Polizeiwagen her, in den man Zamorra verfrachtet hatte. Sie mußte ihn irgendwie aus der Zwickmühle wieder herausholen, in die er geraten war.
Das ungute Gefühl verfolgte sie immer noch.
***
»Ich denke, das war es dann wohl«, sagte Giletti und wußte, daß die hundertfünfzig Dollar für den Clerk eine gute Investition gewesen waren. »Bist du okay, Rowns?«
Der nickte. »Und du? Deine Nase möchte ich jetzt nicht haben.«
»Sie blutet nicht«, sagte Giletti schulterzuckend. »Berufsrisiko. Ich rufe den Boß an, daß wir den Attentäter kaltgestellt haben. Er kann ihn sich ja bei der City-Police ansehen. Hoffentlich kommt er dann auch auf die Idee, uns hier abzuziehen. Ich habe nämlich nicht die geringste Lust, mir die Nacht um die Ohren zu schlagen, obgleich die Gefahr vorbei ist.«
Rowns nickte. »Das beste ist, daß die Kleine und MacRough nicht das Geringste von der Festnahme mitbekommen haben! Die plaudern immer noch ahnungslos an der Bar.«
»Um so besser.« Giletti schlug ihm auf die Schulter. Er sah den Clerk auffordernd an, der aus seinem Versteck wieder herausgekommen war. »Ich müßte mal telefonieren. Kann ich das von hier aus, oder muß ich extra Münzen für den Öffentlichen opfern?«
»Bitte,
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