0464 - Der falsche Ganjo
geblieben.
„Ich möchte mit Gratlon sprechen", sagte Imanschol.
„Das wird nicht möglich sein", bedauerte der Wissenschaftler. „Gratlon hat das Verhör nicht überlebt."
Imanschol zuckte zusammen. Ein nie gekanntes Schuldgefühl stieg in ihm auf.
„Sollen wir das Spezialschiff zurückrufen?"
erkundigte sich der Einsatzleiter.
„Sind Sie verrückt?" fuhr Imanschol den Mann an.
„Wir haben keinen Grund, unsere Entscheidung zu ändern. Das Unternehmen wird fortgesetzt."
Zwei Tage später sollte er diese Entscheidung bereuen.
*
Der Himmel schien zu brennen. Es war taghell.
Auf den Straßen von Mysonga war es still geworden.
Die Oldonen standen schweigend da und beobachteten das Naturschauspiel.
„Sie denken sicher, das Ende ihrer Welt sei gekommen", bemerkte Hulos trocken.
Die drei Siganesen hatten das Versteck im Dach verlassen, um das Ende des Kometen zu beobachten.
„Ich hatte recht", fuhr der Waffenwart fort. „Die Takerer haben den Kometen vernichtet, bevor er dieser Welt gefährlich werden,konnte."
Dephin flog zum Dachrand und blickte auf die Straße hinab. Ein paar Oldonen wälzten sich vor Verzückung auf dem Boden. Ein Priester stand in der Menge und machte beschwörende Gesten.
Hulos trat an die Seite des Generals.
„Können Sie sich die psychologische Auswirkung dieser Ereignisse auf die armen Eingeborenen dort unten vorstellen, Sir?"
Dephin nickte.
„Jeder Oldone, der dieses Schauspiel miterlebt, wird es bis an sein Lebensende nicht vergessen."
„Die Vernichtung des Kometen erschwert unsere Aufgabe ungemein", sagte Hulos. „Wie sollen wir Leute von ihrem falschen Glauben abbringen, wenn sie durch solch ein Schauspiel beeindruckt wurden?"
Der Einwand des Waffenwarts war nicht von der Hand zu weisen. Dephin gestand sich ein, daß sie nur eine geringe Chance hatten, den falschen Ganjo zu entlarven. Um überhaupt etwas zu erreichen, würden sie noch entschiedener vorgehen müssen, als sie es geplant hatten.
„Sie werden dem falschen Ganjo einen triumphalen Empfang bereiten", prophezeite Hulos.
„Sie haben recht", stimmte Dephin seufzend zu.
„Aber wir müssen trotzdem versuchen, gegen ihn vorzugehen."
Die Menge auf der Straße geriet in Bewegung. Ein paar Frauen begannen hysterisch zu schreien.
Hulos blickte zum Himmel hinauf, um den Grund der neuerlichen Erregung festzustellen.
„Sir!" rief er überrascht. „Sehen Sie doch!"
Dephin hob den Kopf.
Am allmählich dunkler werdenden Himmel war ein neuer Komet erschienen. Im Gegensatz zum ersten bewegte er sich relativ schnell. Sein Schweif schien sehr kurz zu sein. Aber das kam auf den Beobachtungswinkel an.
„Wie ist das möglich?" fragte Hulos verwirrt.
„Haben die Takerer nur ein paar Bomben zur Explosion gebracht und den Kometen Schwebdron nicht zerstört?"
„Denken Sie nach!" sagte Dephin. „Das ist nicht Sehwebdron, sondern ein präpariertes Raumschiff. Es hat die Stelle des Kometen eingenommen.
Wahrscheinlich befindet sich der falsche Ganjo an Bord."
„Sie haben recht!" gab Hulos verblüfft zu. „So muß es sein. Das bedeutet eine erneute Erschwerung unserer Aufgabe."
„Wem sagen Sie das?" Dephins Stimme klang rauh. „Ich frage mich, ob es überhaupt einen Sinn hat, länger auf Oldon zu bleiben. Vielleicht sollten wir so schnell wie möglich zur KururffHochebene zurückkehren und durch den Transmitter gehen."
„Das müssen Sie entscheiden, Sir."
Dephin hatte seine Entscheidung längst getroffen.
Was immer die Takerer noch unternehmen würden die Thunderbolts würden vorläufig auf Oldon bleiben, um die Pläne des Gegners zu durchkreuzen.
„Sie sollten meine Worte nur rhetorisch auffassen", sagte Dephin zu Hulos. „Natürlich bleiben wir hier."
Rigeler kam von der Höhle.
„Das ist vermutlich ein Raumschiff, Sir", rief er Dephin zu.
„Ganz bestimmt sogar", bestätigte Dephin.
Rigeler erreichte den Dachrand und blickte auf die Straße hinab. Er schüttelte sich, als würde ihm schwindlig.
„Diesen verblendeten Narren ist nicht mehr zu helfen", meinte er. „Nach dieser Nacht wird kein Oldone mehr von seinem GanjoffGlauben abzubringen sein, was immer geschieht."
Hulos sah ihn stirnrunzelnd an.
„Sie machen uns richtig Mut, Amos", meinte er ironisch.
„Die Wahrheit war noch nie angenehm", erwiderte Rigeler gelassen. „Aber sie hat schon viele Menschen vor Dummheiten bewahrt."
Nach diesen Worten fühlte Rigeler sich erleichtert.
Die beiden anderen wußten jetzt, was er
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