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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mitbekommen?
    Ja, als wäre dieser er selbst gewesen! Und so genau mußte es sein.
    Er war zwei Personen in einer!
    Der Maler drückte seinen Rücken durch. Er spürte die Schmerzen an der Wirbelsäule, aber das machte ihm nichts. Beide Hände preßte er gegen seine Wangen, bis er sich das Fleisch einklemmte.
    Er war Godfrey Lester und Antonio Vargas!
    Mit dieser Tatsache mußte er zunächst einmal fertig werden. Der Maler beugte sich vor und streckte seine Arme aus. Er preßte die Hände gegen den Stamm der dünnen Birke, der so krumm in die Höhe wuchs, und schüttelte den Kopf.
    Noch immer fühlte er sich aufgewühlt und nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Eine Hölle lag hinter ihm. Er hatte mit keinem darüber sprechen können, was das Schicksal ihm zugemutet hatte. Aber was würde vor ihm liegen?
    Keine Hölle mehr, da gab es nur eine Antwort, so schrecklich sie auch war.
    Der Tod!
    Genau das traf zu. Die nächsten Schritte würden ihn dorthin bringen, wo auch der andere Maler hingeschafft worden war.
    »Sterben!« hauchte er in den Nebel hinein. »Ich muß sterben. Ich soll sterben, aber ich…«
    Er verstummte. Trotz seines Zustandes hatte er die Geräusche vernommen. Sie hörten sich an, als wäre jemand unterwegs, um Äste und Zweige von Baumstämmen abzubrechen.
    Wer tat so etwas?
    Er wußte es nicht. Niemandem konnte er mehr trauen. Vielleicht seiner Frau, aber die hatte er verlassen, weil sie ihm die Fremden ins Haus geholt hatte. Auch wenn diese Polizisten waren, es kümmerte ihn nicht. Jeder war sein Feind.
    Er lauschte in die Dunkelheit hinein. Das Knacken wiederholte sich nicht. Hatte derjenige, der durch den Wald schlich, es aufgegeben? Plötzlich rieselte es kalt über seinen Rücken. Er hatte den Punkt erreicht, wo er sich vor der Finsternis fürchtete. Lester glaubte nicht mehr daran, daß sie ihm den nötigen Schutz bieten würde. Er schaute starr nach vorn und konnte zum Glück bis zu seinem Haus sehen.
    Dort brannte Licht.
    Wie ein geheimnisvoller Stern in der unendlichen Weite des Weltalls schimmerte es milchig durch die wallenden Nebelschwaden. Zum erstenmal lächelte er, als er an das Licht dachte. Licht bedeutet Leben, Hoffnung. Wo Licht ist, konnte man existieren.
    Vielleicht hatten die dämonischen Kreaturen, die sich auf seine Fährte gesetzt hatten, auch Furcht vor dem Licht. Sollte man das nicht ausnutzen?
    In diesen Sekunden entschloß er sich, wieder zu seinem Haus zurückzugehen. Nur wollte er auf dem Weg nicht gesehen werden. Er mußte eine Abkürzung finden.
    Kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, da vernahm er die Schritte. Sofort suchte er Deckung, preßte sich wieder auf den Boden, vernahm entfernt Stimmen, dann nichts mehr.
    Was war geschehen?
    Er wußte es nicht. Aber es hatte durchaus sein können, daß die Stimmen dort aufgeklungen waren, wo er hinwollte.
    Es dauerte eine Weile, bis Lester den Mut fand, sich wieder aufzurichten. Er blieb stehen und atmete so tief wie möglich ein. Ein paarmal schloß er die Augen, nachdem er nichts mehr hatte sehen wollen. Dann gab er sich einen innerlichen Ruck und ging vor.
    Nein, er schlich.
    Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen. Lester versuchte, die Geräusche so stark wie möglich einzudämmen, ganz gelang es ihm nicht. Vielleicht hätte er es auf dem normalen Weg geschafft, den aber traute er sich nicht zu gehen.
    So blieb er in Deckung der Bäume und des knorrigen Unterholzes, das zu seinem schattenhaften Begleiter wurde.
    Er brauchte viel länger für die relativ kurze Strecke und näherte sich dem Haus von der Ostseite her, wo einige Nadelbäume standen, die ihr grünes Kleid auch im Winter nicht verloren.
    Im Schutz dieser Bäume bewegte er sich vor und blieb so stehen, daß er den Platz vor der Haustür einsehen konnte.
    Seine Frau hatte das Außenlicht eingeschaltet. Der glockenförmige Strahler über der Tür war so angebracht worden, daß sein Schein wie ein großer, heller Trichter auf den Boden fiel. Durch das Licht bewegten sich die dicken, zähen Schwaden in Bodenhöhe auf die Hauswand zu, wo sie auch in die Höhe krochen und sich wie wallende Vorhänge gegen die Fenster drückten.
    Was hinter ihnen geschah, konnte der heimliche Beobachter nicht erkennen, weil der Sichtwinkel einfach zu schlecht war.
    Er dachte zunächst an seinen Mörder!
    Daß er kommen würde, war ihm klar. Und er hatte ihn auch gehört. Dieses unheilvolle Knacken vor einiger Zeit, das selbst durch den dichten Nebel nicht

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