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0464 - Gemälde des Grauens

0464 - Gemälde des Grauens

Titel: 0464 - Gemälde des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Bäume schienen miteinander verwachsen zu sein, weil der Nebel die Lücken zwischen ihnen voll ausfüllte.
    »Ist das überhaupt die richtige Strecke?« fragte Suko.
    »Meiner Ansicht nach ja.«
    »Dann fahr weiter.«
    Das Heulen unterbrach uns und ließ mich gleichzeitig auf die Bremse treten.
    Beide hatten wir eine Gänsehaut bekommen, denn uns war aufgefallen, daß diese schrecklichen Laute nicht mehr weit entfernt sein konnten. Suko flüsterte: »Rechne damit, daß der Werwolf jeden Augenblick auftaucht.«
    Ich zog die Beretta und tastete schon mit der rechten Hand zum Türgriff, um den Ausstieg so schnell wie möglich öffnen zu können, wenn es sein mußte.
    Plötzlich sahen wir ihn. Er kam nicht von der Seite, dafür von vorn. Direkt über die Straße lief er auf uns zu, und unsere Augen weiteten sich.
    »Das kann doch nicht wahr sein!« flüsterte Suko, als er erkannte, was die Bestie in ihren Pranken hielt.
    »Raus aus dem Wagen!«
    Wir waren schnell, wir mußten schnell sein, denn der Werwolf hatte dank seiner urwüchsigen Kraft einen Baum aus dem Boden gerissen, um uns und das Fahrzeug damit zu zerschmettern…
    ***
    Er war erstarrt und kam sich vor wie ein Denkmal. Er hatte einfach nicht hinschauen können und sich umgedreht. Noch immer dröhnten die Echos der Schläge in seinen Ohren, als der Vampir versuchte, die Haustür einzuschlagen.
    Es war ihm auch gelungen!
    Und er, Godfrey Lester, traute sich nicht, sein Versteck zu verlassen.
    Wer sich alles im Haus aufhielt, wußte er nicht zu sagen. Jedenfalls war seine Frau darunter. Sie würde jetzt dem Vampir gegenüberstehen, falls es ihr nicht gelungen war, durch Hintertüren zu fliehen.
    Lester ballte die Hände so stark zu Fäusten, daß seine Fingernägel in die Fleischballen schnitten. Er kaute auf der Unterlippe. Hinter seiner Stirn rasten die Gedanken. Er war einfach nicht in der Lage, sie zu ordnen, weil sie von der großen, alles umfassenden Angst überspült wurden. Schweiß glänzte auf seiner Stirn. Die Tropfen lagen dort wie erstarrte Zuchtperlen.
    Sehr schnell und heftig atmete er. Ein Röcheln drang über seine Lippen. Er wußte genau, was er hätte tun sollen. Der Blutsauger hatte es einzig und allein auf ihn abgesehen. Er sollte getötet werden, weil es der alte Fluch so vorsah.
    Das Beil mußte seinen Kopf treffen!
    Was konnte er tun?
    Sollte er tatsächlich hingehen und sich dem Grauen stellen? War dies die einzige Möglichkeit, oder konnte er darauf hoffen, daß es seine Frau und die ihm unbekannten Besucher allein schafften, mit dieser unheimlichen Gestalt fertig zu werden?
    Er konnte auch fliehen. Weglaufen von hier, wegfahren, sich irgendwo in London versteckt halten.
    Damit war der Fluch nicht gelöscht. Die mörderischen Geister der Vergangenheit würden ihn einholen. Sie würden ihn packen, um ihn so zu töten, wie sie es schon einmal getan hatten. Mit dem Mann, dessen Geist in ihm steckte.
    Plötzlich richtete er sich auf. Er legte dabei seinen Kopf in den Nacken, als wollte er den für ihn nicht sichtbaren Himmel anschreien. »Ich bin es!« brüllte er in den wallenden Dunst hinein. »Ich bin Antonio Vargas. Ich bin aber Godfrey Lester, aber in mir ist Antonio wiedergeboren worden. Ja, ich bin es, verdammt…«
    Er schluchzte plötzlich und sank zusammen. Mit den Händen mußte er sich abstützen und spürte die Feuchtigkeit unter seinen Handflächen. Nach einer Weile richtete er sich wieder auf. Der Mund stand noch immer offen. Aus ihm drang ein schweres Röcheln. Sein stierer Blick erfaßte das Haus. Über der Tür bewegten sich die trägen Nebelfetzen im Licht der Trichterlampe.
    Das Holz war zerrissen, zersplittert. Aus dem Haus vernahm er dumpfe Laute, als wäre jemand dabei, die gesamte Einrichtung zu zertrümmern. Der Blutsauger räumte mit seiner Richtaxt auf.
    Er würde auch auf Menschen keine Rücksicht nehmen.
    Der Maler schluckte. Es fiel ihm schwer, sich einzugestehen, daß er der Schwächere war. Doch in seiner Schwachheit bewies er Größe und Mut, als er tief Luft holte und erklärte:
    »Ich gehe und stelle mich. Ich, Antonio Vargas oder Godfrey Lester. Man kann seinem Schicksal nicht entwischen…«
    Dann lief er mit staksigen Schritten auf die zerstörte Tür des Hauses zu…
    ***
    Lady Sarah Goldwyn und auch Jane Collins waren es gewohnt, sich in gefährlichen Situationen zu bewähren. Sie verloren auch nicht so leicht die Nerven, im Gegensatz zu Harriet Lester, die wie ein Standbild wirkte und nicht wußte,

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