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0465 - Heute Engel - morgen Hexe

0465 - Heute Engel - morgen Hexe

Titel: 0465 - Heute Engel - morgen Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hellen Dunst lösten sich hin und wieder Streifen, die lautlos über das Wasser in unsere Richtung glitten und die Boote als gespenstische Tücher einhüllten.
    Nur das Klatschen der Wellen war zu hören, denn Suko hatte den Motor abgestellt.
    Ein unangenehmes Gefühl beschlich mich. Ich kannte den Grund nicht, vielleicht war es auch der Blick auf den geheimnisvollen Nebel oder auch das Klatschen der Wellen, jedenfalls fühlte ich mich bedroht.
    »Ist alles okay?« rief Suko, der meiner gespannten Haltung wohl etwas entnommen hatte.
    »Bis jetzt noch.«
    Ich traute dem Frieden nicht. Ein auf dem Meer treibendes Boot hat zu 99 Prozent immer etwas Ungutes zu bedeuten. Die Gänsehaut spürte ich im Nacken. Das Deck lag leer und feucht. Ich schaute auf den schmalen Niedergang. Eine Stiege ohne Geländer führte hinunter und endete vor einer Kabinentür.
    Sie war nicht verschlossen, schwang hin und her. Jetzt erst stellte ich fest, dass das knarrende Geräusch, das hin und wieder aufklang, von ihr stammte.
    Die Tür kam mir vor wie eine Einladung zu einer Party mit bösen Überraschungen.
    Ich wollte auf sie zugehen, lockerte schon die Waffe, als die Tür von innen aufgezogen wurde.
    Sofort ging ich einen Schritt zurück.
    Ein Mann stand auf der Schwelle. Er hatte sich breitbeinig aufgebaut, war für mich ein Fremder, aber es musste dieser dritte Führer sein, von dem die Frau gesprochen hatte. Sein Oberkörper war mit grauem Ölzeug bedeckt. Der Reißverschluss stand zur Hälfte offen. Darunter trug er einen grauen Pullover, auf dessen rechter Brustseite sich ein dunkler Fleck abzeichnete, der wie Blut aussah.
    War der Mann verletzt?
    Ich wollte ihm meine Hilfe anbieten, als er die vier Stufen hochkletterte.
    Zuerst sah ich seinen Kopf, auch das bleiche Gesicht mit den großen Augen.
    Mit ihm stimmte etwas nicht.
    Was es war, sah ich im nächsten Augenblick, als der Mann den Mund öffnete und die beiden Vampirzähne präsentierte.
    Ich zog die Waffe!
    ***
    Es ist nichts einfacher, als einen Vampir auf kurze Distanz zu erledigen, wenn die Bedingungen normal sind. Das waren sie in diesem Fall nicht, weil das Boot zu einem Spielball der Wellen geworden war und man seine Schwankungen nie richtig ausrechnen konnte.
    Darauf hatte der Blutsauger wohl gebaut, als er sich plötzlich unerwartet vorwarf.
    Er setzte den Sprung flach an. Um den Vampir zu treffen, hätte ich die Berettamündung senken müssen.
    Aber das Boot schaukelte zu sehr. Als ich soweit war und abdrückte, jagte die Kugel in die Planken, nur nicht in den Körper des Blutsaugers.
    Stattdessen erwischte dieser meine Beine.
    Er klammerte sich so hart um meine Waden, dass ich mich nicht mehr halten konnte. Ich fiel.
    Noch in der Luft drehte ich mich und krümmte den Körper, um dem Aufschlag die größte Wucht zu nehmen. Ich hörte noch Sukos wütenden Schrei, dann war der Vampir über mir.
    Sein Gesicht sah grau aus. Die Falten in der Haut wirkten wie dünne Schnitte. Die Lippen waren kaum zu erkennen, dafür die beiden Zähne, die aus dem Oberkiefer ragten.
    Er wollte sie mir in den Hals jagen.
    Ich drückte den Kopf hoch, traf sein Gesicht, setzte noch einmal nach und rollte mit ihm fast quer über das Deck. Aus seinem Mund drangen urige Laute, mehr ein Stöhnen, das gierig und gleichzeitig triumphierend klang.
    Er ließ mich nicht los, zerrte an meiner Kleidung. Das konnte ich nicht hinnehmen, deshalb rammte ich ihm mein Knie in den Leib.
    Der Vampir ließ mich los, torkelte nach hinten und fiel. Ein paar Schritte voneinander entfernt, gelangten wir wieder auf die Füße.
    In seinen Augen sah ich kein Gefühl. Die Arme streckte er schon aus, als er kniete, und er versuchte, das silberne Etwas noch zu fangen, das auf ihn zuflog.
    Der Vampir griff daneben!
    Und so fand mein silberner Dolch haargenau sein Ziel. Er bohrte sich in den Leib des Blutsaugers, der auf die Seite fiel und in gekrümmter Haltung liegenblieb.
    Aus der Wunde rann kein Tropfen Blut.
    Ich kroch zu ihm und zog die Waffe aus seiner Brust. Auch an ihr klebten keine Spuren. Der Vampir, der ihn zu einem Untoten gemacht hatte, musste ungewöhnlich gierig gewesen sein.
    Ich untersuchte den Hals des Erlösten und nickte bestätigend. Da sah ich an der linken Seite die beiden Punkte, aber auch an der rechten wiederholten sie sich.
    Man hatte ihn also zweimal gebissen.
    Und zwei Personen hatten ein Boot gemietet, um sich zur Nebelinsel bringen zu lassen.
    Ich hörte das Tuckern des Bootsmotors, als Suko

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