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0466 - Die Königin von Saba

0466 - Die Königin von Saba

Titel: 0466 - Die Königin von Saba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jensen stöhnte auf. »Das ist der Beweis«, flüsterte sie. »Das ist der Beweis.« In ihren Augen schimmerte Tränenwasser, als sie mich anblickte.
    Ja, es war der Beweis. Für sie und für mich. Aber nicht für die Wissenschaft. Wie viele Menschen mochten das gleiche schon behauptet haben und waren ausgelacht worden. Jenna wäre da eine unter vielen Personen gewesen.
    »Marib, John«, sagte sie leise, aber jeden Buchstaben dabei betonend. »Ich muß nach Marib. Das wird mein nächstes Ziel sein. Marib, die tote Stadt, wie sie in den Legenden und Sagen der Jemiten genannt wird.« Sie nickte, ohne mich anzuschauen. »Ja, John Sinclair, ich habe es geahnt. Nein, ich wußte es fast, Marib…«
    »Fragen Sie, wie sie gestorben ist. Sie wollen doch auch ihr Grab finden. Sie muß Ihnen Erklärungen geben. Machen Sie schnell! Wer von uns weiß denn, wie lange sich diese Erscheinung noch hält? Die Königin hatte Feinde. Ich habe Layana erlebt und glaube kaum, daß sie schon aufgegeben hat.«
    Die junge Archäologin war fertig. Sie ließ sich gegen mich fallen und drückte ihren Kopf an meine Brust. Über ihre Haut liefen Schauer. »John, ich kann nicht mehr. Es mag Ihnen zwar unverständlich sein, aber versetzen Sie sich bitte mal in meine Lage. Ich habe mich seit meinem Studium mit der Königin von Saba beschäftigt. Ich habe geforscht, mehr Tief- als Höhepunkte erlebt und komme mir jetzt vor wie in einem Strudel steckend, der mich in die Tiefe reißen will. So und nicht anders ist es. Vielleicht erfahren Sie etwas. Kümmern Sie sich darum. Fragen Sie die Königin, was Sie wollen.«
    »Okay, auch mir brennt einiges auf dem Herzen. Wollen Sie sich hinsetzen?«
    »Nein, danke, es geht schon wieder.« Sie löste sich von mir, lachte und weinte zugleich. »Ich kann mich nur entschuldigen, aber ich gehöre nicht zu den Menschen, die Gefühle so einfach unterdrücken können.«
    »Schon gut.«
    Diesmal wandte ich mich ihr zu, und ich nahm dabei mein Kreuz in die Hand ohne allerdings durch dieses Zeichen die Starre lockern zu können. Ich wußte auch nicht, ob sie uns sah. Wenn ja, mußte sie auch das Kreuz erkennen. Möglicherweise kehrte dann die Erinnerung an den Besuch beim König Salomo zurück.
    Die Bibel behauptete, sie sei dagewesen und wieder abgereist.
    Auch ich sprach langsam, als ich meine erste Frage an sie richtete. »Ist dir König Salomo ein Begriff?«
    Wie immer ließ sie sich Zeit, als wollte sie erst über die Frage nachdenken. Ich beobachtete sie genau, besonders ihr Gesicht. Es war, als hätte man einen Vorhang über die dunklen Pupillen gelegt, der sich aber im nächsten Augenblick wieder öffnete.
    Sie kannte den König also!
    »Und du hast ihn besucht? Mit all deinem Gefolge? Mit einem großen Heer, mit viel Prunk. Mit Bediensteten, mit Sänften und Geschenken?«
    Diesmal erfolgte die stumme Antwort früher. Abermals bestätigte sie meinen Verdacht.
    Das war einmalig.
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Im Augenblick war ich ziemlich durcheinander, denn ich hatte den Beweis bekommen, daß die Bibel nicht log.
    Die nächste Frage war für mich ebenso entscheidend. »Kennst du das, was ich in meiner Hand halte?«
    Sie schaute es sich an. Ich wartete und spürte das innerliche Fieber. Auch Jenna war gespannt. Sie sah aus wie eine Läuferin, die auf den Startschuß wartete.
    Und die Königin bewegte ihre Augenlider. Sie kannte das Kreuz. Sie mußte es am Hofe Salomos gesehen haben. Vielleicht sogar bei ihm, vor seiner Brust, an seinem Hals oder in seiner Hand.
    Nein, es tat sich kein Abgrund vor oder unter mir auf. Dennoch überkam mich der Schwindel, so daß ich zunächst einmal die Augen schloß und darüber nachdachte.
    War das die Lösung?
    Ich spürte den Druck in der Kehle und hatte den Eindruck, eine nächste Frage nicht mehr stellen zu können. Die letzten Minuten hatten mich überwältigt und waren wie eine gewaltige Woge über mir zusammengeschlagen. Mit Informationen, an deren Wahrheitsgehalt ich zwar nicht gezweifelt hatte, die mir aber doch zu unwahrscheinlich klangen, hatten sich endlich bestätigt.
    Die Königin von Saba hatte das alles getan, was in der Bibel und auch in den alten Mythen und Legenden des Orients zu lesen stand. Sie war die mächtige Königin eines sehr stolzen Volkes gewesen. Das hatte sie in diesen Augenblicken bewiesen.
    Aber wie war sie gestorben? Welche Feinde hatte sie gehabt? Hunderte von Fragen lagen mir auf der Zunge, wobei es fraglich war, ob ich auch so konkrete

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