0466 - Die Königin von Saba
und Katzen.
Aber die zischten nicht so laut!
Die dünne Stahltür verformte sich in Kniehöhe und riß plötzlich. Der Weg war frei!
Wirklich für die Schlangen?
»Das ist doch nicht wahr!« flüsterte der Commander und dachte, weil er mit einem analytischen Verstand ausgerüstet war, schon an die Folgen für das Schiff. Wenn sich die Schlangen durch die Tür winden konnten, würden sie bald auch die Außenhaut des Schiffes zerfressen…
Er dachte nicht mehr weiter, denn die erste Schlange hatte es geschafft, ihren roten Kopf durch die Öffnung zu stecken. Das Maul stand noch offen. Aus ihm peitschte die dünne Zunge wie ein tastendes Instrument und fuhr über den Boden, als wollte sie Staub auflecken.
Die zweite Schlange bohrte sich durch. Sie mußte eine Flüssigkeit absondern, die wie eine starke Säure wirkte, denn an der kleinen Öffnung bewegten sich winzige Wölkchen.
Die dritte und vierte Schlange kamen, während die erste schon den Kurs auf den Commander nahm.
Er wollte noch keinen Alarm geben, vielleicht kam er auch so klar, öffnete an der rechten Seite die Klappe der Pistolentasche und holte seine Dienstwaffe hervor.
Dann legte er auf die kleine Bestie an…
***
Die Königin von Saba!
Legende, Geschichte - oder Wahrheit?
Diese Frage konnte ich auch jetzt nicht beantworten, aber ich hatte wieder einmal den Eindruck, an einem wahrhaft historischen Punkt meines Lebens zu stehen, denn welcher normale Mensch bekam so etwas schon geboten? Eine Gestalt, die sich durchscheinend, aber dennoch wie aus Fleisch und Blut wirkend innerhalb eines übergroßen Kreuzes abzeichnete.
Es war still geworden. Selbst Jenna hielt den Atem an, und ich drehte meinen Kopf nach rechts, um sie anzuschauen.
Was in ihrem Innern vorging, konnte ich nur raten. Aber ein Teil der Gefühle zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, das bleich aussah und dennoch von den roten Flecken der Aufregung durchsetzt wurde. Sie hielt die Hände zu Fäusten geballt und konnte einfach nicht anders, als immer nur das Kreuz anzusehen.
»Ist sie das wirklich?« fragte ich.
Jenna war zu sehr mit der neuen Tatsache beschäftigt, als daß sie mir eine Antwort gegeben hätte, deshalb wiederholte ich meine Frage und sah ihr Nicken.
»Woher weißt du es?«
»Ich habe Bilder gesehen. Wandzeichnungen, in Felsen gehauene Fragmente. Alles…«
»Und die Schlange?«
»Sie… sie soll diesen Kult verehrt haben. Die Schlangen haben sich oft in ihrer Nähe befunden.«
Jenna schüttelte den Kopf. »Es ist kaum zu fassen, John. Sie hat gelebt, sie hat wirklich gelebt. Ich sehe es jetzt. Und ich bekomme diesen Beweis als erste.«
Meine nächste Bemerkung enttäuschte sie vielleicht, denn ich sagte: »Wer wird Ihnen glauben? Sie müssen Ihren Kollegen und der Welt Beweise herschaffen.«
»Es ist das Kreuz!«
»Falls wir es noch mitnehmen können.«
»Reden Sie nicht, John. Deshalb sind wir doch hier.« Jenna schluckte. »Ich werde versuchen, sie anzusprechen. Ja, sie soll die Chance haben, mir zu antworten. Sie kann uns dann alles erzählen, wo ihr Grab liegt, wie es damals wirklich war, auch mit König Salomon, dem sie ja Rätsel aufgegeben hat…«
»Bitte.«
Jenna holte noch einmal tief Luft. Sie löste sich von der Wand, um das gewaltige Kreuz und das Bild der Königin aus der Nähe zu betrachten.
Jenna Jensen konnte nicht ruhig bleiben. Sie rieb ihre Handflächen gegeneinander und verhielt erst in meiner Höhe ihren Schritt.
»Was wollen Sie die Königin fragen?«
»Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Es ist alles viel zu fremd für mich. Ich komme mir vor wie ein Kind, das man kurzerhand ins Wasser geworfen hat, damit es schwimmen lernt.«
»Das scheint mir auch so.«
Jenna breitete ihre Arme aus und wirkte danach wie eine Frau, die durch diese Geste zu verstehen gibt, daß sie beten will. Sie drehte dabei ihre Handflächen der Person im Kreuz zu, so daß diese die friedliche Absicht erkennen mußte. Dieses Zeichen war sicherlich auch vor mehr als 2 000 Jahren bekannt gewesen.
Was nun geschah, ging allein die Königin von Saba und Jenna Jensen etwas an. Deshalb hielt ich mich zurück.
Jenna neigte ihr den Kopf entgegen. »Wenn du mich hören kannst, Königin, gib es mir durch ein Zeichen zu verstehen.«
Wir warteten.
Zunächst geschah nichts, dann aber bewegten sich im Gesicht der Königin die Augenlider. Sie klappten nach unten, zusammen mit den langen, dunklen Wimpern. Als Jenna das sah, fuhr sie herum. Sie strahlte. »Sie… sie
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