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0466 - Straße der toten Männer

0466 - Straße der toten Männer

Titel: 0466 - Straße der toten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
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ermordeten…«
    Jan Sörensen, ein Mann aus unserem Labor, stand an der Tür und gab Mister High ein Zeichen.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte Mister High und ging zu dem Mann im weißen Kittel. Sie flüsterten einen Moment miteinander, dann nahm der Labormann am Ende des Tisches Platz.
    Der Chef sagte uns nichts von dem, was er eben erfahren haben mußte. Er setzte seinen Vortrag fort.
    »Jene Fingerabdrücke fanden sich im Taxi des ermordeten Korodny, und wir fanden sie am Treppengeländer des Hauses, in dem Brooks erschlagen wurde.«
    Klarer Fall, dachte ich. An dieser Beweiskette ist nichts zu ändern. Jedes Schwurgericht wird daraufhin das Verfahren gegen den Mörder eröffnen, wenn wir den Mann erst einmal haben.
    Der Chef unterbrach meine Gedanken.
    »Doc Sörensen, meine Herren, wird Ihnen jetzt noch ein neues Untersuchungsergebnis mitteilen, daß auch mir eben erst bekannt geworden ist. Bitte, Doc.«
    Jan Sörensen eilte mit wehendem Kittel an der Reihe der Polizeibeamten aller Gattungen vorbei nach vorn. Er rückte seine Brille mit dem schmalen Goldrand zurecht, hüstelte und schaute noch einmal auf das Blatt Papier in seiner Hand.
    »Meine Herren«, begann er und verbeugte sich dabei knapp, »uns wurden heute früh Staubproben zur Verfügung gestellt, die von verschiedenen Tatorten stammen. Einzelheiten darüber sind Ihnen wohl bekannt. Wir haben die uns vorgelegten Mikrospuren auf dem Weg der sogenannten Emissionsfotografie untersucht, einer Methode, die es uns ermöglicht, Substanzteilchen minimalster Größe nachzuweisen. Die Größenordnungen betragen dabei millionstel Gramm. Gemäß den uns gestellten Aufgaben konnten wir nachweisen, daß sich im Taxi des ermordeten Korodny und in dem Treppenhaus am Broadway, Mordsache Brooks, Partikel jenes Humus-Sandbodens befanden, dessen Zusammensetzung uns schriftlich zum Vergleich vorgelegt war. Der Vergleich der Proben vom Mitchell Square ergab kein auswertbares Ergebnis.«
    »Danke, Doc«, unterbrach John D. High, »das genügt im Moment.«
    Sörensen verbeugte sich erneut, nahm den Beifall der Versammlung entgegen und wehte zur Tür hinaus.
    »Meine Herren!« Mister High stand wieder im Mittelpunkt. »Die Bodenanalyse, die Doc Sörensen zum Vergleich vorliegen hatte, war von INTERPOL Wiesbaden, also aus Westdeutschland, übermittelt worden. Sie stammt von der Mordstelle im Wald von Frankfurt. Ich hatte diesen Test angeordnet, weil in dem Koffer mit der Luftwaffenuniform etwas nicht vorhanden war…«
    »Die Schuhe!« entfuhr es mir.
    »Ganz richtig, die Schuhe. Der Täter trägt noch dieselben Schuhe. Wir wissen sogar, wie die aussehen«, lächelte Mister High.
    »Zeugenaussagen?« fragte Phil.
    »Nein, Phil«, gab der Chef zurück, »Logik und Beobachtung. Wir haben Spurenbeschreibungen aus Frankfurt. Demnach handelt es sich um eine Gummisohle mit einem zerklüfteten Gleitschutzprofil.«
    »Wenigstens etwas«, gab ich zu.
    »Es handelt sich um schwarze Halbschuhe, Jerry«, betonte der Chef. »Ein Luftwaffensoldat in Ausgehuniform muß schwarze Halbschuhe tragen.«
    »Wenn das so ist«, knurrte Phil erneut, »dann kann es ja nur eine Frage von Minuten sein, bis wir den Kerl haben.«
    In diesem Moment klingelte das Telefon.
    ***
    Unter dem auch jetzt am hellen Vormittag neonbestrahlten Schild mit dem Text »Steak Dinner 1.98 — French frieds free so much you want« standen zwei Wagen der Stadtpolizei. Sie verschwanden fast in der Menge Neugieriger, die sich vor dem fettverspritzten Schaufenster mit dem überdimensionalen Steak-Grill stauten.
    Ich quetschte meinen Jaguar mit dem kreisenden Rotlicht zwischen die zwei Polizeiwagen, und ein Cop mußte uns zu Hilfe kommen, damit wir in der Menschenmasse überhaupt die Türen öffnen konnten.
    »Es gibt keine Steaks, Mister. Da drin haben sie einen ermordet«, sagte ein junger Kerl zu Phil.
    Das lange schwarze Lokal roch infernalisch nach schlechtem heißen öl. Ich konnte jetzt verstehen, warum der Gastronom draußen auf seinem Schild versprach, jedem kostenlos so viel Pommes frites zu servieren, wie gewünscht wurden. Ich hätte nicht eine hinunterbringen können.
    Hinter der unendlich langen Theke mit den Barhockern stand der kleine fette Wirt und rang verzweifelt die Hände.
    »Ist sich kaputt bestes Tagesgeschäft, ist sich Unglück großes, ist sich Skandal ungeheuerliches!« jammerte er.
    Der Revierbeamte schnitt ihm das Wort ab.
    »Ihr Mittagsgeschäft beginnt erst in einer halben Stunde.

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