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0469 - Bumerang mit langen Wimpern

0469 - Bumerang mit langen Wimpern

Titel: 0469 - Bumerang mit langen Wimpern Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aber erst fahre ich damit ein bißchen spazieren.«
    »Nennen Sie mir jetzt Ihren Namen.«
    »Ich heiße Dave Tucker.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Verdammt noch mal, warum wollen Sie das alles wissen? Ich habe doch nichts verbrochen!«
    »Westmore ist ermordet worden.« Die Augen des jungen Mannes schienen aus den Höhlen zu treten. »Dennis ist tot?«
    »Ja, er wurde in der Wohnung von Chuck Coburn ermordet. Kennen Sie Coburn?«
    »Nein«, murmelte er.
    »Sie verstehen sicher, daß wir daran interessiert sind, den Mord möglichst rasch aufzuklären«, sagte ich.
    »Ich habe nichts damit zu tun!«
    »Geben Sie mir die Wagenschlüssel«, forderte ich.
    »Was wollen Sie damit?«
    »Ich möchte einen Blick in den Kofferraum werfen.«
    Tucker faßte in die Tasche. Er zog die Hand blitzschnell zurück. Seine Finger umspannten ein Schnappmesser. Er drückte auf den kleinen Knopf, der die Feder auslöste. Die blitzende Stahlklinge rastete mit einem scharfen Laut ein.
    Tucker stand knapp zwei Schritte von mir entfernt. Er war fast so groß wie ich. Man sah ihm an, daß er schnell auf den Beinen war. Leicht geduckt, die Muskeln gespannt, die Augen hellwach, so musterte er mich.
    »Wenn Sie auch nur einen Mucks machen, stoße ich zu«, preßte er zwischen den Zähnen hervor. »Wagen Sie ja nicht, nach Ihrer verdammten Kanone zu greifen! Sie wären ein toter Mann, noch ehe Sie sie herausbekämen!«
    »Sie haben ein sonniges Gemüt«, sagte ich. Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Ich wußte, was das kalte Funkeln in seinen Augen zu bedeuten hatte. Er war ein gefährlicher Bursche. »Was versprechen Sie sich von diesem Zirkusauftritt?«
    »Das hängt von Ihnen ab. Entweder lassen Sie mich mit der Karre verschwinden, oder ich muß Sie mit dem gefährlichen Reißer behandeln!«
    »Warum sind Sie so versessen darauf, mit dem Sting Ray abzuhauen?«
    »Ich liebe schnelle Wagen«, sagte er. »Damit kann ich dienen«, meinte ich.
    »Ich bringe Sie mit meinem Jaguar zum Headquarter.«
    Er grinste. »Nein, Polyp. So haben wir nicht gewettet. Ich führe meinen Auftrag aus.«
    »Was ist das für ein Auftrag?«
    »Du stellst zu viele Fragen, Polyp.«
    »Ich bin ein neugieriger Mann. Erfahrungsgemäß schaffe ich es ziemlich rasch, diese Neugierde zu stillen. Mit Ihnen wird das nicht anders sein.«
    »Okay, Polyp. Ich komme dir entgegen. Ich sollte den Wagen schon viel früher abholen, aber ich wurde aufgehalten, und als ich schließlich hier aufkreuzte, war im Haus der Teufel los. Du weißt ja, was passiert ist. Westmores Bude wurde in die Luft gejagt, und die Bullen machten sich überall breit. Ich verdrückte mich, um später wiederzukommen. Hier bin ich nun. Du wirst mich nicht daran hindern, meinen Auftrag auszuführen!«
    »Ach…« machte ich.
    »Sieh dir das Messer genau an«, empfahl er mir. »Es ist lang und scharf. In meiner Hand wirkt es wie eine Wunderwaffe. Soll ich es dir beweisen?«
    »Warum nicht?« fragte ich zurück. »Große Worte imponieren mir nicht. Aber ich warne Sie! Messerstecher Ihres Kleinkalibers lasse ich im allgemeinen mit ein paar gängigen Griffen leerlaufen.«
    »Bei mir wirst du keine Gelegenheit haben, deine kleinen Tricks auszuprobieren«, meinte er grinsend. »Ich verstehe was davon. Ich habe mal einen Judolehrgang mitgemacht.«
    Dann ging er auf mich los. Seine blitzschnelle Aktion zwang mich zu einem gewagten, nicht minder schnellen Manöver. Die Messerhand fuhr ins Leere; sie stieß genau zwischen Körper und Arm. Noch ehe er Zeit fand, Hand und Messer zurückzureißen, saß sein Arm in der Klemme; ich preßte ihn gegen den Körper und erfaßte mit der freien Hand sein Gelenk.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Das Messer schepperte auf den Betonfußboden.
    Ich kickte das Messer zur Seite. Es rutschte unter den roten Sting Ray.
    »Aufstehen, Kamerad«, sagte ich und ließ Tucker los. Er blieb mit gesenktem Kopf auf den Knien liegen. »Los«, fuhr ich fort, »oder wollen Sie eine schriftliche Einladung?«
    Er hob den Kopf und sah mich an. Seine Augen schimmerten feucht. Es war klar, daß es sich nicht um Tränen der Reue oder Scham handelte. Der Schmerz hatte ihm das Wasser in die Augen getrieben. Dahinter war noch immer das Funkeln zu sehen, das Funkeln des Hasses und des Zorns.
    »Lassen Sie sich Ihr Lehrgeld wiedergeben«, .sagte ich zu ihm. »Ihr Judolehrer gehört anscheinend zur dritten Garnitur.«
    Tucker fing an, sein schmerzendes Handgelenk zu massieren. Ich wußte genau, wie sich das Gelenk anfühlte.

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