0469 - Bumerang mit langen Wimpern
Schlips noch der teure Maßanzug etwas ändern.
»Hallo, Chuck«, sagte er grinsend. »Wie du siehst, habe ich deiner lieben Frau ein wenig Gesellschaft geleistet. Wir waren gerade dabei, uns ein paar Witze zu erzählen. Den einen mußt du unbedingt hören, er ist brandneu, Al hat ihn mir auf getischt…«
»Chuck!« würgte Maureen hervor. »Bitte…«
Dann wären beide mit ihrem Latein am Ende.
Chuck rührte sich nicht vom Fleck. Er hatte Zeit. Er konnte es sich leisten, die beiden zappeln zu lassen. Er wollte das Wachsen ihrer Verlegenheit und ihrer Furcht beobachten. Das war Balsam für seine Wunden, die ihm die Situation geschlagen hatte.
Westmore fummelte wieder an seiner Krawatte herum. Er blieb dicht vor Chuck stehen. »Maureen ist eine gute Gastgeberin«, sagte er lobend. »Wirklich prima. Du hast eine schöne Frau, Chuck. Weißt du das eigentlich? Sie hat mir einen Kognak angeboten. Der hat uns ein bißchen lustig gestimmt. Ich brauche dir nicht zu erklären, wie das so geht. Es war eine sehr unterhaltsame halbe Stunde.«
Chuck reichte es. Er konnte nicht länger an sich halten. Jedes Wort des Nebenbuhlers war blanker Hohn. Er schlug zu. Der Schlag war hart und gezielt, eine Explosion des Hasses und der Empörung. Der Schlag traf Westmores Magengegend wie ein Dampfhammer.
Westmore war ein großer, durchtrainierter Bursche. Aber der Durchschlagskraft und der Plötzlichkeit dieses Treffers hatte er nichts entgegenzusetzen. Er riß die Lippen auseinander und brach dann mit einem dumpfen, gurgelnden Laut in die Knie.
Chuck hatte es nicht eilig. Er visierte Westmores Gesicht genau an und schlug wieder zu. Er setzte die Rechte genau zwischen Westmores Augen und schob mit der Linken nach.
»Chuck!« wimmerte Maureen. Sie war aufgestanden. Ihre Augen reflektierten die tödliche Angst, die sie empfand. Sie zitterte am ganzen Körper.
»Du kommst später dran«, versprach er ihr schweratmend.
»Du schlägst ihn ja tot!«
»Ja, das habe ich vor«, versicherte Coburn grimmig. Er schickte diesmal die Linke auf die Reise. Er vermied es dabei, Westmore auf den Punkt zu treffen. Er wollte vermeiden, daß Westmore schon nach drei, vier Treffern ausstieg. Er sollte zu spüren bekommen, daß es ein paar Dinge gab, die man mit Chuck Coburn einfach nicht machen konnte!
Westmore grunzte. Er begriff, daß es keinen Sinn hatte, auf das Abklingen von Coburns Zorn zu warten. Er mußte sich verteidigen. Westmore quälte sich auf die Beine. Coburn gönnte ihm eine Verschnaufpause. Er vertraute der Kraft seiner Muskeln und dem Drive seiner Fäuste. Diese Trümpfe konnte Westmore auch nicht mit seiner Jugend und seiner überlegenen Körpergröße wettmachen.
Westmore hatte Mühe, aufrecht zu stehen. Seine Hand glitt ins Innere des Jacketts. Als er sie wieder hervorzog, hielt er eine Pistole zwischen den Fingern.
Chuck schluckte. Er starrte die Waffe an, verwundert, als sähe er solch ein Ding zum erstenmal.
»Dennis!« schrie Maureen.
»Keine Sorge, Mädchen«, würgte Dennis hervor. Das Sprechen bereitete ihm sichtlich Mühe. »Ich will ihm nur zeigen, daß er nicht so mit mir umspringen kann. Schließlich bin ich kein verdammter Punching-Ball!«
Chuck sagte dumpf: »Leg die Kanone beiseite!«
Westmore grinste. »Du wolltest eine hübsche Schau abziehen, nicht wahr? Du wolltest Maureen zeigen, daß du der große Held bist, der unvergleichbare, der starke Mann, der alles umhaut, was sich ihm in den Weg stellt, nicht wahr? Tut mir leid, Chuck. Aber daraus wird nichts. Die große Schau findet nicht statt. Jedenfalls nicht so, wie du sie dir ausgedacht hast.«
»Leg die Kanone aus der Hand!« wiederholte Coburn.
»Keine Angst, das mache ich schon«, meinte Westmore spöttisch, »aber erst möchte ich mich ein wenig erholen, Partner. Du hast den Krieg ohne Erklärung eröffnet. Das hat dir einen Vorteil verschafft, den ich ausgleichen muß. Laß dir bitte nicht einfallen, diese Pause zu unterbrechen. Das würde mich zum Handeln zwingen. Maureen wäre sicherlich eine prächtige Zeugin. Sie könnte aussagen, daß ich in Notwehr handelte.« Sein Grinsen vertiefte sich. »Sie wäre eine hübsche Witwe, Chuck. Es würde sich lohnen, sie zu trösten.« Chuck sah rot. Die Pistole kümmerte ihn nicht mehr. Er marschierte einfach auf Westmore zu. Der wich vor dem Gegner ein paar Schritte zurück, sichtlich beeindruckt und erschreckt von Coburns wütender Reaktion. »Stop, zum Teufel! Stehenbleiben, Chuck!«
Chuck achtete nicht
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