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047 - Amoklauf

047 - Amoklauf

Titel: 047 - Amoklauf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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und March blieb als erster bei Richardson. Gloria und ich warteten im Wohnzimmer. Ich trank einen Bourbon mit viel Eis und rauchte eine Zigarette. Gloria saß mir gegenüber.
    »Was hat das alles zu bedeuten, Mr. Stack?« fragte sie.
    Ich drückte die Zigarette aus, erhob mich und ging langsam auf und ab. »Ich weiß es nicht«, sagte ich ehrlich. »Nur eines ist für mich klar: Da stecken nicht die Eingeborenen dahinter. Ich vermute, daß wir es …«
    Mehr konnte ich nicht sagen. Ein schrecklicher Schrei war zu hören, der durch Mark und Bein ging. Dann folgte noch einer. Danach blieb es still.
    Ich schüttelte meine Erstarrung ab, riß die Pistole heraus und rannte quer durch die Halle. Es dauerte nur Sekunden, bis ich den Gang erreicht hatte, in dem sich Richardsons Zimmer befand. Die Tür stand offen. Eine andere Tür wurde geöffnet, und Barbara trat verschlafen heraus. Sie lief auf mich zu. Hinter mir tauchte Gloria auf.
    Ich trat in Richardsons Zimmer ein und blieb stehen. Meine insgeheime Befürchtung hatte sich erfüllt. William March lag neben dem Bett. Sein Hemd war blutbesudelt, der Kopf seltsam abgewinkelt. Ein einziger Schnitt hatte seine Kehle aufgeschlitzt.
    Das Fenster stand wieder offen. An der Wand hatten einige Dolche gehangen. Einer davon fehlte jetzt. Blutstropfen führten zum Fenster.
    Ich drehte mich rasch um. Barbara stand in der Tür. Ich versperrte ihr die Sicht auf ihren toten Verlobten.
    »Bleiben Sie draußen!« sagte ich und drängte sie zurück.
    »Was ist geschehen?« fragte sie ängstlich. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    Als ich die Tür schloß, hörten wir wieder einen Schrei. Er kam von draußen.
    »Ich will wissen, was geschehen ist«, keuchte Barbara und klammerte sich an mich. »Reden Sie schon!«
    Ihre spitzen Fingernägel taten mir weh. Ich blickte in ihr Gesicht und hatte Angst, ihr die Wahrheit zu sagen. Doch es blieb mir keine andere Wahl. »Ihr Verlobter ist tot«, sagte ich.
    »Nein!« schrie sie. »Nein!« Ihre Nägel krallten sich fest in meinen Oberkörper, ihr Mund stand weit offen. »Lassen Sie mich vorbei!« keuchte sie.
    Sie ballte eine Hand zur Faust und trommelte damit wie eine Verrückte gegen meine Brust. Ich konnte mich nicht länger mit ihr aufhalten, umspannte ihren Hals und drückte zu. Diesen Griff hatte ich lange genug geübt. Ihre Augen quollen fast aus den Höhlen, dann sackte sie zusammen. Ich hob sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer. Gloria folgte mir.
    »Ihr Bruder hat March die Kehle durchschnitten«, teilte ich ihr mit. »Er ist aus dem Fenster gestiegen. Sie müssen die Polizei verständigen.«
    »Wo wollen Sie hin?« fragte sie ängstlich, da ich mich zum Gehen wandte.
    »Ihren Bruder suchen«, sagte ich und schlug die Tür hinter mir zu.
    Über der Haustür brannte eine starke Lampe. Sie spendete genügend Licht, so daß ich die nähere Umgebung überblicken konnte. Vor den Pfahlbauten der Eingeborenen brannten einige Feuer. Einige Gestalten liefen durcheinander. Irgendwo hier mußte sich Tony Richardson versteckt halten. Und wahrscheinlich hatte er ein neues Opfer gefunden. Ich hatte einen Schrei gehört. Vermutlich hatte er einen der Eingeborenen attackiert.
    Ich lief auf die Pfahlbauten zu und hatte erst wenige Schritte getan, als ich Schreie der Eingeborenen hörte. Dann bemerkte ich Richardson im flackernden Licht der hochlodernden Feuer. Sein Gesicht war blutbesudelt, und er war völlig nackt. In der rechten Hand hielt er einen Dolch. Die Eingeborenen wichen erschrocken zurück und flohen in die schützende Dunkelheit.
    Ich lief so rasch ich konnte. Richardson mußte mein Kommen bemerkt haben, da er sich mir zuwandte. Sein Gesicht war eine teuflische Fratze, die nichts Menschliches mehr an sich hatte. Er brüllte tierisch und ging augenblicklich auf mich los.
    Ich sprang zur Seite. Sein Stich traf ins Leere. Er glitt aus und stolperte. Ich griff nach ihm, verfehlte ihn aber, und er stürzte kopfüber in eines der Feuer. Ich beugte mich blitzschnell vor und riß ihn hoch, doch sein Haar hatte bereits Feuer gefangen. Sein Gesicht und sein Oberkörper waren mit Brandblasen übersät. Er mußte entsetzliche Schmerzen haben, doch er ließ sich nichts davon anmerken. Noch immer umklammerte seine Hand den Dolch. Sein Haar glimmte, die Brauen waren schon völlig verkohlt; ein Auge hatte ziemlich viel abbekommen.
    Ich stand vor ihm und starrte ihn an. Langsam richtete er sich auf, preßte das Kinn auf die Brust und hob die Waffe. Ich schlug

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