047 - Medium des Mord-Magiers
Zimmer und kehrte Augenblicke später aschfahl zurück. Er sog die Luft geräuschvoll ein und ächzte: »Tatsächlich. Da drinnen liegt eine Tote.«
»Haben Sie mir etwa nicht geglaubt?«
»Ich hoffte bis zuletzt auf einen Irrtum.« Der Direktor wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Meine Güte, ich mußte mal mit ansehen, wie eine Frau von der U-Bahn überfahren wurde. Ich dachte, etwas Schlimmeres könnte es nicht geben.« Er wies mit dem Daumen in das Zimmer. »Aber das hier ist schlimmer.«
»Sie müssen die Polizei…«
»Natürlich.« Scott Brady schloß die Tür. Nicht so vorsichtig, wie es das Zimmermädchen getan hatte. Er schlug sie krachend zu und wieder mußte Evie Walker ihn begleiten.
Er kehrte in die Direktion zurück. Evie durfte sich setzen. Bevor Brady die Polizei anrief, stärkte er sich mit einem Scotch; auch dem Zimmermädchen gab er einen Drink.
Dann wählte er den Polizeinotruf und teilte dem Beamten mit kratziger Stimme mit, daß er einen Mord zu melden hätte.
***
Sarracedo wußte nicht, was er zuerst tun sollte. John Darcel hatte ihm stolz erzählt, was er getan hatte, und nun rasten die Gedanken in Sarracedos Hirn.
Er hätte Fiona suchen müssen. Es wäre wichtig gewesen, die Party zu beenden, damit nicht auch noch Kirk Miller, Patrick Buchanan und Edgar Wymore ein Opfer abschleppten.
Und natürlich mußte auch die Leiche verschwinden.
Aber was zuerst?
»Wo ist Fiona?« fragte der Manager zornig. »Wenn du es weißt, mußt du es mir sagen, John! Wenn plötzlich jeder tut, was er will, können wir den wichtigen Kurs nicht beibehalten.«
»Ich habe keine Ahnung, wo Fiona ist.«
»Sie ist mit Joe Trane verschwunden. Verdammt, warum konntet ihr nicht warten? Hinterher hättet ihr freie Hand gehabt. Ihr seid zu früh auf den Geschmack gekommen!«
»Ich sagte es schon mal, Sarracedo, die Zeit war einfach zu lang. Du hättest wissen müssen, daß wir das nicht durchstehen.«
»Ich rechnete damit, daß ihr euch beherrschen könnt.«
»Diese Rechnung ging nicht auf.«
»Na schön, du hattest dein Opfer. Was geschehen ist, ist geschehen. Es hat keinen Sinn mehr, darüber zu reden. Willst du mir wenigstens helfen, die anderen daran zu hindern, die gleiche Dummheit zu machen?«
»Sie werden sich von mir nicht abhalten lassen«, sagte John Darcel.
»Suche Fiona! Bring sie zur Vernunft! Rette dem Showmaster das Leben, aber so, daß er es nicht merkt, in welcher Gefahr er sich befindet.«
Darcel lachte in sich hinein. Sarracedo war verrückt, so etwas von ihm zu verlangen. Er würde Fiona ihr Opfer niemals abspenstig machen.
»Geh!« zischte der Manager. »Suche Fiona! Und finde sie! Ich lasse inzwischen die Tote verschwinden! Anschließend beenden wir diese Party! Wenn ich geahnt hätte, was daraus wird, hätte ich niemand eingeladen!«
Sarracedo verließ den Festsaal. Er kochte vor Wut. Die ganze Sache entglitt ihm – langsam, aber sicher. Er fuhr mit dem Lift zu jener Etage hinauf, in der alle Mitglieder der Band wohnten, und zum erstenmal verlor er auch die Kontrolle über sich selbst.
Er ließ die menschliche Maske fallen. Sein Gesicht verschob sich in grauenvoller Weise, die Farbe veränderte sich, er wurde bleich, sah alt und krank aus.
Aus dem vierzigjährigen Mann wurde ein dürrer Greis mit schlohweißem Haar, das vom Kopf struppig abstand. Aus dem Manager wurde Sarracedo, ein Mord-Magier von der Prä-Welt Coor.
Er hatte Soltaff gekannt, der drüben auf Coor sein Leben verloren hatte, und er wußte von Pallggars Schicksal.
Pallggar war nach England gekommen, um den Tod Soltaffs zu rächen. [3]
Zwei Niederlagen. Zwei vernichtete Mord-Magier. Sarracedo wußte, wer dabei die Hand im Spiel gehabt hatte, und er wollte beweisen, daß Mord-Magier gefährlicher waren, als es nach Soltaffs und Pallggars Ende den Anschein hatte.
Aus diesem Grund war er nach England gekommen. Damit, daß ihm die Dämonen, deren er sich bediente, einen Strich durch die Rechnung machen würden, hatte er allerdings nicht gerechnet.
Er wollte versuchen, zu retten, was noch zu retten war. Vielleicht konnte er das Steuer noch herumreißen und den alten Kurs wieder einschlagen.
Aber es würde schwierig sein, denn John Darcel hatte bereits Blut geleckt, und das gleiche würden die anderen tun, wenn ihnen nicht schnellstens ein Riegel vorgeschoben wurde.
Der Mord-Magier blieb vor Fionas Tür stehen. Ein kräftiger Magieimpuls traf das Schloß und sprengte es auf. Die Tür flog zur Seite,
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