047 - Panik
herangekommen war, meldete sich der japanische Fischdampfer wieder: »Unser Schleppnetz ist gerissen, als wir es einholen wollten. Etwas befindet sich darin. Es dröhnt und hämmert in unseren Köpfen, und jemand raunt uns etwas zu. Einen Namen. Tangaroa. Tangaroa kommt aus dem Meer, um uns alle zu verschlingen. Ich …«
Der Funkkontakt brach ab. Professor Jefferson schlug in seiner Erregung Kapitän Roaldsen auf die Schulter.
»Ich habe es gesagt!«, rief er. »Es ist unser Tiefseeungeheuer. Es ist Tangaroa. Und niemand hat mir glauben wollen.«
»Unmöglich!«, stammelte Kapitän Roaldsen. »Wie hat es den Torpedo und die Wasserbomben überlebt?«
»Das weiß der Teufel. Wir müssen sehen, dass wir den japanischen Fischern helfen können.«
Das Forschungsschiff lief volle Kraft voraus. Der japanische Funker meldete sich noch einmal, mit vor Entsetzen verzerrter Stimme.
»Tangaroa ist an Bord gekommen. Er zertrümmert die Aufbauten und zerbeult die Brücke wie eine rostige Konservendose. Er frisst die Männer auf. Mit klebrigen Tentakeln holt er sie in sein gefräßiges Maul.«
Der Funker kreischte auf japanisch weiter. Der schreckensbleiche Professor Yakumotu übersetzte.
»Es gibt keine Rettung. SOS! SOS! Wir sind alle verloren. Jetzt sehe ich eine riesige Faust mit langen Krallen gegen die Tür der Funkkabine drücken. Es kann sich nur noch um Sekunden handeln. Vernichtet dieses Ungeheuer! Sagt meiner Familie, dass ich meine Pflicht tat bis zuletzt! Jetzt gibt die Tür nach. Ich sehe blaue Krallenfinger mit roten Schwimmhäuten. Bei allen Göttern der Ahnen, solche Monster darf die Erde nicht tragen. Das ist …« Ein Todesschrei gellte, dann kam nur noch Krachen, Knacken und Pfeifen aus dem Empfänger.
Das Forschungsschiff hatte den Fischtrawler erreicht. Im Mond- und Sternenschein sah man einen gigantischen Schatten auf dem schwankenden Schiff. Starke Scheinwerfer erfassten das Schiffswrack. Für einige Augenblicke erhaschte die Besatzung des Forschungsschiffes einen Blick auf einen riesigen Kopf mit Glotzaugen und funkelnden Zahnreihen, auf hin und her peitschende Tentakel und gewaltige Arme mit einem Zackenkamm an der Außenseite und einem roten Rückenkamm. Fürchterliches Gebrüll war zu hören. Dann glitt das Monster ins Wasser und war von einer Sekunde zur anderen verschwunden.
Der Fischtrawler aber war nur noch ein völlig verwüstetes Wrack. Menschen waren nicht zu sehen – weder lebendig noch tot.
»Wir müssen schleunigst weg von hier«, rief Kapitän Roaldsen. »Ich lege keinen Wert darauf, Tangaroa bei mir an Bord zu sehen.«
»Zuerst müssen wir feststellen, ob noch Menschen am Leben sind«, sagte Jefferson. »Dann müssen die Militärs verständigt werden. Unser Schiff ist vier Mal so groß wie der Fischtrawler. An das wird sich Tangaroa nicht so schnell heranwagen.«
»Das sagen Sie. Aber ich bin der Kapitän und für die Sicherheit des Schiffes verantwortlich. Ich sage, wir müssen weg von hier.«
Jefferson und Roaldsen blickten einander feindlich an. Da krachte es drüben auf dem Trawler, und ein Teil der beschädigten Aufbauten flog weg. An der Leeseite war ein Leck entstanden. Das Schiff bekam schnell Schlagseite. Eine Kesselexplosion war erfolgt. Weiße Dampfschwaden wehten über das Wasser. Nichts regte sich auf dem Schiff, das bald untergehen würde.
»Dieses Schiff hat das Monster auf dem Gewissen«, sagte Kapitän Roaldsen. »Wir entfernen uns von hier. Die Navy muss dieses Ungeheuer erledigen.«
»Aber vergessen Sie nicht, dass Tangaroa schneller ist als wir!«, sagte Jefferson. »Wenn er uns haben will, bekommt er uns. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass wir zu groß für ihn sind und er sich nicht an uns heranwagen wird.«
»Wie groß war das Ungeheuer, als es beim Witjas-Tief das Mini-U-Boot vernichtete?«
»Das wissen Sie so gut wie ich. Zwanzig Meter, vielleicht zweiundzwanzig.«
»Der Schatten, den wir ins Meer gleiten sahen, maß mindestens dreißig Meter. Ich habe ein gutes Augenmaß und schätze genau. Tangaroa wächst rasend schnell, und ich möchte nicht mehr hier sein, wenn es groß genug geworden ist, um dieses Schiff anzugreifen.«
Am Tag, nachdem er Araui aufgesucht hatte, erhielt Dorian eine Nachricht. Er sollte sich um zwanzig Uhr auf dem Platz vor dem Gouverneursgebäude einfinden. Aus dem Fernsehen erfuhren Dorian und seine drei Gefährten die letzten Neuigkeiten vom Observator -Pojekt. Die Nachrichtensperre war jetzt endlich aufgehoben. Eine
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