0471 - Schandturm der Templer
reagierte er zu spät.
Bloch war ein Mensch, der das Leben liebte und auch schützte. In diesem fürchterlichen Augenblick aber konnte er nicht anders. Seine rechte Hand umklammerte den Silberpflock.
Dann stieß er zu!
Für diesen kurzen, ihm aber lang vorkommenden Moment, hielt er die Augen geschlossen. Seine linke Hand lag auf der Schulter des Peinigers, er hielt sich praktisch an ihm fest und sah dabei in das Gesicht des Mannes, dessen Augen zum erstenmal so etwas wie einen Gefühlsausdruck bekamen.
In den Pupillen breitete sich ungläubiges Staunen aus. Dann zuckten die Mundwinkel, Serge zog die Lippen zurück. Ein zischender Laut drang aus seinem Mund, zusammen mit einem rosarot gefärbtem Speichel.
Der Abbé hatte seine »Arbeit« noch nicht beendet. Er stieß Serge zurück und faßte mit der linken Hand zu.
Es war ein blitzschneller Griff, und er hatte Glück, daß es ihm gelang. Plötzlich hielt er die schallgedämpfte Waffe des Killers in der Hand. Gleichzeitig kippte Serge um und schlug schwer auf.
Der andere Killer und van Akkeren bekamen freie Sicht auf den Großmeister der Templer.
Und sie wollten nicht glauben, was sie sahen.
Ihre Augen nahmen einen ungläubigen und starren Ausdruck an. Van Akkeren wirkte so, als würde er grinsen, aber niemand war nach Spaß zumute. Am allerwenigstens dem Abbé.
Er ging vor und wunderte sich, woher er die Kraft nahm. Aber die Schmerzen hatte er unterdrücken können. Es ging um sein Leben. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Blickwinkel, manchmal sah er die beiden Männer nur verzerrt, und er hoffte, daß sie nichts davon mitbekamen, wie schlecht es ihm im Prinzip ging.
»Er ist tot!« flüsterte Bloch. »Ich habe ihn töten müssen, denn er wollte mein Leben. Wenn ihr nicht genau das tut, was ich verlange, wird es euch ebenfalls so ergehen.«
»Du hast ihn gepfählt wie einen Vampir!« sagte van Akkeren.
»Ja!«
»Dafür reiße ich dir das Herz aus dem Leib!«
»Noch habe ich die Waffe!«
Van Akkeren senkte den Blick. Er starrte auf das Blut, das von der Pflockspitze zu Boden tropfte und dunkle Flecken auf dem Parkett hinterließ.
Der zweite Killer aber bewegte sich. Er wollte den Tod seines Kumpans nicht hinnehmen. Vor allen Dingen nicht von einer Person wie dem Abbé.
Sehr vorsichtig bewegte er sich auf die Wand zu und hob den rechten Arm bereits an.
Bloch tat nichts.
Der Killer wurde frecher.
Einen halben Schritt brauchte er noch, um günstig zu dem Abbé zu stehen. Dann zog er. Es war wie in einem Western. Er riß die Waffe hervor und hätte es vielleicht bei normaler Lauflänge geschafft, aber er dachte nicht mehr an den Schalldämpfer, der den Revolver verlängert. Bis er den Lauf herumgeschwungen hatte, verlor er Zeit.
Sie reichte Bloch.
Zweimal schoß er, und ein drittes Mal drückte er auch ab, denn er mußte mit links schießen.
Der Killer wurde getroffen. Zwei Kugeln fehlten, aber eine davon traf ins Zentrum.
Der Mann kam nicht einmal zu einem Reflex. Sein Blick brach noch, als er stand.
Dann fiel er um.
Und Bloch hatte die Waffe augenblicklich wieder geschwenkt. Jetzt starrte van Akkeren in die Mündung. Der Grusel-Star war plötzlich bleich geworden.
»Nun hast du Angst!« flüsterte Bloch. »So eine verdammte Angst, wie auch ich sie gehabt habe. Du hast Angst vor der Kugel, die dich zerreißen wird, wenn ich schieße. Du dreckiger Mörder, du hundsgemeiner Schuft, du Sadist du!«
Er schrie van Akkeren an. Es mußte einfach hinaus, und dann rannte er vor.
»Töten sollte ich dich. Von Kugeln durchlöchern, du… du…« Abbé Bloch schoß nicht. Er brachte es einfach nicht fertig, einen Wehrlosen zu erschießen. Mochte dieser Mensch noch soviel Schuld auf sich geladen haben, es gab gewisse Grenzen.
Statt dessen schlug er zu.
Bloch hatte viel Kraft in diesen Hieb gelegt. Er zog den langen Lauf quer über den Kopf und die Stirn des Grusel-Stars, sah das Aufplatzen der Haut, das Blut aus der Wunde strömen und bekam mit, wie van Akkeren zusammenbrach.
Bloch kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er verließ das Haus und rannte weinend und völlig erschöpft in die dunkle Nacht hinein…
***
Der Schädel wollte mich!
»John, versuche alles!« Ich nahm Sukos Worte wie durch einen Filter wahr und ging nicht darauf ein, weil sich der Kopf dicht vor mir aufhielt und in den Augen ein tödliches Licht brannte, das von Mord und Grauen sprach.
Er wollte mich niedermachen - und stieß zu.
Vielleicht hätte er mir den Hals aufgerissen,
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