0471 - Schandturm der Templer
wenn ich nicht rechtzeitig genug meinen Kopf gedreht hätte.
Sofort kam er zurück, nachdem er einmal den Pfahl umkreist hatte. Sein Maul hatte sich geöffnet.
Das Lachen war leise, ein wenig lauter dafür seine Stimme.
»Ich bin verflucht worden, ewig zu leben. Ich soll mich an denen rächen, die mir Unheil zugefügt haben. Das waren die vier Ritter. Ihr Bruder, Bertrand de Vintusse, hat mich damals verraten. Und das nehme ich nicht hin. Ich werde all diejenigen vernichten, die mit ihm zu tun hatten. Auch dich!«
»Ich kenne sie nicht.«
»Doch, sie sind deine Freunde. Sie haben dich geholt. Sie starben, aber sie haben die anderen getäuscht. Es sah so aus, als hätten sie Selbstmord begangen, doch es gibt eine Rückkehr für sie. Sie werden als lebende Tote weiter den Kampf gegen die Feinde aufnehmen, zu denen auch ich gehöre. Das darf ich nicht zulassen. Sie sind verflucht, sie haben sich von den Templern getrennt, um Baphometh zu huldigen. Diese Burg wurde zu seinem Tanzplatz, doch es kam bei ihnen die Reue, und sie wollten wieder zurück. Ihre Seelen sollten später Ruhe haben, die dürfen sie nicht bekommen. Ich will es nicht…«
»Aber sie werden überleben!« rief ich.
»Nicht, solange ich bin!«
»Doch, ich weiß es!«
»Niemand kann es wissen. Nur Baphometh. Ich folge seinen Befehlen. Auch in seinem Namen muß ich seine Diener vernichten. Ihr Bruder Bertrand ist schon tot, sie aber leben noch…«
»Dann hole sie dir!« schrie ich den Kopf an.
»Erst dich, dann ihn!« Damit meinte er Suko.
»Und weshalb wurde das Mädchen getötet? Es hat dir nichts getan, zum Henker!«
»Auch sie ist zu ihnen gegangen. Sie hat Baphometh ebenfalls verraten. Sie hätte sich ihm opfern können, aber ihr habt sie davon abgehalten. Deshalb gab es nur den Tod für sie. Versteht ihr das? Die Schandtürme der Templer werde ich in Gräber umwandeln.«
»Bist du stark genug, um auch die vier Ritter zu töten?«
»Sie sind schon tot.«
»Trotzdem leben sie«, widersprach ich. »Da mußt du dir schon etwas Besonderes einfallen lassen.«
»Das werde ich auch!« Plötzlich warf er sich vor. Wieder zielte er auf meinen Hals.
Was ich tat, das tat ich aus einem Reflex heraus. Die Fesseln ließen mir einen gewissen Spielraum.
Ich drehte mich etwas zur Seite und drückte gleichzeitig mit aller Kraft meinen Oberkörper in die Höhe, so daß der Schädel nicht genau den Hals treffen konnte.
Er rammte gegen meine Brust. Ziemlich weit oben, aber dort befand sich auch noch das Kreuz.
Sie bekamen Kontakt!
Ich hörte den irren, wilden Schrei, der aus der Kehle des Schädels drang. Er flog zurück, als hätte er von mir einen Tritt bekommen. Es sah so aus, als würde er über den Rand des Turms hinwegkippen, aber er prallte gegen die Kante und fiel wieder zurück.
Vor meinen Füßen blieb er liegen.
Es war ein schauriger Anblick. Ich konnte, wenn ich den Blick senkte, genau in sein Gesicht schauen und erkannte, daß ihm der Kontakt mit dem Kreuz gar nicht gut bekommen war.
Die Farbe oder das Licht, das in seinem Innern noch grünrot aufgeleuchtet war, verlor an Intensität.
Tief aus dem Innern des Schädels und wie aus einer anderen Welt hervorkriechend, schob sich eine Schwärze in den Schädel hinein, die ein fauliges Aussehen besaß.
Sie überdeckte das rotgrüne Licht, schluckte es einfach, und auch das Auge wurde davon erwischt.
Es sah nicht mehr so hell aus. Im Hintergrund begann es zu brodeln. Die Pupille wurde erst grau, dann dunkel.
Aber der Kopf gab nicht auf.
Während die linken Hälften der Lippen allmählich grau wurden und anfingen zu faulen, drang aus dem rechten Mundwinkel ein Laut hervor, der mich an das Heulen eines Tieres erinnerte.
Vielleicht gab dieses Geräusch dem Schädel Kraft, denn er versuchte wieder, sich in die Höhe zu wuchten.
Es gelang ihm kaum.
Zwar hob er vom Boden ab, doch er tickte bei der nächsten Berührung auf wie ein Ball, so daß er sich mir hüpfend näherte, um mich doch noch packen zu können.
Die Beine hatte man mir nicht gebunden. Ich trat zu. Eine blitzschnelle Bewegung, der auch der Kopf nicht mehr ausweichen konnte. Er prallte gegen den Rand des Turms und überschlug sich dort.
»Mach nur so weiter, John!« hörte ich Suko rufen. »Verdammt, du schaffst es.«
Der Schädel kam wieder.
Er rollte praktisch heran, doch das Faulen nahm mit einer erschreckenden Geschwindigkeit zu, so daß es bereits mehr als die Hälfte des Gesichts überschattete.
Er würde nicht
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