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0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen

Titel: 0473 - Jerry Cotton läßt schön grüßen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hypnotisieren wollte. Ganz langsam schob er dabei seinen Schreibtischsessel zurück. Und unvermittelt stand er auf und stand in ganzer Größe vor mir.
    »Jerry hat Ihnen also eine Nachricht hinterlassen, aus der hervorgeht, daß er einen Urlaub angetreten hat?« wiederholte er dann kurz.
    Ich nickte.
    »Ja?« forderte er mich zu einer eindeutigen Antwort auf.
    »Ja!«
    »Na also, was gibt es da noch zu fragen? Unser Kollege und Ihr Freund Jerry Cotton hat also seinen Urlaub angetreten. Er wird bestimmt seine Gründe dafür haben…«
    »Entschuldigung, Mr. High, aber ich kann es einfach nicht verstehen, daß Jerry ausgerechnet in einer solchen Situation in Urlaub…«
    »Es tut mir leid, Phil. Ich möchte jetzt nichts sagen. Sie müssen vorerst annehmen, daß Jerry in Las Vegas Urlaub macht. Sie werden dafür bestimmt noch eine Erklärung bekommen.«
    Ich schaute unseren Chef fragend an. Er reagierte nicht darauf, sondern nickte mir lediglich auffordernd zu.
    Ich verstand den Wink und ging zur Tür.
    »Übrigens, Phil«, sagte der Chef, als ich schon im Türrahmen stand, »rufen Sie doch mal bitte auf Rikers Island an. Ich schätze, das gibt eine riesige Überraschung für Sie…«
    Nachdenklich drückte ich die Tür ins Schloß. Sofort ging ich wieder in mein Büro. Auf der leeren und glänzenden Platte von Jerrys Schreibtisch lag noch immer jener Zettel:
    Jerry Cotton läßt schön grüßen.
    Bin in Urlaub, Phil.
    Mit dem Arm schob ich alle Papiere zur Seite, die auf meinem Schreibtisch lagen. Ich machte mir Platz, um die Unterlagen zum Fall Intosh sortieren zu können. Schnell las ich die verschiedenen Meldungen. Nach wenigen Minuten hatte ich bereits ein abgerundetes Bild dessen, was bisher geschehen war.
    Es war mir auch klar, daß wir in diesem Fall bisher nur eine einzige Schlüsselfigur hatten.
    Das war David Bruce. Der Junge, der unter Mordanklage stand. Um ihn vor der Verurteilung zu retten, war der kleine Francis Intosh entführt worden.
    Ein Glück, dachte ich, daß wir diesen Bruce wenigstens greifbar haben. Auf Rikers Island saß er sicher.
    Dachte ich, dann kam ich auf die Empfehlung Mr. Highs zurück. Ich griff zum Telefon und verlangte Rikers Island.
    ***
    »Wollen Sie etwa auch…«
    Captain Hywood von der City Police deutete hinüber, wo im Dunst die Silhouette von Rikers Island auftauchte.
    Der Captain, ein gemeinsamer Freund von Jerry und mir, war in der gleichen Sekunde wie ich mit seinem Dienstwagen an der Anlegestelle der Polizeiboote angekommen.
    »Ja, ich muß auch hinüber.«
    »Das ist ja heute ein reger Betrieb 'hier. Was ist denn eigentlich jetzt wieder los? Ich war in der City unterwegs und habe nur über Funk gehört, daß drüben ein Alarm ausgelöst wurde.«
    Ich erzählte ihm, daß David Bruce verschwunden war. Eigentlich wollte ich noch hinzufügen, daß der mutmaßliche Mörder nach Angabe des Wachhabenden auf Rikers Island von Jerry abgeholt worden sein sollte. Aber dazu kam ich nicht.
    »Verschwunden?« wunderte sich Hywood. »Den hat doch Jerry vorhin abgeholt.«
    »Nein, eben nicht«, teilte ich ihm mit. »Jerry kann ihn nicht abgeholt haben, denn er muß längst in Las Vegas angenommen sein. Er ist heute morgen ganz plötzlich in Urlaub gegangen.«
    Captain Hywood lachte schallend auf. Dann schlug er mir seine breite Pranke auf die Schulter.
    »Guter Witz, Phil, wirklich ein guter Witz. Las Vegas? Warum denn nicht gleich auf den Mond?«
    Er lachte laut, während wir eilig zu dem wartenden Boot gingen.
    Mitten auf dem Anlegesteg blieb ich stehen, drehte mich zu Hywood herum und faßte ihn an seinen Mantelaufschlägen. Sein Lachen erstarb plötzlich.
    »Hywood, glauben Sie mir, Jerry ist in Las Vegas. Er ist heute vormittag in Urlaub gegangen. Er kann diesen Bruce nicht abgeholt haben. Es ist kein Witz!«
    Einen Moment stutzte Hywood. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Phil, Sie können mir keinen Bären auf binden. Ich habe vor knapp einer halben Stunde hier an dieser Stelle mit Jerry gesprochen. Das war unmittelbar, bevor er hinüberfuhr, um David Bruce dort abzuholen. Er hatte es sehr eilig, denn Bruce war auf einem Boot des Correction Department gerade unterwegs zur Insel. Wir haben uns nur ganz kurz begrüßt.«
    Ein Regenschauer peitschte über den breiten East River, und der Wind zerrte heftig an unseren Mänteln. Wir standen mitten auf dem Landungssteg und schauten uns gegenseitig so an, als wollten wir uns hypnotisieren.
    Captain Hywood merkte mein ungläubiges

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