0476 - Der Sohn des Killers
verdammt schlau. Wenn ihr den Auftraggeber wirklich nicht kennt, werdet ihr ihn bestimmt noch herausbekommen.«
»Nehmen wir an, es ist so«, sagte Phil. »Und wie lautet Ihr Gegenangebot?«
»Ich sage euch, wie der Boß der Diamantenbande heißt. Ohne mich kommt ihr nie drauf.«
»Das ist ein Angebot. Wer ist es also?« Der Unbekannte lachte meckernd. »Sie sind ein Witzbold, Mr. Decker. Ware gegen Ware. Ich werde Sie morgen wieder anrufen.«
»Nein«, sagte Phil hart. »Ich bin nicht mehr interessiert. Entweder sagen Sie mir den Namen jetzt, oder aus unserem Geschäft wird nichts.«
Phil setzte alles auf eine Karte. Er ahnte, warum der Unbekannte den Namen von Prices Auftraggeber wissen wollte. Phil war sicher, daß der Mann ein Mitglied der Diamantenbande war. Und er suchte sich gerade das FBI heraus, um zu erfahren, wer ihnen den Streich in der Mercer Street gespielt hatte. Er war sogar bereit, dafür seinen Boß zu verpfeifen.
Phil reimte sich das übrige zusammen. Der Mann in seinem Rücken wollte sein eigenes Süppchen kochen, um die Juwelen in seine Hand zu bringen.
Der Mann im Gebüsch atmete hastig. Er schien unsicher geworden zu sein und nicht zu wissen, wie er sich verhalten sollte.
»Das ist nicht fair«, sagte er endlich.
Aber Phil ließ sich auf nichts anderes ein. »Den Namen!« wiederholte er.
»Ich kann auch abdrücken«, drohte der andere.
»Warum tun Sie es nicht?«
»Okay — Sie haben gewonnen. Suchen Sie nach einem Juwelenhändler. Vielleicht haben Sie Glück.«
Phil wollte noch etwas fragen, aber da knallte ihm der andere den Pistolengriff auf den Hinterkopf, und Phil fiel lautlos zur Seite.
Ben Flood steckte Phil Decker die Pistole in die Schulterhalfter zurück, hob ihn von der Bank herunter und schleifte ihn ins Gebüsch. Befriedigt richtete er sich wieder auf und wollte gehen. Aber da fiel ihm ein, daß seine Fingerabdrücke auf der Pistole waren. Er nahm sie noch einmal heraus, wischte sie sorgfältig mit einem Taschentuch ab und ließ sie in die Schulterhalfter zurückgleiten. Es würde einige Zeit dauern, bis der G-man zu sich kam.
»Du bist ein verdammtes Verräterschwein und ein Idiot dazu!«
Ben kannte diese Stimme. Er wollte nach seiner Pistole greifen, aber er war viel zu langsam.
»Laß das«, sagte Babyface. Er war unhörbar aus den Büschen herausgetreten und stand knapp zwei Schritte von Ben entfernt. In seiner Rechten schimmerte der Lauf eines Revolvers, auf dessen Mündung ein Schalldämpfer aufgesetzt war.
Das Kindergesicht John Carpenters wirkte so starr wie ein Puppenkopf aus Porzellan. Seine schwarzen, stechenden Augen nagelten Ben auf seinem Platz fest. »Ich bin seit heute morgen hinter dir her«, sagte er kalt. »Ich habe gesehen, wie du telefoniert hast, und das nachfolgende Affentheater habe ich bis zum Schluß miterlebt. Warum wolltest du uns verkaufen, Ben? Nur weil du eine Wut auf den Boß hast?«
Ben Flood war fast doppelt so alt wie Babyface. Er war ein Riese gegen ihn, aber jetzt zitterte er. »Laß dir erklären, John…, ich wollte nur wissen, wer uns in der Mercer Street hereingelegt hat.«
»Und deshalb verhandelst du mit dem FBI? Laß dir etwas Besseres einfallen, Ben!«
Flood sprach schnell, so als ob er Angst hätte, nicht mehr zu Ende zu kommen. »Versteh mich doch, das liegt auf der Hand! Price sollte den Penner abschießen. Wer, frage ich dich, kann ein Interesse daran haben? Nur der Mann, der die Sache gegen uns eingefädelt und den Penner zum FBI geschickt hat.«
»Die Idee ist nicht schlecht«, sagte Babyface nachdenklich. »Aber auch nicht gut genug. Laß dir noch etwas einfallen, Ben!«
Flood schwitzte. Fasziniert beobachtete er, wie der Zeigefinger John Carpenters am Abzugshahn spielte. Er gab sich keinen Illusionen hin. Babyface war erbarmungslos und würde nicht zögern, den Finger krumm zu machen.
»Ich gebe dir noch zehn Sekunden!«
John Carpenter fing langsam an zu zählen: »Eins… zwei… drei… vier…«
Ehe er fünf sagen konnte, gingen Ben Fiood die Nerven durch. »Schieß nicht!« bettelte er heiser. »Ich… ich gebe es zu, ich wollte euch aufs Kreuz legen. Ich wollte nicht Monate umsonst gearbeitet haben. Ich will meinen Anteil, verstehst du? Und ich will leben!«
»Dafür sind deine Chancen besonders gering. Ich sage, du hast; überhaupt keine mehr.«
»John!« schrie Flood auf, »Tu es nicht! Der G-man wird…«
Der Revolver in der Hand John Carpenters senkte sich. Über sein Gesicht glitt ein
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