0476 - Der Sohn des Killers
Sergeanten des ersten Streifenwagens. »Wir müssen das ganze Klinikviertel absperren.«
Während er die Meldung durchgab, rannte ich zur Tür der großen Halle, hinter der die drei Gangster verschwunden waren. Im Laufen wechselte ich das Magazin der Pistole.
Zuerst sah ich drei Krankenschwestern. Ihre Gesichter waren so weiß wie ihre Kleidung. Sie streckten die Arme hoch, als sie die Pistole in meiner Hand erblickten.
Ich hatte keine Zeit, mich auf lange Diskussionen einzulassen. »Ich bin vom FBI«, sagte ich nur und zeigte ihnen meinen Stern. »Wo sind die drei Polizisten, die eben hier durchgelaufen sind?«
Die blonde Schwester, die mir am nächsten stand, öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Sie zitterte am ganzen Körper und schien in Tränen ausbrechen zu wollen. Wortlos zeigte sie auf die breite Treppe, die in die ausgedehnten Kelleräume führte.
Sofort rannte ich los. Dabei nahm ich immer drei Stufen auf einmal und sprintete schließlich einen langen Flur entlang, der durch Neonröhren erleuchtet wurde.
Von meinem Standort aus war sein Ende nicht abzusehen. Dennoch wußte ich plötzlich, daß die drei Gangster instinktiv den richtigen Fluchtweg gewählt hatten.
Der Gang führte hinüber zu den Universitätsgebäuden. Ehe die Verstärkung eintraf, würden die Verbrecher im Gewühl der Studenten entkommen sein.
Trotzdem versuchte ich es. Meine Schritte hallten dumpf von den Wänden zurück. Aber der Gang wollte kein Ende nehmen. Endlich erreichte ich eine Treppe, die nach oben führte.
Ich kam in eine riesige Halle, die so voller Menschen war wie der Centralbahnhof. Niemand schien aufgeregt zu sein. Die Gangster hatten unerkannt die Halle verlassen.
***
Phil erwartete mich in meinem Büro. Er grinste, als ich meinen Hut nicht wie sonst kunstvoll an den Haken beförderte, sondern ihn lustlos auf einen Stuhl fallen ließ.
»Das wird ein Fest für die Zeitungsreporter«, frotzelte er. »Ich sehe schon die Überschriften vor mir: FBI-Agent wird von falschen Polizisten hereingelegt!«
»Brich ja nicht in Tränen aus«, knurrte ich.
»Selbstverständlich, Jerry. Ich weiß doch, was ich meinem besten Freund schuldig bin. Aber tröste dich, ich wäre vielleicht gar nicht darauf gekommen, daß die Cops falsch waren. Was willst du jetzt unternehmen?«
Ich zuckte die Achseln. »Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Zuerst habe ich mal dafür gesorgt, daß Jeff Bronson in Sicherheit gebracht wurde. Er liegt mit einem Oberarmdurchschuß im Polizeihospital. Die Fahndung nach den Verbrechern läuft auf vollen Touren. Jetzt möchte ich mir eigentlich den Juwelenhändler vorknöpfen, der auf der Abschußliste des Killers stand. Kommst du mit?«
Phil schüttelte den Kopf und zündete sich langsam eine Zigarette an. »Nein«, sagte er nur. »Ich habe- vorhin einen Tip erhalten, dem ich nachgehen möchte.«
»Worum handelt es sich?«
»Vorerst großes Geheimnis«, lächelte Phil hintergründig. »Am Nachmittag bin ich wieder zurück. Vielleicht kann ich dir dann eine Spur servieren, die so heiß ist wie die Hölle.«
Das Büro des Juwelenhändlers befand sich in dem Wolkenkratzer Beaver Ecke Wallstreet. Es roch förmlich nach Geld.
Neben der Fahrstuhltür stand ein General in mitternachtsblauer Uniform. Jedenfalls sah er so aus mit den zahlreichen blitzenden Knöpfen und Silberschnüren. Sein hochnäsiges Gesicht strahlte Unnahbarkeit und Menschenverachtung aus.
»Sie wünschen?« fragte er leise. Seine linke Augenbraue zog sich dabei einen Viertelzoll in die Höhe.
Ich spielte mit. Bescheiden nahm ich den Hut ab und sagte: »Ich möchte zu Mr. McDovan.«
»Sind Sie angemeldet?«
»Nein.« , Seine Augenbraue klappte wieder nach unten. »Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann«, flüsterte er gönnerhaft. »Wie ist Ihr Name bitte?«
»Cotton.«
Die Augenbraue rutschte nach oben. »Nur Cotton, sonst nichts?«
»Nur Cotton.«
Er zuckte die Schultern und ging zu einem Telefon, das auf einem kostbaren Mahagonitischchen stand.
Er sprach so leise, daß ich nichts verstehen konnte.
Die Bewegung, mit der er den Hörer auflegte, war so einstudiert wie alles an diesem Operettenportier.
»Miß Gladys erwartet Sie. Es ist eine hohe Ehre, von der Privatsekretärin Mr. McDovans empfangen zu werden.«
Ich gab mich sehr beeindruckt und fuhr ins siebzehnte Stockwerk hinauf.
Hier war alles noch viel vornehmer. Meine Schuhe versanken fast in dem dicken Läufer, der den Boden eines mit Seidentapeten
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