0476 - Kalis tödlicher Spiegel
Richtungen an meine Ohren.
Ich dachte sofort an die Gesichter und stellte automatisch eine Verbindung her.
Sofort verließ ich die Schüssel, baute mich an deren Rand auf und erkannte was sich da ereignet hatte.
Es waren die Personen, die ich in der Spiegelfläche entdeckt hatte. Drei Frauen und ein Mann.
Doch sie hatten sich auf eine grausame Art und Weise verändert…
***
Aus ihnen waren Monstren geworden. Diener der Totengöttin Kali. Lebende Tote, blutverschmiert, mit zerschnittenen Gesichtern und Kehlen sowie rot befleckten Haaren.
Furchtbare Gestalten, die Angst in mir hochschießen ließen. Ihre Kleidung war zerfetzt und an vielen Stellen so eingerissen, daß die Haut durchschimmerte. Wo keine Blutkruste lag, da besaß sie eine weißbläuliche Farbe, als hätten sich dort Flecken gebildet.
Von vier Seiten näherten sie sich mir. Es war klar, daß sie auch mein Leben wollten.
Ich lief ein Stück zur Seite, um eine gewisse Rückendeckung zu haben. Dabei passierte ich eine blonde Frau, deren Gesicht von einem Messerschnitt gezeichnet worden war. Sie kümmerte sich nicht um mich, die vier Personen gingen auf die kleine Mulde zu, wo der. Spiegel stand. Sie rutschten über den Rand, schauten dann in die Fläche, und ich blickte aus der Höhe zu.
Diesmal blieb sie nicht glatt. Wieder tauchten aus der Tiefe die Gesichter auf. Es waren die der vier so fürchterlich aussehenden Gestalten. Doch die Gesichter im Spiegel zeigten sich so, wie sie einmal gewesen waren. Er hatte sie als Lebende dort eingefangen.
Konnten diese untoten Wesen oder Diener der Kali überhaupt etwas empfinden? Wenn ja, mußte dies schrecklich sein, sich selbst im Spiegel so zu erkennen, wie man einmal ausgesehen hatte.
Nebeneinander standen sie. Schauten in die Gesichter, die sie einmal gehabt hatten, und drehten sich plötzlich zu mir um.
Ich wartete, meine rechte Hand lag auf dem Griff der Beretta. Silberkugeln gegen die Monstren.
Würden sie ausreichen?
So einfach war es nicht. Niemand hatte etwas dazu getan, aber der Spiegel kippte plötzlich nach hinten.
Geräuschlos schlug er auf den Boden, und er vereinigte sich mit der Oberfläche.
Gleichzeitig breitete er sich aus. Zum erstenmal sah ich etwas von seiner starken Magie, von der unheimlichen Kraft, die ihm die Totengöttin Kali gegeben hatte.
Vor meinen Augen verwandelte sich der Spiegel in ein gewaltiges Meer. Eine breite, lange, auch glitzernde Fläche, wie wir sie schon einmal aus der Höhe her gesehen hatten. Sie schien überhaupt kein Ende nehmen zu wollen, es gab auch für sie keine Hindernisse, denn über alle Unebenheiten kroch sie hinweg.
Die vier Menschen standen jetzt auf der Fläche. Sie hatte sich unter ihre Schuhe geschoben, ohne daß sie die Beine hätten anheben müssen. Normalerweise hätten sich die Gestalten auf der Fläche spiegeln müssen. Das war nicht geschehen. Sie warf kein Bild zurück, möglicherweise verschluckte sie diese auch.
Und doch entstand etwas.
Es wirkte wie ein verlaufenes Gemälde, sehr breit, auch sehr groß, streifig und strähnig, zitternd, sich formend, zu einem Oval werdend, das jedoch Inhalt bekam.
Ein Gesicht entstand innerhalb der Fläche. Riesig, unheimlich und mir zeigend, wer hier das Sagen und die Kontrolle hatte.
Kali kam!
Sie besaß viele Namen, auch zahlreiche Gestalten, aber hier erschien sie in der schrecklichsten, die man ihr gegeben hatte und die man sich vorstellen konnte.
Ein scheußliches Monstrum, ein Alptraum mit schwarzem Gesicht, vier Armen, roten Augen und Handflächen, verfilzten, blutbefleckten Haaren und einer Halskette aus Menschenköpfen.
So hatte die indische Mythologie sie immer beschrieben, so trat sie auf, wenn sie töten wollte, und so kannten sie ihre Diener, denn die vier Personen, die sich vor dem Gesicht aufhielten, fielen vor ihr in die Knie, um ihr Dankbarkeit zu demonstrieren.
Ich dachte über den Grund nach, weshalb Kali erschienen sein konnte. Sie wollte etwas damit erreichen, und da gab es eigentlich, nur eine Antwort für mich.
Rache an der Person zu nehmen, die ihr schon einige Niederlagen bereitet hatte.
Das war ich!
Die vier Diener der Totengöttin erhoben sich wieder mit ungelenken Bewegungen. Sie standen da, drehten sich gemeinsam um und richteten ihre blutverkrusteten Gesichter mir zu.
Der Spiegel breitete sich nicht mehr weiter aus. Er hatte mittlerweile seine volle Größe erreicht.
Auch Kali hielt sich zurück, aber ihr Bild blieb. Wahrscheinlich sollte es die
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