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0477 - Das Schwert des Träumers

0477 - Das Schwert des Träumers

Titel: 0477 - Das Schwert des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gefängnis, und zum erstenmal, seit Nicole Merlins Tochter kannte, erlebte sie, daß Sara Angst hatte.
    Keine Todesangst. Angst vor etwas, das viel schlimmer war als der Tod.
    Und niemand war fähig, ihr zu helfen. Sie alle versuchten mehr denn zuvor, ihre Fesseln zu sprengen, einzugreifen. Aber es ging einfach nicht. Sie waren dazu verurteilt, untätig ausharren zu müssen.
    Sara Moon schrie ihre Angst und ihre Verzweiflung aus sich heraus. Die anderen hörten sie noch, als sie sie längst nicht mehr sehen konnten. Die beiden telepathisch begabten Frauen Nicole und Teri hörten auf Gedanken-Ebene diese Schreie noch viel länger. Es war schlimmer als die perfideste Folter, die ein Mensch sich hätte einfallen lassen können.
    Irgendwann, viel später, schrie Sara Moon nicht mehr…
    ***
    Merlin schrie.
    Erschrocken fuhr Zamorra zurück. Er riß abwehrend die Hände hoch, weil Merlin zu toben begann und mit den Fäusten um sich schlug. Das Gesicht verzerrt, die Augen weit aufgerissen und dabei verdreht, und über sein Gesicht rannen Schweißtropfen. Er wirbelte einem menschlichen Tornado gleich durch die Kabine, in die Zamorra ihn gebracht hatte. Und immer wieder schrie er gellend. Zamorra begriff nicht, wie ein menschlich geformter Kehlkopf derartige unmenschliche Laute hervorbringen konnte, wie Merlin sie von sich gab, und er verstand ebensowenig, wieso Merlin nicht zwischendurch wenigstens einmal Luft holen mußte.
    Zamorra versuchte etwas Einmaliges.
    Er versuchte, Merlin zu hypnotisieren!
    Er mußte den Zauberer zur Ruhe bringen, oder der würde plötzlich endgültig ausflippen und seine ungeheuren magischen Kräfte einsetzen. Aber bei der geistigen Umnachtung, die sich ohnehin schon über ihn gelegt hatte, konnte das zu einer Gefahr werden, die alles Bisherige in den Schatten stellte.
    Zamorra setzte Merlins Stern ein, um seine schwachen Parakräfte zu verstärken, und all diese Kraft schleuderte er gegen Merlin, um diesen unter hypnotische Kontrolle zu bekommen.
    Es gelang ihm nicht.
    Merlin war dagegen gefeit. Er ließ sich nicht von einem Menschen in Trance versetzen, auch nicht von einem, der in Merlins Stern die Kraft einer entarteten Sonne zu seiner Verfügung stehen hatte.
    Im Gegenteil. Er bemerkte Zamorras Versuch - und schlug zurück! Aus seinen gespreizten Fingern flammte etwas hervor, traf Zamorra, und im nächsten Augenblick glaubte er, daß ihm das Skelett aus dem Körper gerissen würde. Aufschreiend sank er als haltlose Masse in sich zusammen, schaffte es nicht einmal mehr, sich aus dem Wirkungsbereich von Merlins Energie zu wälzen. Seine Nervenstränge standen in hellen Flammen. »Merlin!« stöhnte er verzweifelt auf. »Nicht! Was tust du? Willst du mich umbringen?«
    »Umbringen«, heulte Merlin. »Ja! Umbringen! Sie bringen sie um! Sara stirbt! Sie bringen meine Tochter um! Jetzt, jetzt, jetzt! Sie bringen sie um!«
    Abermals schleuderte er einen Schauer destruktiver Magie auf Zamorra, der diese Kräfte nicht abwehren konnte. Nicht einmal das Amulett sprach darauf an. Noch nie hatte es sich gegen seinen Schöpfer gestellt, in welcher Form auch immer.
    Zamorra begriff, daß er sterben würde, wenn nicht ein Wunder geschah. Sterben durch die Hand Merlins.
    Merlins, des Wahnsinnigen.
    ***
    Gryf schloß die Augen und öffnete sie erst nach gut fünfzehn Sekunden wieder. Aber das Bild hatte sich danach nicht verändert. Immer noch beugte sich ein dunkler Schatten über ihn. »Man nennt mich ›Gevatter Tod‹«, hatte er gesagt.
    »Eigentlich«, murmelte Gryf schwach, »habe ich mir dich immer etwas anders vorgestellt.«
    »Und wie?« fragte der andere. Seine Stimme klang seltsam hohl. Gryf zwang sich, ihn anzusehen, sich auf den Anblick des Fremden zu konzentrieren. Er sah einen Mann vor sich, der klapperdürr, war wie ein Skelett. Die Haut spannte über den Knochen. Die Augen, deren Farbe Gryf nicht einmal andeutungsweise bestimmen konnte, lagen tief in den Höhlen. Die Kleidung war schwarz und bestand aus Lederstiefeln, einer ledernen Hose und einem ebenfalls ledernen Hemd. Ein Helm schützte seinen Kopf, und um seine Schultern hing ein dunkler, fast bis zum Boden reichender Umhang. An einem breiten Gürtel hing ein Schwert in der Scheide, und Handschuhe waren hinter diesen Gürtel gesteckt.
    Gryf hustete. Er fühlte sich von Minute zu Minute schwächer. »Ich dachte«, murmelte er, »immer an ein Gerippe in einer Kapuzenkutte, mit einer Sense in den Knochenhänden.«
    Der schwarzgekleidete

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