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0477 - Das Schwert des Träumers

0477 - Das Schwert des Träumers

Titel: 0477 - Das Schwert des Träumers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er sich mißtrauisch.
    »Nein. Ich bin ein Krieger. Genauer gesagt, ich bin ein Ausbilder - oder ich war es zumindest einmal. Ich habe die besten Krieger ausgebildet und geformt. Und ich kann es heute noch mit den besten meiner Schüler jederzeit aufnehmen. Du glaubst mir das nicht, weil ich so ein Klappergestell bin, wie? Nun, das stört mich nicht weiter, Namenloser. Ich weiß, was ich bin und was ich kann.«
    »Und woher kommst du?« fragte Gryf. Er versuchte sich aufzusetzen.
    »Du bleibst liegen, Namenloser«, befahl YeCairn und drückte Gryf rigoros auf das Lager zurück. »Willst du, daß deine kaum verheilte Wunde wieder aufbricht? Soll meine ganze Arbeit umsonst gewesen sein, du Narr?«
    Gryf schüttelte langsam den Kopf. »Wie lange bin ich schon hier?«
    »An der Oberfläche dieser Welt mag die Sonne etwa zwei Ellen lang über den Himmel gewandert sein. Der größere dér beiden Monde, der, welcher jetzt bei Tage sichtbar ist, ist dagegen erst eine Handspanne weit gewandert.«
    »Zwei Monde?« entfuhr es Gryf, und er fuhr abermals auf. Ein heftiger, stechender Schmerz ging durch seinen Oberkörper und erinnerte ihn daran, daß YeCairn mit seiner Warnung recht hatte. Es war besser, wenn Gryf erst noch eine Weile liegenblieb. Was auch immer dieser »Gevatter Tod« gemacht hatte - zaubern konnte auch er wohl nicht, und der Heilungsprozeß brauchte seine Zeit. Immerhin war es schon hilfreich, daß das verlorene Blut ersetzt worden war.
    »Natürlich zwei Monde«, sagte YeCairn. »Kennst du dich auf deiner eigenen Welt nicht mehr aus?«
    Der Silbermond, schoß es Gryf durch den Kopf. Es muß der Silbermond sein. Er umkreist jetzt die Erde! Verdammt, Merlin, was hast du bloß angerichtet? Das bringt das gesamte Sonnensystem aus dem Gleichgewicht! Die Planetenbahnen werden mit der Zeit gestört und instabil, und es kann passieren, daß Planeten abdriften, von der Sonne fort, oder in sie hineinstürzen und verbrennen…
    »Diese Welt, Erde, darf nur einen Mond haben«, sagte er leise. »Wenn es jetzt einen zweiten gibt, gehört er nicht hierher. Er ist ein Unheilsbringer. Ich würde alles dafür geben, wenn ich ihn dorthin zurücksenden könnte, von wo er gekommen ist.«
    »Und ich würde sehr viel dafür geben, wenn ich in meine eigene Welt zurückkehren könnte«, sagte YeCairn. »Diese hier gefällt mir gar nicht. Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe, und andere, die wieder viel zu simpel sind. Und es gibt Bedrohungen, als habe sich die düstere Zone über die gesamte Welt ausgebreitet und bringe Tod und Verderben über die Menschen.«
    »Was für eine Welt ist das, aus der du kommst?« stieß Gryf hervor.
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nur, daß ich in ihr lebte und was ich dort getan habe. Aber ich weiß nicht, warum ich hierher verschlagen wurde, und ich kenne nicht den Weg, den ich dabei zu benutzen hatte. Ich kenne nicht einmal mehr den Namen meines Volkes. Aber es ist ein kriegerisches Volk, von vielen Feinden bedroht und von Dämonen und ihren Dienern ständig zum Krieg und zu- neuen Eroberungszügen aufgehetzt. Ich… ich weiß nicht, ob ich wirklich zurück will, aber wer kann schon von seiner Heimat lassen? Namenloser, kannst du das verstehen?«
    Gryf nickte langsam. »Schildere mir deine Welt«, bat er. »Wie sieht sie aus? Vielleicht kann ich deiner Erinnerung helfen. Ich bin schon in vielen anderen Welten gewesen.«
    »Aber sicher nicht in einer wie dieser«, murmelte YeCairn. »Bitterkaltes Eis im Norden, und im Süden die furchtbare Schattenwelt, die jeden verschlingt, der sich in sie und ihre dämonischen Staubwirbel wagt. Beim Ewigen Krieger! Meine Welt braucht ebenso Hilfe wie deine!«
    »Vielleicht«, sagte Gryf. »Aber deine Schilderung sagt mir nichts. Es gibt keine Anhaltspunkte.«
    »Natürlich kannst du mir nicht helfen, Namenloser«, murmelte YeCairn. »Vermutlich ist es mein Schicksal, meine Heimat niemals wieder zu erreichen. Und je länger ich hier verweile, desto weniger glaube ich daran, daß ich überhaupt eine Heimat besitze. Vielleicht stamme ich direkt aus dem Nichts. Vielleicht hat mir jemand Bilder eingepflanzt, um mir wenigstens eine Schein-Erinnerung zu geben. Vielleicht kann ich mich nur deshalb nicht richtig erinnern, weil es in Wirklichkeit gar keine Erinnerung gibt.«
    »Ein philosophisch angehauchter Krieger«, murmelte Gryf und schloß die Augen. Er versuchte sich vorzustellen, wie ein Mann wie »Gevatter Tod« überhaupt lebensfähig war. Wenn sich

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