0477 - Tanzplatz der Verfluchten
Beschäftigung?«
»Das nicht. Wir würden aus den Städten Leute heranholen. Rainbow Falls bekäme Auftrieb und würde aus seinem Winterschlaf erwachen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ob die Menschen sich das allerdings wünschen, ist fraglich. Wie steht man dazu?«
Abe hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
»Sie wären bestimmt dagegen.« Ich wechselte das Thema. »Wo wollt ihr die Anlage hinsetzen?«
»Moment mal, John. Ich will sie nicht hinsetzen. Das ist eine Energiegesellschaft.« Abe streckte den rechten Arm aus und zeigte über die Ortschaft hinweg nach rechts, wo das Gelände flach war. »Dort hat sich Kudelke aufgehalten. Er sollte einige Nachforschungen anstellen und das Gelände vermessen.«
»Weshalb hat die Firma nicht ihre eigenen Leute geschickt?« wollte ich wissen.
Der G-man senkte den Kopf und preßte die Lippen zusammen. Ich hatte sofort das Gefühl, hier die Finger in eine offene Wunde gelegt zu haben. Abe verschwieg mir etwas.
»Raus mit der Sprache!« forderte ich.
»Das ist bereits geschehen. Man hat drei Experten in diese Gegend geschickt.«
»Und?«
»Sie sind nicht zurückgekehrt. Einfach verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.«
»Wieso?«
»Nichts wieso? Sie müssen umgekommen sein. Die Polizei hat natürlich Nachforschungen angestellt, auch wir sind eingeschaltet worden. Die Kollegen haben keine Spur gefunden. Es gibt die drei Männer nicht mehr. Aus, vorbei.«
»Und dann hast du Kudelke geschickt?«
»Ja, er erschien mir unverdächtig. Er sollte sich umhören. Es war alles abgesprochen. Den Rest kennst du ja.«
Ich nickte. »Und ob ich den kenne. Ich sage dir etwas, Abe: Wir befinden uns in einem gefährlichen Kreislauf. Hier sind Kräfte am Werk, die du nicht so leicht stoppen kannst.«
»Deshalb habe ich dich ja mitgenommen.«
»Ja, mal sehen.« Ich wollte wieder in den Wagen steigen, aber Douglas hielt mich zurück.
»Moment noch, John. Wenn du aussteigen willst, sag es jetzt. Ich sehe dir an, daß du nicht viel Lust hast.«
»Das stimmt allerdings.«
»Und wieso…?«
»Ich kann die verstehen, die sich wehren, Abe.«
»Auch daß sie töten?«
»Nein, das kann ich eben nicht hinnehmen. Deshalb werde ich sie auch bekämpfen. Zudem stehen wir ebenfalls auf ihrer Liste und werden uns unserer Haut wehren müssen.«
Wir stiegen in den Camaro und fuhren die letzten Yards nach Rainbow Falls hinein.
Häuser aus Holz, Kreuzungen, breite Straßen, keine Ampeln, ein gepflegter Ort, in dem wenig Betrieb herrschte. Auch nicht an diesem Nachmittag. Zwar fuhren Fahrzeuge durch Rainbow Falls, aber alle wirkten gemütlich und irgendwie langsam.
Zumeist fuhr man hier Station Cars, in denen man auch gewisse Dinge transportieren konnte. Die Wohnhäuser waren großzügig angelegt worden, gepflegt die Gärten.
Rainbow Falls besaß auch eine City. Hier standen die Häuser dichter. Geschäfte, ein Supermarkt mit großem Parkplatz dahinter, zwei Restaurants, natürlich auch Hamburger-Läden, Drugstores und eine Polizei-Station, vor der eine weißgestrichene Bank stand.
Wir hielten ein Stück entfernt und stiegen noch nicht aus. »Sollen wir uns mit dem Sheriff in Verbindung setzen?« fragte Abe.
»Heißt der hier so?«
»Ja.«
»Kennst du ihn?«
Douglas grinste. »Ich habe mir sein Dossier kommen lassen. Er ist seit über zehn Jahren im Amt und hat es von seinem Vater übernommen. Der Mann ist nicht unbedingt eine Leuchte, aber hier ist auch nicht viel passiert, bis auf das Verschwinden der drei Männer eben. Da hat er fast durchgedreht, weil ihm das zuviel wurde.«
»Kann man ihn als loyal bezeichnen?«
»Ich hoffe es.«
»Okay, machen wir uns mit ihm bekannt, Abe. Wir müssen schließlich sagen, weshalb wir hier sind.«
»Das wird sich ergeben.«
Ich ließ den Türhebel wieder los. »Willst du weiterhin inkognito arbeiten?«
»Ja, das hatte ich vor. Wir sind eben Leute, die hier Urlaub machen wollen. Die Gegend ist reich an Fischen.«
»Dann müßten wir uns noch Angelzeug kaufen.«
»Der Laden ist direkt gegenüber.«
»Du hast gewonnen, Abe.« Ich öffnete die Tür und faltete mich aus dem Wagen.
Noch immer wehte der wärmende Wind. Als Abe die Tür zuwarf, empfand ich das Geräusch fast als störend. Zwei Frauen kamen uns entgegen. Sie schauten uns kurz an. Ihre Blicke sprachen Bände.
Mißtrauen stand in ihren Augen. Man mochte hier wohl keine Fremden.
Als wir durch den Ort gingen, schaute ich mir die Leute genauer an. Mir kamen sie bedrückt vor.
Vor
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