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0477 - Tanzplatz der Verfluchten

0477 - Tanzplatz der Verfluchten

Titel: 0477 - Tanzplatz der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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allerdings die Bremsleuchten aufglühten. Der G-man stand dort, wo zwei Fahrspuren zu einer wurden, die in Richtung Tor führte.
    Verstaucht, geprellt oder gebrochen hatte ich mir nichts. Geschmeidig wie immer kam ich hoch.
    Die Knochen waren da.
    Sie kamen mir vor, wie von einem Orkan getrieben. Wirbelnde Gebeine, nie ruhig, immer darauf lauernd, ein Ziel attackieren zu können. Aber sie konzentrierten sich diesmal nicht allein auf mich.
    Urplötzlich teilten sie sich.
    Eine Hälfte jagte auf mich zu, die andere hatte sich den Wagen und Abe Douglas als Ziel ausgesucht.
    Er öffnete soeben die Tür. Das war genau falsch. Der Mensch sollte lieber im Wagen bleiben.
    Ihn schreiend zu warnen, hätte zuviel Zeit gekostet. Deshalb blieb auch ich nicht stehen und rannte ihm entgegen, zugleich in der Hoffnung, daß sich die beiden Knochenhaufen wieder vereinigen würden.
    Ich schaute nur einmal über die Schulter zurück. Tatsächlich bewegten sich die Knochenteile wieder aufeinander zu, bildeten abermals die rollende Wolke, die uns verfolgte.
    Auch der G-man hatte bemerkt, auf was es ankam. Blitzschnell tauchte er wieder in seinen Camaro, öffnete jedoch das Fenster. Auf dem unteren Rand der Scheibe erschien ein schwarzer länglicher Gegenstand. Der Lauf eines Revolvers.
    Inzwischen hatten auch andere Menschen bemerkt, daß etwas nicht stimmte. Sie strömten herbei.
    Auch auf einer in der Nähe herlaufenden Rampe standen Gaffer und sahen, daß ich mit einem letzten Sprung den Camaro erreichte, gegen den hinteren Kotflügel prallte, keine Schußwaffe zog, dafür aber mein Kreuz hervorholte und mich der Knochenwolke entgegenwarf.
    Ich war bewußt das volle Risiko eingegangen, denn ich wollte es endlich wissen. Schon einmal hatte das Kreuz einen Skelettknochen besiegt, vielleicht schaffte es auch diese große Ansammlung.
    Noch nie war ich in einen so gewaltigen Wirbel tanzender Knochen geraten. Sie hämmerten auf meinen Rücken, erwischten mich am Kopf, im Gesicht, doch nur für einen kaum meßbaren Augenblick, denn urplötzlich ertönte ein gewaltiges Heulen, als hätte der Teufel persönlich seinen Ärger und Zorn ausgespieen.
    Ich ging zurück, behielt die Hand mit dem Kreuz vorgestreckt und sah, was geschehen war.
    Mehr als zwei Drittel der tanzenden Gebeine hatten sich bereits aufgelöst.
    Nur verschwanden sie nicht, wie der Knochen im Lokal, nein, sie rotteten sich förmlich zusammen, allerdings auf einer anderen Ebene. Aus den dreidimensionalen Gebeinen wurde ein heulender Sturmwind, ein Gespenst, ein riesiger Geist, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Es war der Geist eines Irokesen-Kriegers!
    ***
    Bisher kannte ich die Angehöriger des Irokesen-Stammes nur von Zeichnungen her, die Geschichten wie den »Lederstrumpf« illustrierten. Nun sah ich einen solchen Krieger vor mir und mußte gestehen, daß sich der Zeichner nicht geirrt hatte.
    Der Irokese besaß vom Haarschnitt her Ähnlichkeit mit einem modernen Punk. An beiden Seiten war der Kopf kahl, und in der Mitte standen die Haare zu Berge. Unter dem Haarkamm funkelte ein böses, fratzenhaftes Gesicht. Es sah aus, als wäre es aus verschiedenen Teilen zusammengeschoben worden. Sogar der Mund saß schief, ebenso die klumpige Nase, und über allem schien der Nebel zu schweben, ebenso wie über seinem, nur mit einem Lendenschurz bekleideten Oberkörper.
    Er war auch bewaffnet. In der rechten Hand hielt er ein Kriegsbeil, einen Tomahawk. Damit drohte er uns, hob den Arm wie zum Schlag, wirbelte herum und huschte blitzschnell davon.
    Er drückte sich nicht in die Höhe. Schattengleich glitt seine Gestalt über den Boden, verschwand unter abgestellten Wagen, wobei einer von ihnen plötzlich auseinanderflog und gleichzeitig in Flammen aufging. Wie aus dem Nichts hatte sich die Feuerwolke gebildet. Die Detonation vernahmen wir erst, als wir schon flach am Boden lagen. Uns erreichte der Hitzeschleier, ich hörte Abes Fluchen und sah, daß er zur Seite kroch, seine Waffe in der Hand.
    Zu schießen brauchte er nicht. Es gab kein Ziel. Der Geist war längst verschwunden.
    Wir standen auf und starrten ins Feuer.
    Der Brand hatte sofort Alarm ausgelöst. Wir hörten das Heulen der Sirenen, sahen Gestalten über den Parkplatz hasten und schon bald war der erste Löschwagen zur Stelle. Wir schauten den Männern ebenso zu, wie andere Personen, die sich verdächtig nahe bei uns aufhielten und uns wahrscheinlich die Schuld für den Brand gaben. Sie mußten etwas bemerkt haben,

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