0478 - Der Horror-Kalender
befand sich in ständiger Bewegung. Neue Besucher kamen, andere verließen den Saal, um frische Luft zu schnappen. Anschließend kehrten sie dann wieder zurück.
Als Suko die Tür aufstieß und den Saal verließ, wäre er fast mit einer: hochgewachsenen Gestalt zusammengestoßen, die einen langen, schwarzen Umhang trug und das Gesicht durch eine bleich-graue Maske entstellt hatte.
Die Maske gehörte zu den klassischen Monsterfiguren. Sie zeigte das Gesicht des Phantoms der Oper. Schon vor Jahrzehnten hatte sich ein Filmregisseur dieses Falles angenommen und einen der Horrorfilme gedreht, die Geschichte gemacht hatten.
Die Maske mit dem schiefen, offenem Maul starrte Suko für einen Moment an. Die Augenlöcher waren an den Innenrändern weiß bemalt worden, so daß Suko von den eigentlichen Pupillen so gut wie nichts sah. Eine behandschuhte Hand schob sich an dem Inspektor vorbei und drückte die Tür auf. Dabei nickte ihm die Maske zu.
»Bitte«, sagte der Chinese.
Der Verkleidete verschwand aus seinem Blickfeld. Um ihn noch einmal sehen zu können, drehte sich Suko um. Das Phantom der Oper schlenderte auf einen der größten Verkaufstische zu, um sich die dort ausliegenden Bücher anzuschauen.
Die Frau an der Kasse legte eine kurze Pause ein. Im Moment kamen keine weiteren Besucher, da konnte sie ihre Sandwichs essen und auch den Kaffee trinken.
Suko blieb neben der Kassiererin stehen. Sie war nicht verkleidet, trug einen dunklen Pullover und einen helleren Rock. Als sie Suko bemerkte, setzte sie ihre Brille auf und lächelte ihn fragend an.
»Guten Appetit wünsche ich Ihnen.«
»O danke.«
»Ich möchte Sie ja nicht gern stören…«
»Das haben Sie schon.«
»Tut mir leid, aber ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier, sondern dienstlich.«
»Wieso?«
»Ich bin von der Feuerwehr.«
Sie wollte es nicht so recht glauben.
»Und da erscheinen Sie ohne Uniform.«
Suko schüttelte den Kopf. »Sie wissen doch, wie das ist, Madam. Uniformen machen manche Leute nervös.«
»Ja, da haben Sie recht.«
»Was sein muß, das muß sein. Ich kenne mich hier nicht aus, muß aber einige Überprüfungen anstellen. Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich den Weg in den Keller finde.«
Die Frau stellte die dicke Tasse zur Seite. »Habe ich Sie richtig verstanden? Sie wollen in den Keller?«
»Ich muß dorthin. Die Sicherheit, Sie wissen…«
»Das ist mir schon klar. Nur wundere ich mich darüber. Bisher hat sich noch niemand darum gekümmert.«
»Wir wissen das. Es war nicht allein unsere Schuld. Man hat dieses Treffen zu spät gemeldet.«
»Ich kann hier nicht weg«, sagte sie. Suko lächelte sie an. »Das brauchen Sie auch nicht. Ich möchte nur gern wissen, wie ich in den Keller gelange.« Die Frau stand auf.
»Was tut man nicht alles für die Feuerwehr«, murmelte sie und faßte nach Sukos Arm. »Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen zumindest einen Teil des Weges.«
Beide schritten auf eine Tür zu, die in der Gangwand kaum auffiel. Sie war abgeschlossen.
»Wo ist der Schlüssel?« fragte Suko. »Den habe ich nicht.«
»Können Sie ihn besorgen?«
»Vielleicht. Ich müßte mal bei der Hausverwaltung anrufen. In den Keller soll niemand hineingehen. Er ist bestimmt baufällig. Aber sie sind ja vom Fach.«
»Würden Sie denn telefonieren?«
»Das mache ich auch noch.« Sie schaute zurück auf die Kasse, wo wieder einige neue Besucher standen. »Aber erst muß ich einige Karten verkaufen.«
»Bitte, ich warte.«
Es paßte dem Inspektor nicht, daß es Schwierigkeiten gab, in den Keller zu gelangen. Er wollte die Frau nicht stören und baute sich dicht vor der Glastür auf, durch die er auch in den großen Verkaufsraum schauen konnte.
Dort hatte sich eine Gruppe Verkleideter zusammengefunden und begann mit einem magischen Tanz. Die Mädchen waren als Hexen verkleidet, manche hatten sich richtig häßlich gemacht.
Suko entdeckte auch das Phantom der Oper. Der Mann stand nahe der Hexengruppe, schaute zu und wurde von einem Mädchen durch Zeichen animiert, sich dem Kreis einzugliedern.
»So, jetzt können wir!« hörte Suko die Stimme der Kassiererin. »Ich habe etwas Ruhe bekommen. Wir…«
Es kam nicht mehr dazu, weil sich die Ereignisse im Saal überstürzten.
Suko hatte schon die letzten Minuten über nach Bill Conolly gesucht. Nun sah er ihn.
Der Reporter flog geschoßartig und zusammen mit einer ausgebrochenen Tür aus einem versteckt liegenden Raum in den Saal hinein und landete zwischen den
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