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0479 - Die Nacht der bösen Angela

0479 - Die Nacht der bösen Angela

Titel: 0479 - Die Nacht der bösen Angela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist kein guter Ort, verstehen Sie?«
    »Nein, ich verstehe nicht.«
    »Man geht dort nicht hin. Die Einwohner von Tullmer meiden ihn. Sie wollen ihm keinen Besuch abstatten. Die meisten fürchten sich davor, einige hassen ihn sogar.«
    »Weshalb?«
    Sie schneuzte ihre Nase. Das Gesicht war vom Weinen verquollen. Die Augen sahen aus, als hätten sie Wundränder. »Man hat dem Gebiet einen Namen gegeben, der Angst machen kann. Dort sind die Gräber der Ahnen. Ja, so sagt man.«
    »Welche Ahnen?« fragte der Abbé.
    »Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls hat man in früheren Jahren dort Tote bestattet. Das war im Dreißigjährigen Krieg. Man warf die Leichen einfach in den Sumpf. Hier haben viele Kämpfe getobt. Fremde Söldner aus dem Norden drangen vor bis in das Elsaß. Wer von denen starb, wurde in den Sumpf geworfen. Irgend jemand hat dem Gebiet dann diesen Namen gegeben. Was es genau damit auf sich hat, kann ich auch nicht sagen. Und die Quelle hat es auch schon gegeben.«
    »Geschahen in letzter Zeit dort Dinge, die den Menschen hier unheimlich vorgekommen sind?« wollte der Abbé wissen.
    »Nein…« Sie schüttelte den Kopf. »Ich… ich weiß nicht so recht, was Sie meinen.«
    »Spukt es da?«
    »Das kann sein - ja.«
    »Na bitte.«
    »Aber ich habe nichts gesehen. Bis dann die böse Angela kam. Sie hat das Grauen gebracht.«
    »Ja, sie kehrte zurück.«
    »Woher?«
    »Aus dem Sumpf, nehme ich an«, erwiderte der Abbé. »Sie muß die langen Jahre im Sumpf gelegen haben, eine andere Erklärung gibt es nicht. Damals ist sie mit einem Mann namens Romain Bloch zusammengewesen.«
    »Sie kennen die Geschichte?«
    Der Templer nickte lächelnd. »Ja, ich kenne sie gut. Unter anderem bin ich einer der Nachfolger dieses Romahn. Auch ich heiße Bloch, wenn Sie verstehen, Madame. Unser Erscheinen hier ist nicht ganz zufällig. Wir wollen der bösen Angela das Handwerk legen. Wir wollen sie vernichten, so ist es.«
    Madame Cingar nickte. Wahrscheinlich bemerkte sie dies selbst nicht. Außerdem sahen wir ihr an, daß sie nichts verstanden hatte. Ich erkundigte mich, ob wir sie zu Freunden oder Bekannten bringen sollten, da bald die Polizei erscheinen würde, um die beiden Toten abzuholen.
    »Nein, ich bleibe im Haus.«
    »Mit den Toten?«
    Lisette Cingar schaute mich an. »Jetzt tun sie mir doch nichts mehr, oder?«
    »Da haben Sie recht. Sie können Ihnen nichts mehr tun. Wir haben die beiden erlöst.«
    »Sind Sie stärker als Vampire?«
    »Es sieht so aus.«
    Lisette Cingar ballte beide Hände. »Dann holen Sie sich diese Angela. Bringen Sie sie um! Pfählen Sie diese Bestie!« keuchte sie. »Das hat sie verdient!«
    »Natürlich, Madame, wir werden schon alles Nötige veranlassen. Sie können sich darauf verlassen.«
    Für Lisette Cingar war das Gespräch beendet. Sie ließ sich nach hinten fallen und blieb auf dem Rücken liegen. Den Blick hielt sie starr gegen die Decke gerichtet.
    Der Abbé und ich verließen das Haus. Vor der Tür schüttelte sich der Templer. »Es war schlimm, John, das ist mir an die Nieren gegangen.«
    »Mir auch.«
    »Immer wieder schlägt die andere Seite zu. Es ist schlimm, sie ist wie eine Pest. Auf nichts nimmt sie Rücksicht.«
    Ich stand schon am Wagen. »Fahren wir noch einmal in den Sumpf?«
    Der Abbé hob die Schultern. »Bleibt uns etwas anderes übrig? Sie wird sich dorthin geflüchtet haben.« Er deutete in die Runde. »Und sieh dir das Wetter an. Das sind fast ideale Bedingungen für eine Person wie Angela. Der Nebel kommt wie bestellt.«
    Da irrte sich der Templer leider nicht. Inzwischen hatte sich der Nebel weiter verdichtet.
    »Willst du fahren?« fragte mich der Abbé.
    »Diesmal ja.«
    Da ich es gewohnt war, verschiedene Autotypen zu fahren, kam ich auch sehr schnell mit dem Talbot zurecht. Eine Übungsminute reichte mir aus, um mich an das Fahrzeug zu gewöhnen.
    Wir rollten die Strecke wieder zurück. Diesmal allerdings langsamer wegen des Wetters.
    Überall brannten die Laternen. Wenn uns Fahrzeuge entgegenkamen, lösten sie sich wie kompakte Schatten aus der grauen Suppe. Es war stiller geworden. Der Nebel dämpfte die Geräusche.
    Wir erreichten die Hauptstraße und fuhren in Richtung Ortsausgang. Ich dachte darüber nach, daß zum Glück nur Lisette Cingar über das Grauen Bescheid wußte, das in dem Ort zugeschlagen hatte.
    Hätten es andere Bewohner gewußt, wäre eine Panik nicht zu vermeiden gewesen.
    Die Lichtfinger der Scheinwerfer glotzten und stachen in den

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