0479 - Die Nacht der bösen Angela
ich daran erst jetzt denke. Wie war das noch bei Baphomeths Geburt? Wer hat ihn da unterstützt und auf ihn achtgegeben? Die AEBA-Dämonen.«
Ja, der Templer hatte recht. Klar, es gab nur die eine Möglichkeit. Baphometh war derjenige, auf den Angela gewartet hatte. Das mußte einfach so sein, ich sah da keine andere Möglichkeit.
»Er und sie«, flüsterte ich. »Welch eine Verbindung!« Ich lachte auf. »Ob das gutgeht?«
»Kennst du die Pläne der Hölle, John?«
»Leider nicht.«
»Aber ich die der abtrünnigen Templer. Sie wollen die Macht Baphomeths aufbauen, und sie werden alles tun, um diesen verfluchten Kind-Dämon zu beschützen. Darüber mußt du dir im klaren sein. Erwarten wir also nicht nur die böse Angela und die Reiter, sondern auch ihn. Jetzt bin ich sicher, daß er kommt.«
Ich war schon auf dem Weg zum Wagen. »Willst du wegfahren?« rief der Abbé mir nach.
»Nein, nur warten.«
»Im Auto?«
Ich öffnete bereits die Fahrertür. »Ja, mein Lieber. Wenn sie kommen, sollen sie uns nicht sofort sehen. So dicht ist der Nebel nun auch nicht. Du kannst ja woanders bleiben.«
»Nein, ich komme schon mit.«
Als der Abbé neben mir saß, holte er wieder seine Silbermaske hervor und setzte sie auf. Sein Gesicht wirkte fremd, man konnte fast Angst vor ihm bekommen.
Auch den Silberpflock holte er hervor und legte ihn quer über seine Beine.
Dann warteten wir. Die Scheibe hatte ich nach unten gekurbelt. Von außen her quollen die Dunstschwaden in den Wagen und verteilten sich dort. Wie feuchte Tücher berührten sie streichelnd unsere Gesichter. Ich hatte Zeit und zündete mir eine Zigarette an, rauchte aber in der hohlen Hand, wie man beim Militär immer so schön sagt, damit die Glut nicht zu sehen war.
Neben mir starrte der Abbé durch die Scheibe. »Irgendwann, John«, sagte er leise. »Bekomme ich diesen Teufel.«
»Und wie?«
Er hob die Schultern. »Die Karten sind noch nicht ausgereizt, weißt du. Ich denke da an die Kathedrale der Angst, wo das silberne Skelett Hector de Valois' liegt. Ich bin davon überzeugt, daß sich in ihm noch magische Kräfte befinden, die ich nur zu wecken brauche, und dann habe ich vielleicht auch Gelegenheit, das Rätsel des Dunklen Grals zu lösen. Was meinst du?«
»Ich würde es uns gönnen.«
»Wenn wir das geschafft haben, könnten wir auch die Macht Baphomeths brechen und möglicherweise die der gesamten Hölle. Gebe der Allmächtige, daß ich diesen Tag noch erlebe.«
Ich drückte meine Zigarette aus, drehte mich nach links, so daß meine linke Gesichtshälfte ins Freie geriet.
»Was hast du?«
Rasch legte ich einen Finger auf die Lippen. Auch der Abbé spannte sich noch mehr. Schließlich antwortete ich ihm. »Ich glaube, etwas gehört zu haben.«
»Und?«
»Das klang nach Hufschlag.«
Bloch griff bereits zum Türöffner.
»Dann sind sie schon in der Nähe - oder?«
»Das kann sein.«
Er wurde plötzlich unruhig, stieg aber nicht aus, sondern starrte in den Nebel.
Lautlos trieb er über die Fahrbahn und kroch ebenso geisterhaft an den Hausfassaden hoch.
Noch war nichts zu sehen. Ich wartete darauf, daß sich die Gestalt eines der Horror-Reiter in der grauen Brühe abzeichnete und er langsam auf uns zuritt.
Wir warteten vergebens.
Wieder verging eine Minute. Neben mir atmete der Abbé zischend aus. »Hast du dich nicht getäuscht, John?«
»Das kann sein.«
Bloch schaute auf seine Uhr. »Sagen wir mal so. Wenn sich in den nächsten fünf Minuten nichts tut, wird einer von uns seinen Gang durch den Ort antreten. Einverstanden?«
»Klar.« Ich lächelte schmal. »Und wer wird das sein?«
»Ich.«
Der Abbé erntete von mir keinen Widerspruch, obwohl ich mit seinem Vorschlag nicht hundertprozentig einverstanden war.
Die Spannung stieg von Sekunde zu Sekunde. Es kostete uns beide Mühe, im Auto sitzenzubleiben.
Noch verdeckte der Nebel alles, aber ich glaubte fest daran, daß das Grauen sich bereits auf dem Weg nach Tullmer befand.
Mein Kreuz »meldete« sich nicht. Ich hatte es in die Tasche gesteckt, um es schneller hervorholen zu können. Gegen die Höllenkräfte und damit auch gegen Baphometh würde es wirken, vorausgesetzt, ich kam dazu, es auch einzusetzen.
Die gesetzte Zeit war um.
Der Abbé tastete nach dem Türgriff. »Bis später, John.«
Er wollte die Tür öffnen, doch ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Nicht, sieh nach vorn.«
Bloch ging vor und hörte meine Anweisung, sich auf die Straßenmitte zu
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