0479 - Eine Puppe aus Manhattan
hatte.
***
Er war unerhört schnell auf den Beinen. Er tänzelte geschickt und versuchte mich in einem Schlaghagel zu ersticken.
Seine Hast kam ihm zunächst teuer zu stehen. Er konzentrierte sich auf den Angriff. Dabei vernachlässigte er seine Deckung. Ich konnte ein paar harte Konterschläge anbringen, die seinem durchtrainierten Körper aber nichts ausmachten. Immerhin veranlaßte es ihn, seine Taktik zu ändern. Er fightete jetzt weniger offensiv, doch sein Tempo blieb dabei immer noch sehr beachtlich.
Ich ließ mir seinen Kampfstil nicht aufzwingen und gab ihm zunächst einmal Gelegenheit, alle seine Ventile zu öffnen. Er schlug wie wild um sich. Zwischendurch erwischte ich ihn hin und wieder schmerzhaft mit meiner Rechten.
Als ihm dämmerte, daß er meiner Technik und Routine nicht gewachsen war, packte ihn die Wut. Er griff in die Trickkiste. Mit einem blitzschnellen Satz schnappte er sich eine etwa fußhohe Bronzestatue vom Fensterbrett. Es war eine Fortuna mit Füllhorn. Eines jener gräßlich kitschigen Dinger, wie es sie auf Jahrmärkten gibt. Damit versuchte er meinen Kopf zu treffen.
Eigentlich bin ich durchaus dafür, unter Fortunas Füllhorn zu geraten, aber in diesem Fall verzichtete ich doch lieber. Ich versuchte Rifford zu unterlaulen, als er sein Bein nach vorne schnellte. Die Schuhspitze traf mich in den Magen, ich knickte zusammen.
Ehe ich in Deckung gehen konnte, traf Rifford mich mit der Statue auf der Schulter. Ein feuriger Schmerz durchzuckte meine Glieder. Für einen Augenblick war ich wie gelähmt. Verzweifelt schoß ich meine Rechte ab. Diesmal landete sie voll ins Ziel. Rifford schrie auf, taumelte drei Schritte zurück und versuchte mit aller Kraft auf den Beinen zu bleiben.
Ich sprang vor und versuchte, ihm die Bronzestatue zu entreißen, die er noch immer in den Händen hielt. Es gelang, aber er klammerte sich mit beiden Händen um meinen Hals. Wir stürzten gemeinsam zu Boden und rollten kickend, schlagend und ringend über den Teppich. Zwei Stühle fielen um. Rifford versuchte mir die Luft abzudrücken. Ich riß wieder meine Rechte hoch und traf diesmal haargenau sein Kinn. Er stöhnte leise auf und fiel schlaff zur Seite.
Schweratmend kam ich hoch und wartete darauf, daß Rifford ebenfalls wieder auf die Beine kam. Aber er blieb liegen. Ich spürte genau, daß er den Kampf noch nicht verloren gab. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, wollte wieder zu Kräften kommen.
Ich beugte mich zu ihm nieder und wollte ihn nach einer Waffe abtasten.
Gleichzeitig riß er beide Arme hoch. Tierisch brüllte er auf. Dann krachten seine Hände in einem fürchterlichen Schlag auf meine Schulterblätter.
Hilflos lag ich am Boden. Ich preßte die Zähne aufeinander und versuchte verzweifelt, mich zu wehren. Aber es gelang ganz einfach nicht.
In diesem Augenblick schellte es. Rifford ließ von mir ab. Langsam schlurfte er zur Tür. Ich glaube, er handelte ganz automatisch und wußte selbst nicht genau, was er tat. Das Klingelzeichen hatte irgendeinen Impuls in ihm ausgelöst.
Die Tür öffnete sich und auf der Schwelle sah ich einen schmalen, aber kräftigen Mann stehen. Er war gut gekleidet. Ich kannte ihn nicht. Er hatte eine große Sonnenbrille auf der Nase sitzen. Der schmalkrempige Hut mit dem breiten, modischen Band war tief in die Stirn gezogen. Mir fielen seine Lippen auf! Sie waren schmal, blaß, fast farblos. In der Hand hielt er eine 32er Pistole.
Rifford klimperte mit den Augendeckeln. In seinem Gesicht zeigte sich plötzlich nackte Angst. Er schaute mich an, hilfesuchend. »Tun Sie doch etwas!« keuchte er. »Stehen Sie nicht bloß so herum, er will mich abknallen!«
Riffords Worte waren gänzlich unnötig. Ich konnte mich ja nicht bewegen. Hilflos lag ich auf dem Boden und mußte mitansehen, was sich hier abspielte. Noch immer zeigte der Schlag seine Wirkung.
»Tu es nicht!« keuchte Rifford. Er zitterte. Auf seiner Stirn bildete sich ein Netzwerk feiner Schweißtropfen. Einige davon vereinigten sich und rollten wie eine Träne im Zickzack an der Schläfe herab. Es war klar, daß er genau wußte, weshalb der Mann gekommen war.
»Du hattest deine Chance, Buck«, sagte der Fremde mit der Sonnenbrille verächtlich.
»Ich kann zahlen! Sie bekommen Ihr Geld«, wimmerte Rifford.
»Was geht hier vor?« erkundigte ich mich.
»Sie erleben den Tod eines Mannes, der sich einbildete, alle Fäden in der Hand zu halten«, spottete der sonnenbebrillte Besucher. »Ich würde Ihnen raten,
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